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Übersicht Wirkungen von <strong>Gewalt</strong> in der Musik<br />
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An einem ersten von fünf Experimenten nahmen 39 Studentinnen <strong>und</strong> 30 Studenten<br />
teil. Das Stimulus-Material bestand aus zwei ca. fünfminütigen Songs der Hardrock-<br />
Gruppe „Tool“. Einer der beiden Songtexte enthielt <strong>Gewalt</strong>, der andere nicht. Nachdem<br />
die Versuchspersonen das jeweilige Lied gehört hatten, wurde ihr Gefühlszustand<br />
abgefragt. Es zeigte sich, dass die Probanden, die den gewalthaltigen Song gehört<br />
hatten, einen höheren Grad feindseliger Gefühle aufwiesen als die Probanden, die den<br />
nicht gewalthaltigen Song gehört hatten. Die Feindseligkeit war bei Frauen ausge<br />
prägter als bei Männern, was die Autoren darauf zurückführen, dass Frauen Hardrock-<br />
Musik generell weniger mögen als Männer. Allerdings können die Autoren keine<br />
zuverlässigen Aussagen darüber treffen, ob die Musik die Feindseligkeit der Probanden<br />
gesteigert hat, da der Gefühlszustand vor dem Hörerlebnis nicht erhoben worden ist.<br />
Am zweiten Experiment nahmen 30 Studentinnen <strong>und</strong> 31 Studenten teil. Der Ablauf<br />
unterschied sich nicht von dem des ersten Experiments, mit der Ausnahme, dass als<br />
abhängige Variable statt aggressiver Gefühle aggressive Kognitionen gemessen wur<br />
den. Hierzu wurde ein Wortassoziationstest durchgeführt. Aus zwei Listen von Wor<br />
ten, die entweder aggressive oder zweideutige, d. h. sowohl aggressive als auch nicht<br />
aggressive Bedeutung besitzen (z. B. „Tier“, „Stock“), wurden Wortpaare gebildet, die<br />
die Rezipienten nach Ähnlichkeit der Worte beurteilen sollten. Annahme war, dass der<br />
violente Musiktext dazu führen würde, dass die Kombination eines aggressiven mit<br />
einem zweideutigen Wort als ähnlicher eingestuft würde als es nach dem Hören des<br />
nicht violenten Textes der Fall sei. Es stellte sich heraus, dass gewalthaltige Texte zu<br />
mehr gewalthaltigen Kognitionen führten als nicht violente.<br />
Beim dritten Experiment verwendeten die Forscher vier verschiedene violente <strong>und</strong> vier<br />
verschiedene nicht violente Songtexte, die in einer Vorstudie von 50 Studenten <strong>und</strong><br />
Studentinnen auf ihren <strong>Gewalt</strong>gehalt hin beurteilt worden waren. 83 Studentinnen<br />
<strong>und</strong> 79 Studenten, die aufgr<strong>und</strong> ihrer besonders hohen bzw. besonders niedrigen<br />
generellen Feindseligkeit („trait hostility“) ausgewählt worden waren, hörten einen<br />
der vier violenten, einen der vier nicht violenten bzw. gar keinen Song, bevor ihre<br />
aktuelle Feindseligkeit („state hostility“) erhoben wurde. Danach wurde ein Test durch<br />
geführt, der maß, wie präsent aggressive Gedanken bei den Probanden waren. Die<br />
Versuchspersonen sollten auf einem Computermonitor erscheinende aggressive <strong>und</strong><br />
nicht-aggressive Worte möglichst schnell laut aussprechen, wobei die Reaktionszeit<br />
gemessen wurde. Die Reihenfolge der Messung der Feindseligkeit <strong>und</strong> des Reaktions<br />
tests wurde bei jeweils der Hälfte der Versuchspersonen umgedreht. Darüber hinaus<br />
wurden der Erregungszustand der Probanden <strong>und</strong> die Verständlichkeit der Musiktexte<br />
gemessen. Es zeigte sich, dass sich die violenten <strong>und</strong> die nicht violenten Texte im Hin<br />
blick auf ihre Verständlichkeit <strong>und</strong> ihre Erregungswirkung nicht unterschieden. Ein<br />
signifikanter Einfluss des Liedtextes auf die aktuelle Feindseligkeit zeigte sich nur für<br />
diejenigen Probanden, bei denen die Feindseligkeit unmittelbar nach dem Hören des<br />
Songs erhoben worden war (nicht bei denen, die erst den Reaktionstest durchgeführt<br />
hatten), woraus die Forscher auf einen sehr instabilen, leicht aufhebbaren Effekt<br />
schlossen. Was den Reaktionstest betrifft, stellte sich heraus, dass violente Songs die<br />
relative Zugänglichkeit der aggressiven Worte erhöhte. Dies galt für Männer stärker<br />
als für Frauen.<br />
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