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Medien und Gewalt.

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Übersicht Wirkungen von <strong>Gewalt</strong> in Film <strong>und</strong> Fernsehen<br />

➔<br />

S. 213): „Die <strong>Gewalt</strong> im <strong>Medien</strong>angebot entsteht erst durch die Interpretation der Rezi­<br />

pienten.“ Diesen Ansatz versucht Früh mit folgendem vierstufigen Vorgehen in ein<br />

Forschungsdesign umzusetzen:<br />

1. Früh führte eine Rezeptionsstudie durch, in der 921 Versuchspersonen (48 % männ­<br />

lich, 51 % weiblich) zu Hause, d. h. in gewohnter Umgebung, verschiedene gewalt­<br />

haltige Fernsehsequenzen vorgeführt bekamen. Insgesamt kamen 345 Filmszenen<br />

zum Einsatz (jeder Rezipient sah zwischen 27 <strong>und</strong> 41 Szenen), wobei die Art der<br />

enthaltenen <strong>Gewalt</strong> systematisch variiert wurde. Früh unterschied dabei 13 Dimen­<br />

sionen von <strong>Gewalt</strong>: Modalität (direkt sichtbar, verbal berichtet, erschlossen, d. h. bei<br />

latenter <strong>Gewalt</strong> im Vorstadium <strong>und</strong> bei Folgen von <strong>Gewalt</strong> im Nachhinein); Reali­<br />

tätsbezug; <strong>Gewalt</strong>typ (physisch/psychisch); Tätertyp (z. B. Einzelperson, Gruppe,<br />

Staat usw.); Opfertyp (dabei auch Tiere, Pflanzen/Natur, Sachen); Stärke; Relativie­<br />

rung durch gesetzliche Legitimation; Relativierung durch psychische Legitimation;<br />

Relativierung durch Humor; Tatmotivation; Tatwerkzeuge; Beziehung Täter/Opfer<br />

sowie Intensität/Brutalität der Darstellung. Die ihnen vorgeführten Szenen sollten<br />

die Rezipienten nach verschiedenen kognitiven <strong>und</strong> affektiven Wahrnehmungsdi­<br />

mensionen beurteilen (<strong>Gewalt</strong>haltigkeit, Angsterregung, Mitgefühl, Faszination<br />

<strong>und</strong> intellektueller Nutzen).<br />

2. Im Rahmen einer Inhaltsanalyse untersuchte Früh eine künstliche Woche des<br />

Programms der fünf reichweitenstärksten überregionalen Fernsehprogramme<br />

(ARD, ZDF, RTL, SAT.1, Pro7) zwischen 16.00 <strong>und</strong> 24.00 Uhr im Jahr 1996.<br />

3. In einer Fusion von Rezeptionsstudie <strong>und</strong> Inhaltsanalyse wurde das „zielgruppen­<br />

spezifische Stimuluspotenzial“ ermittelt (Früh 2001, S. 67). Dabei wies Früh jeder<br />

<strong>Gewalt</strong>variante einen spezifischen „Rezeptionswert“ (Früh 2001, S. 182) zu, „d. h. es<br />

wird das Mischungsverhältnis stärkerer <strong>und</strong> schwächerer <strong>Gewalt</strong>szenen in den<br />

einzelnen Programmen berücksichtigt (,<strong>Gewalt</strong>variantenmix‘).“ Auf diese Weise<br />

entstanden Werte für den vermutlich durch das Publikum wahrgenommenen<br />

<strong>Gewalt</strong>gehalt verschiedener Programme.<br />

4. Schließlich wurde eine „Gewichtung der zielgruppenspezifisch evaluierten <strong>Medien</strong>­<br />

stichprobe mit den tatsächlichen Einschaltquoten der Zielgruppen im betreffenden<br />

Zeitraum“ (Früh 2001, S. 67) durchgeführt.<br />

Das Ziel dieses Vorgehens beschreibt Früh (2001, S. 183) folgendermaßen: „Danach<br />

wissen wir erstens, wie viel <strong>Gewalt</strong> gemäß der normativen Definition von <strong>Gewalt</strong> im<br />

untersuchten <strong>Medien</strong>angebot enthalten war, zweitens wie aus Sicht des Publikums das<br />

Mischungsverhältnis ,starker‘ <strong>und</strong> ,weniger starker‘ <strong>Gewalt</strong>varianten in den Program­<br />

men gewesen ist, drittens wie viel <strong>Gewalt</strong> die Publika von Sendungstypen, Program­<br />

men etc. an einem bestimmten Tag oder durchschnittlich tatsächlich wahrgenommen<br />

haben, wenn man die jeweilige Zusammensetzung aus den sozio-demographischen<br />

Zielgruppen mit ihren unterschiedlichen Wahrnehmungen berücksichtigt [...].“<br />

➔<br />

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