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Medien und Gewalt.

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Übersicht Wirkungen von <strong>Gewalt</strong> in Film <strong>und</strong> Fernsehen<br />

➔<br />

Zusammenfassung:<br />

In der Forschung herrscht Übereinstimmung darüber, dass bei der Beurteilung der<br />

Risiken von <strong>Medien</strong>gewalt Eigenschaften des <strong>Medien</strong>inhalts, des Rezipienten sowie<br />

dessen soziales Umfeld berücksichtigt werden müssen. Nicht jede Form von <strong>Medien</strong>ge­<br />

walt wirkt gleich, <strong>und</strong> nicht jeder Rezipient ist in gleicher Weise von möglichen Risi­<br />

ken medialer <strong>Gewalt</strong>darstellungen betroffen.<br />

Insbesondere in Bezug auf die Inhaltsvariablen besteht noch erheblicher Forschungs­<br />

bedarf. Obwohl einige gr<strong>und</strong>sätzliche Fragen noch ungeklärt sind, werden hier z. T.<br />

äußerst spezielle Studien durchgeführt, deren Aussagekraft als eher gering zu betrach­<br />

ten ist. Zu den relativ gut belegten Ergebnissen gehört allerdings die Erkenntnis, dass<br />

Inhalte, die das Leiden des Opfers nicht ausklammern, weniger Risiken einer Erzeu­<br />

gung von Aggressivität beim Rezipienten bergen als solche, die auf das Zeigen negati­<br />

ver Konsequenzen von <strong>Gewalt</strong>ausübung verzichten.<br />

Was die Personenvariablen <strong>und</strong> das soziale Umfeld angeht, lässt sich aus den bisherigen<br />

Bef<strong>und</strong>en der Schluss ableiten, dass v. a. bestimmte Risikogruppen besondere Aufmerk­<br />

samkeit verdienen. Die Forschung sollte daher künftig verstärkt einen Problemgrup­<br />

penansatz verfolgen 194 <strong>und</strong> – trotz der Schwierigkeiten, Zugang zu dieser Zielgruppe<br />

zu finden – v. a. Untersuchungen mit solchen, v. a. jugendlichen Versuchspersonen<br />

durchführen.<br />

Bei der Beurteilung des Risikopotentials von <strong>Medien</strong>gewalt ist zudem zu berücksichti­<br />

gen, dass bisherige Studien, die verschiedene Gründe für Aggressivität gemeinsam<br />

untersucht haben, recht übereinstimmend zu dem Ergebnis kommen, dass <strong>Medien</strong>ge­<br />

walt zwar einen Beitrag zu realem <strong>Gewalt</strong>verhalten leisten kann, sie allerdings nur<br />

einen Faktor in einem vielfältigen Ursachenbündel darstellt <strong>und</strong> zumeist nur einen<br />

kleinen Erklärungsbeitrag leistet (der allerdings für bestimmte Rezipienten unter<br />

bestimmten Bedingungen durchaus bedeutsam sein kann; vgl. auch Kapitel 3.5.3).<br />

Mit aller aufgr<strong>und</strong> z. T. widersprüchlicher <strong>und</strong> methodisch problematischer Studien<br />

angebrachten Vorsicht lässt sich die bisherige Forschungslage folgendermaßen zusam­<br />

menfassen:<br />

Auswirkungen von <strong>Medien</strong>gewalt auf reales Aggressionsverhalten sind am ehesten<br />

bei jüngeren, männlichen, sozial benachteiligten Vielsehern zu erwarten, die bereits<br />

eine violente Persönlichkeit besitzen, in violenten Familien mit hohem Fernseh(gewalt)­<br />

konsum aufwachsen, in der Schule viel <strong>Gewalt</strong> erfahren, violenten bzw. delinquenten<br />

Peergroups angehören <strong>und</strong> violente <strong>Medien</strong>inhalte konsumieren, in denen <strong>Gewalt</strong> in<br />

einem realistischen <strong>und</strong>/oder humorvollen Kontext präsentiert wird, gerechtfertigt<br />

erscheint, von attraktiven, erfolgreichen, dem Rezipienten möglicherweise ähnlichen<br />

Protagonisten mit hohem Identifikationspotential ausgeht, nicht bestraft wird <strong>und</strong><br />

dem Opfer keinen sichtbaren Schaden zufügt („saubere <strong>Gewalt</strong>“).<br />

194 Zur Forderung nach stärkerer Berücksichtigung eines Problemgruppenansatzes vgl. auch Kunczik/Zipfel<br />

2002, S. 8; zur Realisierung eines solchen Ansatzes in Form von Expertenbefragungen vgl. Kunczik 1998,<br />

S. 172–182. ➔<br />

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