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Medien und Gewalt.

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Übersicht Wirkungen von <strong>Gewalt</strong> in Film <strong>und</strong> Fernsehen<br />

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Neben Faktoren wie Macht <strong>und</strong> Stärke sowie der Anwendung von <strong>Gewalt</strong> für einen<br />

„guten Zweck“ ist auch die wahrgenommene Ähnlichkeit zum Rezipienten ein wichti­<br />

ger Aspekt der Attraktivität eines Fernsehhelden. So konnte beispielsweise festgestellt<br />

werden, dass sich Kinder <strong>und</strong> Teenager v. a. mit Protagonisten ihres Alters identifizie­<br />

ren (vgl. z. B. Cohen 1999; Harwood 1999; Wilson/Colvin/Smith 2002). Dies war auch das<br />

Ergebnis einer Untersuchung von Kelly L. Schmitt, Daniel R. Anderson <strong>und</strong> Patricia A.<br />

Collins (1999) mit 50 Versuchspersonen aus fünf Altersgruppen (2, 5, 8, 12 Jahre <strong>und</strong><br />

Erwachsene), deren Fernsehverhalten zehn Tage lang auf Video aufgenommen wurde.<br />

Dabei stellte sich heraus, dass Kinder dem Programm mehr Aufmerksamkeit widme­<br />

ten, wenn kindliche Fernsehfiguren auftraten. Dies ist insofern von Bedeutung als –<br />

wie Barbara J. Wilson, Stacy L. Smith <strong>und</strong> Carolyn M. Colvin (2002) im Rahmen der<br />

NTVS feststellten – <strong>Gewalt</strong>handlungen kindlicher Protagonisten so dargestellt werden,<br />

dass sie eine besonders starke negative Wirkung auf Kinder entfalten können (attrak­<br />

tiv, nicht bestraft usw.; vgl. Kapitel 3.1.2).<br />

3.4.2.3 Rechtfertigung <strong>und</strong> Konsequenzen der <strong>Gewalt</strong> für den Täter<br />

Der Lerntheorie zufolge werden <strong>Gewalt</strong>darstellungen eher gelernt <strong>und</strong> als mögliches<br />

Verhaltensvorbild betrachtet, wenn <strong>Gewalt</strong> als gerechtfertigt <strong>und</strong>/oder als belohnt<br />

(bzw. zumindest als nicht bestraft) dargestellt wird. Die Bef<strong>und</strong>e von Früh (2001) zur<br />

Wahrnehmung von Fernsehgewalt zeigten, dass Rezipienten legitimierte <strong>Gewalt</strong><br />

weniger stark als <strong>Gewalt</strong> einschätzten als nicht legitimierte <strong>Gewalt</strong>. Angst löste auch<br />

legitime <strong>Gewalt</strong> aus, allerdings in weniger hohem Maße als illegitime. Als nicht legitim<br />

betrachtete <strong>Gewalt</strong> steigerte zudem das Mitgefühl mit den <strong>Gewalt</strong>opfern. Dieses hielt<br />

sich hingegen in Grenzen, wenn das Opfer einen Anlass zur <strong>Gewalt</strong> geboten hatte,<br />

unabhängig davon, ob der Konflikt auch gewaltfrei hätte gelöst werden können. Darü­<br />

ber hinaus wurde als gerechtfertigt angesehene, nachvollziehbare <strong>Gewalt</strong> von den<br />

Rezipienten auch als interessanter eingestuft als Aggression aus niederen Motiven.<br />

Diese Bef<strong>und</strong>e lassen vermuten, dass Rezipienten als gerechtfertigt dargestellter Ge­<br />

walt mehr Aufmerksamkeit entgegenbringen, was ebenso wie das geringere Mitgefühl<br />

mit den Opfern die Übernahme der gezeigten violenten Verhaltensweisen begünsti­<br />

gen kann.<br />

Ob als gerechtfertigt präsentierte <strong>Gewalt</strong> die Aggressivität der Rezipienten allerdings<br />

tatsächlich steigert, lässt sich auf Basis von Frühs Ergebnissen nicht beurteilen. Unter­<br />

stützung erhält die entsprechende Vermutung jedoch z. B. durch die Bef<strong>und</strong>e der Meta-<br />

Analyse von Matthew Hogben (1998; vgl. Kapitel 3.5.3), der über mehrere Studien hin­<br />

weg einen stärkeren Zusammenhang zwischen <strong>Medien</strong>gewalt <strong>und</strong> Aggression der<br />

Rezipienten für gerechtfertigte als für ungerechtfertigte <strong>Gewalt</strong>darstellungen fand.<br />

Marina Krcmar <strong>und</strong> Patti M. Valkenburg (1999) legten 158 6- bis 12-jährigen Kindern<br />

zwölf Geschichten vor, die sie danach beurteilen sollten, wie gerechtfertigt das Han­<br />

deln eines Protagonisten war, der <strong>Gewalt</strong> als Problemlösungsmittel einsetzte. Die<br />

Schwere der <strong>Gewalt</strong> variierte dabei von Diebstahl über Körperverletzung bis hin zur<br />

Tötung. Dabei stellte sich heraus, dass die Probanden gerechtfertigte <strong>Gewalt</strong> als weni-<br />

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