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Medien und Gewalt.

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Übersicht Wirkungen von <strong>Gewalt</strong> in Film <strong>und</strong> Fernsehen<br />

➔<br />

3.4.3.2 Geschlecht<br />

Betrachtet man Geschlechtsunterschiede bei der Wirkung medialer <strong>Gewalt</strong>darstellun­<br />

gen, so deutet das Muster der bislang gef<strong>und</strong>enen Ergebnisse darauf hin, dass sowohl<br />

männliche als auch weibliche Rezipienten von schädlichen Folgen der <strong>Medien</strong>gewalt<br />

betroffen sind, die Effekte für männliche Personen aber zumeist stärker ausfallen. Dies<br />

war auch das Ergebnis der Meta-Analyse von Haejung Paik <strong>und</strong> George Comstock<br />

(1994). Diese fanden eine identische Effektstärke von TV-<strong>Gewalt</strong> für beide Geschlechter<br />

in nichtexperimentellen Studien, wohingegen in experimentellen Studien ein etwas<br />

stärkerer Effekt für Männer als für Frauen festzustellen war. Es fragt sich allerdings, ob<br />

dieses Ergebnis bei der Betrachtung aktueller Studien noch Gültigkeit besitzt. Brad J.<br />

Bushman <strong>und</strong> L. Rowell Huesmann (2001, S. 242) vermuten, dass sich die gef<strong>und</strong>enen<br />

Effekte für Frauen im Laufe der Zeit verstärkt haben, da im Fernsehen mehr aggressive<br />

weibliche Modelle zu sehen seien <strong>und</strong> weibliches Aggressionsverhalten sozial akzep­<br />

tabler geworden sei (vgl. dazu auch Kiewitz/Weaver 2001). Die Entwicklung der Effekt­<br />

stärken für beide Geschlechter ist allerdings im Zeitverlauf noch nicht untersucht<br />

worden. Auch geben jüngere Meta-Analysen (vgl. Bushman/Anderson 2002; Hogben<br />

1998; Kapitel 3.5.3) keinen Aufschluss über geschlechtsspezifische Wirkungsmuster.<br />

Dass Mädchen bzw. Frauen in Bezug auf die Entstehung violenter Verhaltensweisen<br />

durch <strong>Medien</strong>gewalt generell als etwas weniger gefährdet betrachtet werden als<br />

Männer bzw. Jungen, dürfte auch damit zusammenhängen, dass sie eine geringere<br />

Präferenz für gewalttätige <strong>Medien</strong>inhalte aufweisen. Die vorliegenden Studien kom­<br />

men relativ übereinstimmend zu dem Ergebnis, dass Männer <strong>Gewalt</strong> deutlich mehr<br />

schätzen als Frauen (vgl. als Überblick Oliver 2000). Diese unterschiedlichen Präferen­<br />

zen sind bereits bei Kindern im Alter zwischen 3 <strong>und</strong> 5 Jahren festzustellen (vgl. z. B.<br />

Cantor 1998a; Cantor/Nathanson 1997; Fischer 2000, S. 227; Fuchs/Lamnek/Luedtke<br />

2001; Goldstein 1998a; Harrison/Cantor 1999; Hopf 2001; Kirsh/Olczak 2002a; Valken­<br />

burg/Cantor 2000; Valkenburg/Janssen 1999). Darüber hinaus zeigen Frauen zumeist<br />

mehr Empathie, v. a. mit den Opfern (vgl. z. B. Grimm 1999; Hopf 2001; Schorb/Hartung<br />

2003; zusammenfassend auch Cornelißen 1998, S. 195), was ebenfalls gewaltmindernd<br />

wirken kann (vgl. Kapitel 3.4.2.4, 10.2).<br />

In Einklang mit der stärkeren weiblichen Abneigung gegenüber <strong>Medien</strong>gewalt steht<br />

der relativ gut abgesicherte Bef<strong>und</strong>, dass Frauen bzw. Mädchen mit mehr Furcht auf<br />

<strong>Gewalt</strong>darstellungen reagieren als Männer bzw. Jungen – im Hinblick auf diese Form<br />

der Wirkung von <strong>Medien</strong>gewalt müssen sie als stärker gefährdet betrachtet werden<br />

(vgl. dazu Kapitel 3.3.9 sowie zusammenfassend Cornelißen 1998, S. 195). Dies war auch<br />

das Ergebnis verschiedener Experimente von Grimm (1999, S. 720), der aus seinen<br />

Bef<strong>und</strong>en folgert: „Frauen reagieren auf <strong>Gewalt</strong>bilder besonders heftig mit Angst.<br />

Außerdem können Frauen den Einfühlungsstress bei Blutszenen deutlich schlechter<br />

kontrollieren als Männer. [...] Insgesamt sind die Unterschiede zwischen den<br />

Geschlechtern im Bereich der Angstvermittlung erheblich, die aggressionsbezogenen<br />

Wirkungsdimensionen werden hingegen von geschlechtsübergreifenden Gr<strong>und</strong>­<br />

mustern beherrscht.“<br />

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