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Übersicht Wirkungen von <strong>Gewalt</strong> in Film <strong>und</strong> Fernsehen<br />
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Seeker suchen sowohl in der Realität als auch in der ,medialen Welt‘ des Fernsehens nach<br />
neuen <strong>und</strong> aufregenden Reizen.“ Die Frage, für welche dieser Reizquellen sie sich von<br />
Fall zu Fall entscheiden, ist allerdings noch ungeklärt.<br />
Auch Grimm konstatierte in seiner Untersuchung (vgl. Kapitel 3.3.8), dass das Persönlich<br />
keitsmerkmal der „Erlebnissuche“ mit der allgemeinen Fernsehnutzung eher negativ<br />
als positiv verknüpft war. Nach Grimm (1999, S. 329) spricht dieser Bef<strong>und</strong> nicht dagegen,<br />
dass das Fernsehen auch „Funktionserwartungen der Erlebnissuche“ bediene; vermut<br />
lich gelte dies aber nur für die Zuschauer, „die Erlebnissen im wirklichen Leben aufgr<strong>und</strong><br />
der damit verb<strong>und</strong>enen Gefährdungen aus dem Weg gehen wollen <strong>und</strong> daher das Fern<br />
sehen als eine ,ungefährliche‘ Möglichkeit zur Gefühlsanregung präferieren. [...] Erleb<br />
nissuche im Fernsehen impliziert gerade keine uneingeschränkte Reizsuche, sondern<br />
ermöglicht Menschen mit emotionalen Schutzansprüchen eine risikoarme Gefühlssti<br />
mulation“. Für solche Zuschauer scheint sich das Genre der Action- <strong>und</strong> Horrorfilme zu<br />
eignen. Wie Grimm (1999, S. 337, 376) feststellte, zeichneten sich die Vielseher dieses<br />
Genres (v. a. von Horrorfilmen) stärker durch das Persönlichkeitsmerkmal der „Erlebnis<br />
suche“ aus als die Wenigseher. Grimm (1999, S. 379) konstatierte, die „kombinierte<br />
Intensivnutzung von Action- <strong>und</strong> Horrorfilmen“ komme „Erlebnissuchern entgegen,<br />
die an der Reizstärke-Spirale drehen wollen.“<br />
Jo Groebel (1998) kam in der UNESCO-Studie, für die 5.000 12-jährige in 23 Ländern befragt<br />
wurden, zu dem Ergebnis, dass Kinder, v. a. Jungen, die eine höhere „risk seeking tenden<br />
cy“ aufwiesen, auch eine stärkere Präferenz für aggressive <strong>Medien</strong>inhalte an den Tag<br />
legten (40 % vs. 29 % der weniger risikofreudigen Jungen). Auch gaben 47 % der Befragten,<br />
die aggressive <strong>Medien</strong>inhalte bevorzugten, an, dass sie selbst gerne in eine risikoreiche<br />
Situation kommen würden (vs. 19 % der Befragten mit anderen <strong>Medien</strong>präferenzen). Da<br />
rüber hinaus stellte Groebel fest, dass die „risk seeking tendency“ von Kindern in Nationen<br />
mit hoch entwickelter Technologie ausgeprägter ist. Dies erklärt Groebel (1998, S. 2) fol<br />
gendermaßen: „The broad spectrum of different available audiovisual communication<br />
means have increased the desire to permanently satisfy stimulus needs which are trig<br />
gered through aggressive media content.“ Zwar sei Sensation-Seeking primär genetisch<br />
determiniert, „the level and direction of this tendency, however, is moderated through the<br />
environment. When violence is presented as ,thrilling‘ in the daily media-environment,<br />
this reinforces the ,reward characteristics‘ of the respective behaviour.“<br />
Als Bestätigung für die Vermutung der Gratifikationswirkung bestimmter Fernsehin<br />
halte für Sensation-Seeker wird auch eine Untersuchung von Anton Aluja-Fabregat<br />
<strong>und</strong> Rafael Torrubia-Beltri (1998) bewertet, die bei jeweils 235 weiblichen <strong>und</strong> männli<br />
chen spanischen Teenagern die Beziehung zwischen dem Konsum von bzw. Interesse<br />
an violenten TV-Episoden (Action- <strong>und</strong> Abenteuerfilme 67 oder Cartoons 68) auf der<br />
einen <strong>und</strong> Persönlichkeitsmerkmalen bzw. der schulischen Leistung auf der anderen<br />
67 Z. B. „Rambo“, „Terminator“, „Robocop“, „Missing in Action“, „Full Metal Jacket“.<br />
68 Es handelte sich um violente japanische Cartoons; nähere Angaben fehlen. ➔<br />
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