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Medien und Gewalt.

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Übersicht Wirkungen von <strong>Gewalt</strong> in Film <strong>und</strong> Fernsehen<br />

➔<br />

ten <strong>Gewalt</strong> kognitiv erst gar nicht als solche identifiziert, <strong>und</strong> wenn sie doch erkannt<br />

wird, die hemmende Wirkung des schlechten Gewissens entfällt: Man darf das Faszi­<br />

nierende auch wirklich als faszinierend empfinden.“ Auch das Interesse an <strong>Gewalt</strong>dar­<br />

stellungen wurde durch eine humorvolle Präsentation erhöht.<br />

In Bezug auf die Wirkung von humorvoller <strong>Gewalt</strong> ermöglichen die bislang vorliegen­<br />

den Bef<strong>und</strong>e sowohl die Schlussfolgerung, dass Humor Aggression durch Ablenkung<br />

<strong>und</strong> Stimmungsverbesserung reduziert, als auch dass Humor erregend wirkt <strong>und</strong> auf<br />

diese Weise aggressive Handlungen fördert, den Täter attraktiver erscheinen lässt <strong>und</strong><br />

so die Identifikation mit ihm erhöht bzw. zur Verharmlosung von <strong>Gewalt</strong> beiträgt <strong>und</strong><br />

so die Hemmschwelle zur eigenen <strong>Gewalt</strong>anwendung senkt (vgl. z. B. Comstock/Schar­<br />

rer 1999, S. 307; Potter/Warren 1998). Um zu aussagekräftigen Bef<strong>und</strong>en zu kommen,<br />

ist es insbesondere wichtig, zwischen verschiedenen Formen von Humor zu unter­<br />

scheiden. So dürfte etwa ein Unterschied in der Wirkung von Slapstick-Humor <strong>und</strong><br />

sarkastischen Äußerungen eines violenten Protagonisten bei der Ausübung eines<br />

<strong>Gewalt</strong>akts bestehen. In dieser Hinsicht fehlen allerdings noch aussagekräftige For­<br />

schungsbef<strong>und</strong>e. 165<br />

Im hier betrachteten Untersuchungszeitraum hat allerdings eine Studie von Cynthia M.<br />

King (2000) zur Wirkung von Humor in gewalttätigen Actionfilmen einige weitere Er­<br />

kenntnisse erbracht. In dieser Studie sahen 80 Studenten <strong>und</strong> 80 Studentinnen eine von<br />

vier Versionen eines violenten Films (ohne Humor, nur humorvoller Held, nur humorvol­<br />

ler Bösewicht, humorvoller Held <strong>und</strong> humorvoller Bösewicht). Im Anschluss daran wur­<br />

den ihnen Videoausschnitte vorgeführt, die reale <strong>Gewalt</strong>akte 166 enthielten. Es zeigte sich<br />

eine Beziehung zwischen Humor des Helden <strong>und</strong> dem Grad der Beunruhigung („dis­<br />

tress“) der Rezipienten durch den fiktionalen Film. Bei weiblichen Versuchspersonen<br />

stieg der Grad der Beunruhigung durch humorvolle Helden an, <strong>und</strong> der Held wurde als<br />

grausamer <strong>und</strong> weniger sympathisch eingeschätzt. Bei männlichen Personen war ein<br />

leichter Rückgang der negativen Reaktionen festzustellen, der allerdings nicht sehr<br />

ausgeprägt war. Die Geschlechtsunterschiede erklärt die Verfasserin mit einer unter­<br />

schiedlich positiven Einstellung gegenüber der Heldenfigur, die von Frauen offenbar<br />

nicht wirklich als Held wahrgenommen wurde. Humorvolle böse Protagonisten beein­<br />

flussten die „Distress“-Reaktion nicht, wohl aber die Wahrnehmung der Filmgewalt.<br />

Diese wurde sowohl von Männern als auch von Frauen als intensiver eingeschätzt, was<br />

die Verfasserin dahingehend interpretiert, dass Humor als zusätzlicher feindseliger Akt<br />

des Bösewichts wahrgenommen werden kann. In Bezug auf die Wahrnehmung der<br />

realen <strong>Gewalt</strong>szenen zeigte sich zumindest bei der ersten von zwei gezeigten Szenen,<br />

dass Frauen, die zuvor den humorvollen Helden gesehen hatten, geringere „Distress“­<br />

Reaktionen aufwiesen. Für Männer war ein umgekehrter Effekt festzustellen.<br />

165 Hierbei ist v. a. das Genre zu beachten. So fällt <strong>Gewalt</strong> in humorvollen Genres (wie Comedy oder auch in<br />

Zeichentrickserien) zumeist generell harmloser aus (vgl. dazu Kapitel 3.1.2).<br />

166 Verwendet wurde z. B. ein Ausschnitt aus der Serie „Cops“, der eine blutige Auseinandersetzung zwischen<br />

zwei jungen Männern zeigte, <strong>und</strong> ein Ausschnitt aus „Faces of Death“, der eine Schießerei zwischen der<br />

Polizei <strong>und</strong> einem Geiselnehmer enthielt. ➔<br />

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