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Medien und Gewalt.

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Übersicht Wirkungen von <strong>Gewalt</strong> in Film <strong>und</strong> Fernsehen<br />

➔<br />

Seite untersuchten. Jungen <strong>und</strong> Mädchen, die aggressive Cartoons aufregend fanden,<br />

wiesen einen höheren Wert bei bestimmten Sensation-Seeking-Maßen auf. Das gleiche<br />

galt für Jungen <strong>und</strong> Mädchen, die ein hohes Interesse für Action- <strong>und</strong> Abenteuerfilme<br />

an den Tag legten. Aluja-Fabregat (2000) konstatierte in einer weiteren Untersuchung<br />

mit 470 Achtkläßlern (Durchschnittsalter knapp 14 Jahre) ebenfalls sowohl für Jungen<br />

als auch für Mädchen einen Zusammenhang zwischen dem Konsum violenter Filme<br />

<strong>und</strong> Sensation-Seeking-Maßen.<br />

In eine ähnliche Richtung weisen die Bef<strong>und</strong>e von Michael D. Slater (2003), der in den<br />

USA 3.000 Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler (Durchschnittsalter 14 Jahre) befragte. Sensation-<br />

Seeking zeigte (unter Kontrolle der Geschlechtsvariablen) einen Zusammenhang mit<br />

der Nutzung von <strong>Medien</strong>gewalt (gemessen als Nutzung von Filmgewalt, gewalthalti­<br />

gen Computerspielen <strong>und</strong> gewalthaltigen Internetangeboten).<br />

Von vielen Autoren (vgl. z. B. Gleich 2004, S. 596; Slater 2003, S. 106; Strasburger/Wilson<br />

2002, S. 82) werden die Bef<strong>und</strong>e einer Studie von Marina Krcmar <strong>und</strong> Kathryn Greene<br />

(1999) ebenfalls als Nachweis eines Einflusses des Sensation-Seeking auf den Konsum<br />

violenter <strong>Medien</strong>inhalte bewertet. Bei genauerem Hinsehen zeigt diese Untersuchung<br />

jedoch, dass es noch diverse ungeklärte Fragen gibt, die in der Forschung bislang nicht in<br />

befriedigender Weise aufgegriffen worden sind. Krcmar <strong>und</strong> Greene befragten 381 High-<br />

School- <strong>und</strong> 343 College-Studentinnen <strong>und</strong> -Studenten (Alter zwischen 11 <strong>und</strong> 25 Jahren;<br />

57 % Frauen, 42 % Männer) <strong>und</strong> kamen zu folgenden Bef<strong>und</strong>en: Von vier Sensation-See­<br />

king-Maßen zeigte nur eines einen positiven Zusammenhang mit dem Konsum einiger<br />

(aber nicht aller) violenter <strong>Medien</strong>inhalte; bei den anderen Maßen war sogar ein negati­<br />

ver Zusammenhang aufzufinden. 69 Auch unterschieden sich die Sensation-Seeker, die<br />

reales Risikoverhalten an den Tag legten, von denen, die violente Fernsehinhalte konsu­<br />

mierten. Die Autorinnen folgerten daraus, dass es verschiedene Formen von Sensation-<br />

Seeking gebe <strong>und</strong> dass reale Stimuli <strong>und</strong> <strong>Medien</strong>stimuli nicht die gleichen Funktionen<br />

erfüllten. 70 Generell kann aus ihren Ergebnissen geschlossen werden (Krcmar/ Greene<br />

1999, S. 40): „[...] it does not appear that all sensation seekers are watching more violent<br />

television, nor is it solely the violence that attracts viewers.“ Für einige Sensation-Seeker<br />

scheint es eher erregende Action als <strong>Gewalt</strong> zu sein, die zum Konsum gewalthaltiger<br />

69 Diese Maße waren „experience seeking“, „thrill and adventure seeking“, „boredom susceptibility“ <strong>und</strong><br />

„disinhibition“. Ein positiver Zusammenhang wurde für „disinhibition“ (Zuwendung zu <strong>und</strong> Akzeptanz<br />

von illegalen oder zumindest nicht sozial gebilligten Formen der Stimulation) gef<strong>und</strong>en. Dies galt allerdings<br />

nur für realistische Kriminalitätssendungen <strong>und</strong> Kontaktsportarten, nicht jedoch für „violent drama“.<br />

70 In einer anderen Studie untersuchten Krcmar <strong>und</strong> Greene (2000) den Zusammenhang zwischen dem Konsum<br />

violenter Fernsehinhalte <strong>und</strong> dem Risikoverhalten bei Heranwachsenden (z. B. Alkoholgenuss, alkoholisiertes<br />

Fahren, Straffälligkeit, Drogenkonsum usw.). Die Bef<strong>und</strong>e zeigten einen Zusammenhang, der<br />

aber nicht für alle medialen <strong>Gewalt</strong>inhalte gleichermaßen galt. Dass die bisher eingesetzten Maße für<br />

Sensation-Seeking offenbar nicht alle dieselbe Art von Sensation-Seeking messen, bestätigen auch die<br />

Bef<strong>und</strong>e von Greene u. a. (2000). ➔<br />

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