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Medien und Gewalt.

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Übersicht Wirkungen von <strong>Gewalt</strong> in Film <strong>und</strong> Fernsehen<br />

➔<br />

Als Bestätigung dafür, dass feindselige Kognitionen „chronisch“ zugänglich werden<br />

können, interpretieren Dolf Zillmann <strong>und</strong> James B. Weaver (1999) die Bef<strong>und</strong>e folgen­<br />

den Experiments: 93 Studiernde (50 männlich, 43 weiblich) sahen vier Tage hinter­<br />

einander Spielfilme, die entweder intensive <strong>Gewalt</strong> oder keine <strong>Gewalt</strong> enthielten. Am<br />

fünften Tag wurde ein Teil der Versuchspersonen beleidigt, ein anderer nicht. 130<br />

Danach wurden die Probanden gebeten, auf einem Formular eine vertrauliche Bewer­<br />

tung der beiden Studentinnen (Fre<strong>und</strong>lichkeit, Kompetenz, Förderungswürdigkeit<br />

usw.) abzugeben, die die Tests (<strong>und</strong> auch die Beleidigungen) durchgeführt hatten.<br />

Diese Bewertung sollte vorgeblich dazu dienen, eine Entscheidung über die Weiterbe­<br />

schäftigung der beiden Assistentinnen zu treffen.<br />

Sowohl Männer als auch Frauen, die mehrere <strong>Gewalt</strong>filme gesehen hatten, verhielten<br />

sich feindseliger als die Rezipienten der gewaltfreien Filme. Das Verhalten der Proban­<br />

den war unabhängig davon, ob sie zuvor beleidigt worden waren oder nicht. Die For­<br />

scher sehen in ihren Bef<strong>und</strong>en eine Bestätigung dafür, dass häufigeres, konsistentes<br />

Priming kein kurzfristiger Effekt ist, der sich nur unmittelbar nach der Rezeption zeigt.<br />

Als Nachweis für wirklich langfristige Priming-Effekte kann die Untersuchung den­<br />

noch nicht dienen, da auf der Basis dieser Untersuchungsanlage noch keine Aussagen<br />

darüber getroffen werden können, wie lange dieser einen Tag nach der letzten Rezep­<br />

tion gemessene Effekt anhält bzw. welcher <strong>Gewalt</strong>-Dosis es bedarf, um wirklich dauer­<br />

haftes Priming zu bewirken. Die abhängige Variable (Beurteilung der Assistentinnen)<br />

eignet sich zudem nicht, um Aussagen über tatsächlich gewalttätiges Verhalten zu<br />

treffen.<br />

Zusammenfassung:<br />

Aktuelle Forschungsbef<strong>und</strong>e sprechen für die Existenz von Priming-Effekten durch<br />

violente <strong>Medien</strong>inhalte. Auch gibt es Hinweise darauf, dass es sich dabei nicht nur um<br />

eine kurzfristige Wirkung handelt. Langfristige Effekte bedürfen allerdings noch der<br />

weiteren Untersuchung. Dies gilt auch für die Präzisierung der beim Priming ablau­<br />

fenden Prozesse, zu denen auf theoretischer Ebene noch recht unterschiedliche Vor­<br />

stellungen herrschen (zu den verschiedenen Konzepten vgl. den Überblick von Ros­<br />

kos-Ewoldsen, Roskos-Ewoldsen <strong>und</strong> Carpentier 2002). Auch können die geschilder­<br />

ten Untersuchungen aufgr<strong>und</strong> dafür ungeeigneter Operationalisierungen noch<br />

keine überzeugenden Aussagen zum Beitrag von Priming zu gewalttätigem Verhal­<br />

ten treffen.<br />

130 Dies geschah, indem ein zuvor durchgeführter Test (Identifikation des emotionalen Ausdrucks von verschiedenen<br />

auf Photos abgebildeten Gesichtern) in neutraler oder in beleidigender Weise bewertet wurde. ➔<br />

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