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Übersicht Wirkungen von <strong>Gewalt</strong> in Film <strong>und</strong> Fernsehen<br />
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than by something that looks attractive but is actually harmful.“ Für Kinder zwischen<br />
9 <strong>und</strong> 12 Jahren, die schon besser zwischen Realität <strong>und</strong> Fiktion unterscheiden können,<br />
spielt dagegen v. a. die Frage eine Rolle, ob das Dargestellte auch im wirklichen Leben<br />
passieren könnte. Sie fürchten sich stärker vor physischer Zerstörung <strong>und</strong> vor Verlet<br />
zungen ihrer selbst oder von Familienangehörigen. Bei Heranwachsenden ab ca.<br />
13 Jahren bestehen diese Ängste fort, werden aber auch durch mit der Schule verbun<br />
dene Ängste <strong>und</strong> – aufgr<strong>und</strong> der weiter entwickelten Fähigkeit zu abstraktem Denken<br />
– durch „soziale Ängste“ vor weniger greifbaren Bedrohungen wie der Furcht vor<br />
politischen, ökonomischen <strong>und</strong> globalen Entwicklungen (z. B. globale Konflikte, Atom<br />
krieg), aber auch vor übernatürlichen Kräften ergänzt.<br />
Auch Muris u. a. (2000) stellten in einer Befragung von 190 Kindern im Alter zwischen<br />
4 <strong>und</strong> 12 Jahren fest, dass sich die Art der Ängste mit der Entwicklung verändert. Ihre<br />
Ergebnisse ähneln denen von Cantor. Muris u. a. konstatierten eine Zunahme von<br />
Ängsten zwischen der Altersgruppen der 4- bis 6-Jährigen <strong>und</strong> der 7- bis 9-Jährigen. Bei<br />
Kindern zwischen 10 <strong>und</strong> 12 Jahren dagegen war ein Rückgang der Ängste zu verzeich<br />
nen. Im Hinblick auf den Inhalt der Ängste blieben zwar die ausgeprägtesten Ängste<br />
im Laufe der Zeit konstant, andere dagegen zeigten deutliche Veränderungen. So ging<br />
z. B. die Angst vor einer Trennung von den Eltern oder vor Phantasie-Kreaturen im<br />
Laufe der Zeit zurück, Prüfungsängste dagegen nahmen zu.<br />
Cantor (2001, S. 321–324; vgl. auch Cantor 2002, S. 296–299; 2003a, S. 190–194;<br />
Cantor/Mares 2001, S. 321–324) fasst den Forschungsstand folgendermaßen zusammen:<br />
1. Die Bedeutung der direkt greifbaren Komponenten des furchterregenden Stimulus<br />
(z. B. äußeres Erscheinungsbild der Protagonisten) lässt mit zunehmendem Alter nach.<br />
2. Reaktionen auf fiktive Gefahren gehen zurück, solche auf realistische Gefahren<br />
dagegen nehmen zu.<br />
3. Mit zunehmender Reife werden Kinder eher von Darstellungen geängstigt, die eher<br />
abstrakte Gefahren (z. B. die Möglichkeit eines Nuklearangriffs) beinhalten.<br />
Mit diesen Bef<strong>und</strong>en in Einklang stehen auch Ergebnisse von Studien, die zeigen, dass<br />
Furchtreaktionen auf fiktive Inhalte zwar mit zunehmendem Alter zurückgehen, dies<br />
jedoch nicht für Fernsehnachrichten gilt. Im Gegenteil empfinden ältere Kinder (ca. 8<br />
bis 12 Jahre) Fernsehnachrichten eher als ängstigend <strong>und</strong> bringen auch eher Besorgnis<br />
bezüglich ihrer eigenen Sicherheit <strong>und</strong> der ihrer Familie zum Ausdruck als jüngere<br />
Kinder (vgl. Cantor 1998b, S. 113; 2001, S. 211–213; 2003, S. 195–197; 2003b, S. 214;<br />
Cantor/Nathanson 1996; Smith/Wilson 2002; Smith u. a. 2002; Valkenburg/Cantor/<br />
Peeters 2000). 145<br />
145 Valkenburg/Cantor/Peeters (2000) konnten in ihrer Befragung 7- bis 12-jähriger niederländischer Kinder<br />
einen Rückgang der Ängstigung durch fiktive Inhalte nachweisen. Allerdings bestätigte sich nicht, dass<br />
ältere Kinder stärker als jüngere von realistischen Inhalten geängstigt werden. Als eine Erklärung für diesen<br />
Bef<strong>und</strong> führen die Verfasser an, dass sie im Gegensatz zu anderen Studien verhältnismäßig alte Kinder<br />
untersucht haben, die realistische von fiktiver <strong>Gewalt</strong> schon besser unterscheiden können. ➔<br />
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