17.10.2012 Aufrufe

Medien und Gewalt.

Medien und Gewalt.

Medien und Gewalt.

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Übersicht <strong>Medien</strong>pädagogische Interventionsstrategien<br />

➔<br />

ihnen über violente Inhalte sprachen, nicht darauf, welche Botschaft dabei vermittelt<br />

wurde). Die Verfasserin schließt aus dem Bef<strong>und</strong>, dass es Formen von aktiver Mediation<br />

gibt, die keine Ablehnung von <strong>Gewalt</strong> vermitteln, sondern dadurch einen Bumerang-<br />

Effekt erzielen, dass sie nur die Aufmerksamkeit der Kinder auf das entsprechende<br />

Programm lenken <strong>und</strong> damit negative Auswirkungen begünstigen. Restriktive Inter­<br />

ventionsstrategien zeigten die vermutete Wirkung, d. h. die Kinder schlossen daraus<br />

auf eine negative Einstellung der Eltern zu diesen Programmen. Das kommentarlose<br />

gemeinsame Ansehen von Sendungen („Coviewing“) wurde als Billigung der gesehe­<br />

nen Inhalte durch die Eltern wahrgenommen (vgl. dazu auch Austin 2001; Buerkel-<br />

Rothfuss/Buerkel 2001).<br />

Die Bef<strong>und</strong>e Nathansons zeigen, dass gemeinsames Fernsehen ohne elterliche Kom­<br />

mentare keine positiven, sondern sogar eher negative Effekte nach sich zieht. Aktive<br />

Interventionsstrategien können zwar erfolgreich sein, hier kommt es aber sehr auf die<br />

Art der vermittelten Botschaften an. In aktiven Interventionsstrategien sieht Nathan­<br />

son (1999) die effektivste Form elterlicher Maßnahmen. Sie weist allerdings darauf hin,<br />

dass die Strategien aufgr<strong>und</strong> der Schwäche der gef<strong>und</strong>enen Effekte nur einen kleinen<br />

Teil zur Lösung des Problems der TV-<strong>Gewalt</strong> beitragen könnten <strong>und</strong> weitere Maßnah­<br />

men hinzutreten müssten. Restriktive Interventionsstrategien erwiesen sich zwar<br />

prinzipiell ebenfalls als erfolgversprechend, Nathanson (1999) fand allerdings Hinwei­<br />

se darauf, dass eine sehr intensive Anwendung solcher Maßnahmen zu höherer<br />

Aggression führen kann, 324 was sie damit erklärt, dass die Restriktionen als solche eine<br />

höhere <strong>Gewalt</strong>neigung bewirkten.<br />

Unbeabsichtigte negative Folgen restriktiver Interventionsstrategien 325 (<strong>und</strong> von „Covie­<br />

wing“) zeigte auch eine andere Studie von Nathanson (2002). Eine Befragung von Studen­<br />

tinnen <strong>und</strong> Studenten im Alter von 17 bis 21 Jahren (N = 159) sowie ihrer Eltern (N = 138) 326<br />

(beide Gruppen sollten ihre Angaben auf die High-School-Zeit der Studentinnen <strong>und</strong><br />

Studenten beziehen) ergab, dass die Regulierung des Fernsehkonsums mit einer weniger<br />

positiven Haltung den Eltern gegenüber, positiveren Einstellungen gegenüber den<br />

betreffenden Fernsehinhalten <strong>und</strong> stärkerem Konsum solcher Inhalte gemeinsam mit<br />

Fre<strong>und</strong>en verb<strong>und</strong>en war. 327 Nathanson (2002) nimmt an, dass Jugendliche in Fernsehre­<br />

striktionen ihrer Eltern einen mangelnden Vertrauensbeweis sehen oder den Eindruck<br />

haben, ihnen würden die Sehpräferenzen ihrer Eltern aufgezwungen. 328 Kinder von<br />

324 Die Beziehung verlief kurvilinear, d. h. sowohl eine sehr geringe als auch eine sehr starke Anwendung restriktiver<br />

Maßnahmen war mit einem hohen <strong>Gewalt</strong>niveau verb<strong>und</strong>en.<br />

325 Negative Folgen von Verboten zeigten sich auch in einer Studie von Klaus-Jürgen Tillmann u. a. (2000)<br />

unter 3.540 hessischen Schülerinnen <strong>und</strong> Schülern zwischen 10 <strong>und</strong> 16 Jahren. Abgesehen davon, dass Verbote<br />

häufig überschritten wurden, konstatierten die Forscher (2000, S. 197), dass die „elterlichen Verbote<br />

im Sinne von unzureichenden Konfliktlösungen [...] zur mangelnden Selbstbeherrschung <strong>und</strong> schließlich<br />

auch zum Ausagieren physischer <strong>Gewalt</strong> bei Schülern“ beitrugen.<br />

326 86 % der Befragten waren weiblich, 75 % der antwortenden Eltern waren Mütter.<br />

327 Der negative Effekt restriktiver Maßnahmen auf das Verhältnis der Kinder zu ihren Eltern galt allerdings<br />

nur, wenn nicht zugleich aktive Interventionsstrategien zur Anwendung kamen.<br />

328 Nathanson (2001b) fand in einer anderen Studie heraus, dass die persönliche Abneigung der Eltern gegenüber<br />

violenten Fernsehinhalten ein wichtiger Faktor für die Anwendung restriktiver Interventionsstrategien<br />

darstellte. ➔<br />

266

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!