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Medien und Gewalt.

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Übersicht <strong>Medien</strong>pädagogische Interventionsstrategien<br />

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Eine weitere Untersuchung zur Wirksamkeit von Anti-<strong>Gewalt</strong>-Botschaften ist im Rah­<br />

men der „National Television Violence Study“ entstanden (vgl. Bernhardt/Brown/Gol­<br />

den 1998; vgl. auch Bernhardt/Sorenson/Brown 2001). 348 In dieser Untersuchung wur­<br />

den drei Varianten einer Anti-<strong>Gewalt</strong>-Botschaft mit einer Gruppe von 92 Versuchsper­<br />

sonen im Alter von 11 bis 15 Jahren getestet. Die zu vermittelnde Botschaft bestand in<br />

der Gefährlichkeit des Waffengebrauchs. In einer Version löste sich aus der Waffe eines<br />

männlichen Teenagers während einer Verfolgungsjagd ein Schuss, der ihn in den<br />

Rücken traf <strong>und</strong> zu einer Querschnittslähmung führte. In einer anderen Version wurde<br />

der Teenager in die Brust getroffen <strong>und</strong> getötet, <strong>und</strong> in einer dritten erlitt er keinerlei<br />

physische Konsequenzen. Es zeigte sich, dass die Version, in der der Protagonist getötet<br />

wurde, den größten Einfluss auf die Einstellungen der Versuchspersonen zu den Fol­<br />

gen des Waffengebrauchs hatte, gefolgt von der Version, in der er gelähmt wurde. 349<br />

Allerdings war die Frage nach der Wahrscheinlichkeit schwerer Verletzungen durch<br />

Waffengebrauch direkt nach der Rezeption der entsprechenden Botschaft sehr sug­<br />

gestiv, <strong>und</strong> es ist fraglich, wie lange der entsprechende Effekt anhält <strong>und</strong> ob daraus ein<br />

Einfluss auf das eigene Verhalten resultiert.<br />

Der Versuch, die Ergebnisse der gesichteten Untersuchungen zu verallgemeinern,<br />

führt zu folgenden Feststellungen (die aufgr<strong>und</strong> der geringen Zahl von Studien aller­<br />

dings noch mit großer Unsicherheit behaftet sind) (vgl. Cantor/Wilson 2003, S. 395):<br />

❙ Möglicherweise erhöhen Aktivitäten, die das Involvement der Versuchspersonen<br />

mit dem Thema verstärken (z. B. Verfassen von Aufsätzen wie in der Studie von<br />

Wilson u. a. 1999), die positiven Effekte medienpädagogischer Botschaften. 350<br />

❙ Botschaften die zweideutig sind oder das Thema „<strong>Gewalt</strong>“ aus verschiedenen Per­<br />

spektiven darstellen (z. B. auch Statements enthalten, in denen das Opfer kritisiert<br />

wird), können Bumerang-Effekte auslösen. 351<br />

❙ Es scheint wirkungsvoller zu sein, die Konsequenzen einer Tat für das Opfer zu<br />

behandeln, als sich auf den Täter zu konzentrieren 352 – es sei denn, dieser leidet<br />

unter den Folgen seiner Tat <strong>und</strong> zeigt sich reuig bzw. erleidet selbst negative Konse­<br />

quenzen.<br />

348 Zuvor hatte ein Test verschiedener Anti-<strong>Gewalt</strong>-Botschaften ergeben, dass keine davon gewaltpräventive<br />

Wirkung aufwies. Darüber hinaus war eine Inhaltsanalyse von 100 Anti-<strong>Gewalt</strong>-Botschaften zu dem<br />

Ergebnis gekommen, dass diese – wenn sie gewalthaltige Szenen zeigten – nur selten negative Konsequenzen<br />

für den Täter enthielten (vgl. Biocca u.a. 1996; 1997).<br />

349 Bernhardt, Sorenson <strong>und</strong> Brown (2001) berichten von den Bef<strong>und</strong>en einer ähnlich angelegten Untersuchung<br />

mit mehr Versuchspersonen <strong>und</strong> mit nur zwei Varianten (Tod bzw. keine Konsequenzen), die zu<br />

vergleichbaren Ergebnissen gelangte.<br />

350 Es gab allerdings auch eine Studie (Linz/Fuson/Donnerstein 1990), in der eine solche Intensivierung der<br />

Botschaft keinen Unterschied machte.<br />

351 Solche Bumerang-Effekte stellten z.B. Filotas (1993), Winkel/DeKleuver (1997) <strong>und</strong> Wilson u.a. (1992) fest.<br />

352 Vgl. dazu Winkel/DeKleuver 1997. ➔<br />

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