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Medien und Gewalt.

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Übersicht Wirkungen von <strong>Gewalt</strong> in Film <strong>und</strong> Fernsehen<br />

➔<br />

Untersucht wurde auch, welche konkreten <strong>Medien</strong>inhalte Furcht auslösen. 144 Cantor<br />

(1998b, S. 63–66; 2002, S. 291–295; 2003a, S. 188f.; 2003b, S. 213–215; Harrison/Cantor<br />

1999) geht davon aus, dass es bestimmte, in der Realität üblicherweise Furcht auslösen­<br />

de Stimuli gibt, die als Fernsehdarstellungen – in reduziertem Ausmaß – zu den glei­<br />

chen emotionalen Reaktionen führen. Cantor hat drei Kategorien generell furchtein­<br />

flößender <strong>und</strong> in den <strong>Medien</strong> oft vorkommender Stimuli identifiziert:<br />

1. Gefahren <strong>und</strong> Verletzungen (z. B. durch Naturkatastrophen, gewalttätige Ausei­<br />

nandersetzungen, Angriffe bösartiger Tiere),<br />

2. Verzerrungen natürlicher Formen (z. B. Zwerge, Riesen, Mutanten, Monster, Geister,<br />

Mumien),<br />

3. Erfahrung der Gefährdung <strong>und</strong> Furcht von anderen (Angstauslösung durch Empa­<br />

thiereaktionen).<br />

Nach Cantor beeinflussen drei Faktoren die Tendenz zu emotionalen Reaktionen auf<br />

<strong>Medien</strong>stimuli:<br />

1. Ähnlichkeit der gezeigten Stimuli mit Stimuli, die auch in der Realität Furcht auslö­<br />

sen (realistische Darstellungen),<br />

2. Motive der <strong>Medien</strong>zuwendung,<br />

3. Faktoren, die Gefühlsreaktionen generell betreffen (z. B. Erregung, ausgelöst z. B.<br />

durch spannende Handlung, Musik usw.).<br />

Bei diesen Generalisierungen ist allerdings zu berücksichtigen, dass weitere, mit dem<br />

jeweiligen Rezipienten individuell zusammenhängende Eigenschaften <strong>und</strong> Erfahrun­<br />

gen Angstreaktionen beeinflussen. Als wichtige Determinante haben sich Alter <strong>und</strong><br />

Geschlecht erwiesen. Was das Alter betrifft, konstatiert Cantor (1998b; 2001, S. 210–213;<br />

2002; 2003a; 2003b; Cantor/Mares 2001), dass Kinder im Laufe ihrer Entwicklung kei­<br />

neswegs weniger empfänglich für medieninduzierte Angstreaktionen werden. Viel­<br />

mehr verändert sich mit der Art der Ängste auch die Art der <strong>Medien</strong>inhalte, die sie als<br />

furchteinflößend wahrnehmen. Kinder im Alter von ca. 3 bis 8 Jahren werden v. a.<br />

durch leicht erfassbare, nicht unbedingt realistische „Bedrohungen“ geängstigt, wie<br />

das furchterregende Erscheinungsbild von Protagonisten (z. B. gefährliche Tiere, über­<br />

natürliche Wesen wie Geister, Monster, Hexen), sowie durch laute Geräusche <strong>und</strong><br />

plötzliche Bewegungen. Cantor (1998b, S. 58) bemerkt dazu: „[...] preschool children<br />

are more likely to be frightened by something that looks scary but is actually harmless<br />

144 Eine detaillierte Analyse entsprechender Inhalte liegt nicht vor. Alicia D. Kalamas <strong>und</strong> Mandy Gruber<br />

(1998) stellten anhand einer Messung des Hautwiderstandes beim Betrachten eines violenten Filmausschnitts<br />

fest, dass nicht unbedingt die tatsächlichen <strong>Gewalt</strong>taten die stärksten Emotionen auslösen, sondern<br />

„implizite <strong>Gewalt</strong>“ (z. B. Nahaufnahme des Gesichts eines Mörders) stärkere Reaktionen hervorrufen<br />

kann. Ob durch die Messung des Hautwiderstandes „Furcht“ angemessen operationalisiert wird, ist allerdings<br />

fraglich (vgl. Kapitel 3.3.2). Zudem muss offen bleiben, welchen Bezug diese kurzfristigen Reaktionen<br />

zu der in anderen Studien untersuchten, auch längerfristig wirksamen Ängstigung des Rezipienten<br />

besitzen. ➔<br />

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