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Übersicht Wirkungen von <strong>Gewalt</strong> in Film <strong>und</strong> Fernsehen<br />
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sondern sie äußerten dieses Urteil auch schneller als Wenigseher (vgl. zusammenfas<br />
send Shrum 2002, S. 80). In anderen Untersuchungen wurden die Versuchspersonen<br />
gebeten, ein Beispiel für bestimmte, im Fernsehen oft vorkommende Handlungsmus<br />
ter zu nennen (z. B. Erschießung von Personen) (vgl. Busselle 2001) bzw. auch anzuge<br />
ben, wie leicht es ihnen fiel, sich an ein solches Beispiel zu erinnern (vgl. Shrum 2002,<br />
S. 80). Es gab zwar keine Unterschiede in der Geschwindigkeit der Erinnerung, aber die<br />
subjektiv empf<strong>und</strong>ene Leichtigkeit der Erinnerung („subjective ease of recall“) war für<br />
Vielseher größer, was als bessere Zugänglichkeit entsprechender Informationen durch<br />
den höheren Fernsehkonsum interpretiert wurde.<br />
2. Die Zugänglichkeit von Informationen fungiert als Moderator im Kultivierungsprozess<br />
Als Nachweis dafür, dass die Zugänglichkeit mentaler Konstrukte für den Kultivie<br />
rungsprozess entscheidend ist, wird von Shrum das erwähnte Experiment von Busselle<br />
(2001) angeführt. Als Moderator für den Zusammenhang zwischen Fernsehkonsum<br />
<strong>und</strong> Kultivierungseffekt (d. h. durch das Fernsehen geprägtem Urteil über einen Sach<br />
verhalt) wurde in dieser Studie die mentale Zugänglichkeit von Beispielen für einen<br />
sozialen Sachverhalt betrachtet. Busselle (2001) forderte 197 Studentinnen <strong>und</strong> Studen<br />
ten auf, die Häufigkeit bestimmter Ereignisse in der Realität einzuschätzen. Hierbei<br />
handelte es sich um den Prozentsatz verheirateter Amerikaner, die eine außereheliche<br />
Affäre hatten, den Prozentsatz schwarzer Ärzte <strong>und</strong> den Prozentsatz von Amerikanern,<br />
die durch Erschießung zu Tode kommen. Diese Fragen wurden ausgewählt, weil anzu<br />
nehmen war, dass die meisten Befragten ihr Urteil hierzu eher auf Fernsehinformatio<br />
nen als auf eigene Erfahrung stützen würden. Außerdem wurde die Geschwindigkeit<br />
gemessen, mit der sich die Probanden an ein konkretes Beispiel für die genannten Sach<br />
verhalte erinnern konnten. Die Versuchspersonen wurden in zwei Gruppen unterteilt.<br />
Ein Teil von ihnen sollte ihr Urteil vor der Nennung eines konkreten Beispiels abgeben,<br />
der andere Teil danach. Das Experiment ergab, dass bei denjenigen, die zuerst ihre Ein<br />
schätzung abgaben, dieses Urteil durch die Höhe des Fernsehkonsums beeinflusst wurde,<br />
d. h. Vielseher gaben eher ein Urteil ab, das der Fernsehrealität entsprach als Wenigse<br />
her. Wenn sich die Probanden dagegen vor Abgabe ihrer Einschätzung zunächst an ein<br />
Beispiel erinnern sollten, zeigte sich kein Zusammenhang zwischen Fernsehkonsum <strong>und</strong><br />
Urteil, d. h. der Einfluss der Fernsehrealität auf ihre Einschätzung wurde offensichtlich<br />
abgeschwächt. Die Geschwindigkeit, mit der die Probanden ein Beispiel nennen konnten,<br />
hing in keiner der beiden Versuchsgruppen mit der Höhe des Fernsehkonsums zusam<br />
men. 101 Busselle sieht in seinen Bef<strong>und</strong>en eine Bestätigung für einen heuristischen<br />
Informationsverarbeitungsprozess. Der typische Kultivierungseffekt (Zusammenhang<br />
101 Dieses Ergebnis widerspricht Busselles Annahme: „If exemplar accessibility mediates the relationship between<br />
television exposure and social judgment, then the television exposure variables that predict social<br />
judgment also should predict the accessibility of examples related to those judgments.“ (Busselle 2001,<br />
S. 47). Zwar hatte die Höhe des Fernsehkonsums keinen Einfluss auf die Zugänglichkeit von Beispielen im<br />
Gedächtnis, es zeigte sich aber, dass der (ebenfalls erhobene) wahrgenommene Realismus von Fernsehinhalten<br />
die Zugänglichkeit von Beispielen im Gedächtnis erhöhte. Busselle (2001, S. 59) zufolge entspricht<br />
dieser Bef<strong>und</strong> der Annahme, dass die Beziehung zwischen Sehverhalten <strong>und</strong> der Beurteilung sozialer<br />
Sachverhalte z. T. durch die Zugänglichkeit von Beispielen im Gedächtnis erklärt werden kann. ➔<br />
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