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Medien und Gewalt.

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Übersicht Wirkungen von <strong>Gewalt</strong> in Film <strong>und</strong> Fernsehen<br />

➔<br />

Einflussfaktoren nicht untersucht wurden <strong>und</strong> v. a. die Zahl der Fälle äußerst gering ist.<br />

Insgesamt wurden nur 37 Selbstmordaufrufe identifiziert, von denen zudem einige<br />

von derselben Person stammten. Drei Aufrufe verschiedener Personen an einem Tag<br />

galten bereits als „Häufung“ zu einem bestimmten Zeitpunkt. Diese Studie kann daher<br />

nur als interessanter erster Ansatz zur Untersuchung einer methodisch schwer opera­<br />

tionalisierbaren Fragestellung gewertet werden. Zur Ableitung weitergehender<br />

Schlussfolgerungen ist sie nicht geeignet.<br />

Eine weitere aktuelle Studie (Scheel/Westefeld 1999) hat den Zusammenhang zwischen<br />

Heavymetal-Musik <strong>und</strong> Selbstmordrisiko untersucht. 121 durchschnittlich 17-jährige<br />

Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler (77 weiblich, 44 männlich) füllten einen Fragebogen aus, mit<br />

dem die Zustimmung zu verschiedenen Gründen, keinen Selbstmord zu begehen (z. B.<br />

Verantwortung für die Familie, Angst vor Selbstmord, moralische Bedenken usw.), so­<br />

wie das Selbstmordrisiko (Häufigkeit bzw. Ernsthaftigkeit von Selbstmordgedanken)<br />

gemessen wurden. Außerdem wurde die Präferenz für fünf Musikrichtungen erhoben<br />

<strong>und</strong> für die drei bevorzugten nach der Dauer des Hörens sowie der Stimmung vor <strong>und</strong><br />

nach dem Hören der entsprechenden Musik gefragt. 40 % der Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler<br />

brachten eine Präferenz für Heavymetal-Musik zum Ausdruck (64 % Jungen, 27 % Mäd­<br />

chen). Die Heavymetal- Fans erzielten auf der Skala, die die gegen Selbstmord sprechen-<br />

den Gründe maß, geringere Werte als die Fans anderer Musikrichtungen. Auch berich­<br />

teten sie häufiger über Selbstmordgedanken. Die Häufigkeit der Heavymetal-Musik­<br />

nutzung spielte dabei keine Rolle. Allerdings berichteten die Heavymetal-Fans ebenso<br />

wie die Anhänger anderer Musikrichtungen, gewöhnlich in guter Stimmung zu sein,<br />

wenn sie ihre bevorzugte Musik hörten, <strong>und</strong> nach dem Hören eher eine Stimmungsver­<br />

besserung als eine Stimmungsverschlechterung zu erfahren. Gefühle der Wut wurden<br />

durch Heavymetal- Musik allerdings in geringerem Maße reduziert als durch andere<br />

Musikgenres. Diejenigen, die sich nach dem Musikhören wütender fühlten, wiesen<br />

auch geringere Werte bei den gegen Selbstmord sprechenden Gründen auf. Dies galt<br />

allerdings für die Anhänger aller Musikrichtungen, was darauf hindeutet, dass die<br />

Ursache eher in der Persönlichkeit oder den Lebensumständen als in der gehörten<br />

Musik liegt. Insgesamt bleibt aufgr<strong>und</strong> der Bef<strong>und</strong>e dieser Studie unklar, ob Heavyme­<br />

tal-Musik Selbstmordgedanken hervor ruft, sie reduziert, diejenigen mit Selbstmord­<br />

tendenzen entsprechende Musik bevorzugen oder eine Drittvariable den Zusammen­<br />

hang beeinflußt. 120<br />

Mittlerweile sind auch einige Forschungsübersichten erschienen, die versuchen den<br />

Forschungsstand zum Nachahmungspotential von medialen Suiziddarstellungen zu­<br />

sammenzufassen. Armin Schmidtke u. a. (vgl. z. B. Schmidtke/Schaller 1998; 2000;<br />

Schmidtke/Schaller/Kruse 2003; Schmidtke u. a. 2002) kommen zu dem Ergebnis, dass<br />

die Mehrzahl der Studien Belege für Imitationseffekte bei aggressivem <strong>und</strong> suizidalem<br />

Verhalten gef<strong>und</strong>en habe. Madelyn S. Gould (2001) vertritt die Ansicht, dass die Exis­<br />

120 Stack (1998) schlägt z. B. Mangel an religiöser Bindung als einen solchen Faktor vor. ➔<br />

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