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Übersicht Wirkungen von <strong>Gewalt</strong> in Film <strong>und</strong> Fernsehen<br />
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3.4.3.4 Intellektuelle Fähigkeiten<br />
Studien zum Einfluss intellektueller Fähigkeiten auf die Wirkung von <strong>Gewalt</strong>darstel<br />
lungen sind rar. 182 Dabei kann sowohl eine stärkere Wirkung bei weniger ausgepräg<br />
ten intellektuellen Fähigkeiten angenommen werden (weil solche Kinder nachgewie<br />
senermaßen im Durchschnitt mehr fernsehen) als auch eine stärkere Wirkung bei<br />
ausgeprägteren intellektuellen Fähigkeiten, weil diese das Beobachtungslernen (auch<br />
in Bezug auf gewalttätige Modelle) begünstigen könnten. Bisherige Untersuchungen<br />
haben weder für die eine noch für die andere Vermutung stichhaltige empirische<br />
Beweise geliefert (vgl. zu einem Überblick Anderson u. a. 2003, S. 97f.; Bushman/Hues<br />
mann 2001, S. 244; Moeller 2001, S. 145f.).<br />
3.4.3.5 Persönlichkeitseigenschaften<br />
Weit gehende Übereinstimmung herrscht in der Forschung darüber, dass bestimmte<br />
Persönlichkeitseigenschaften, v. a. aggressive Charakterzüge, negative Auswirkungen<br />
von Fernsehgewalt begünstigen (vgl. dazu auch die im Zusammenhang mit Computer<br />
spielgewalt konstatierten Bef<strong>und</strong>e in Kapitel 4.6.1). Meist ist allerdings nicht festzustel<br />
len, welchen Beitrag umgekehrt Fernsehgewalt zur Entwicklung dieser Persönlich<br />
keitseigenschaften geleistet hat.<br />
Zu den Forschern, die sich mit dem Einfluss von Persönlichkeitseigenschaften auf die<br />
Wirkung von <strong>Medien</strong>gewalt befasst haben, gehören Christian Kiewitz <strong>und</strong> James B.<br />
Weaver (2001). In einem Experiment mit 268 Studierenden (118 Frauen, 150 Männer),<br />
deren Disposition zu Aggressivität zuvor durch verschiedene Skalen in einem Fragebo<br />
gen festgestellt worden war, sahen die Probanden entweder einen violenten oder<br />
einen nicht violenten Film. Danach wurden sie mit vier Szenarien konfrontiert, in<br />
denen es um gewalttätige interpersonale Konflikte ging. Die Versuchspersonen sollten<br />
anschließend ihre Wahrnehmung des Ereignisses berichten (z. B. Sympathie für das<br />
Opfer, Beschuldigung des Opfers, Sympathie für den Aggressor, Beschuldigung des<br />
Aggressors, Leiden des Opfers, Rechtfertigung der Handlung des Aggressors usw.). Es<br />
zeigte sich, dass das Urteil der Probanden mit hoher Aggressionsdisposition zu den<br />
Szenarien gleichgültiger <strong>und</strong> feindseliger ausfiel als das der Probanden mit niedriger<br />
Aggressionsdisposition. Probanden mit hoher Aggressionsdisposition hatten mehr<br />
Sympathie für den Aggressor <strong>und</strong> hielten dessen Verhalten für gerechtfertigter. Perso<br />
nen mit niedriger Aggressionsdisposition brachten mehr Sympathie für das Opfer zum<br />
Ausdruck <strong>und</strong> schätzten das Leiden des Opfers höher ein. Sie glaubten eher, dass der<br />
Aggressor überreagiert habe <strong>und</strong> verurteilten sein Verhalten stärker. Zudem gab es<br />
Geschlechtsunterschiede. Männer mit hoher Aggressionsdisposition zeigten die<br />
aggressivsten Gedanken. Ein negativer Einfluss des violenten Films zeigte sich in die<br />
sem Experiment allerdings nicht.<br />
182 Mit diesem Aspekt beschäftigt haben sich z. B. einige ältere Studien zur so genannten „Cognitive Support<br />
Hypothesis“ (vgl. dazu Kunczik 1998, S. 73–77 sowie Kapitel 2.2). ➔<br />
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