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Medien und Gewalt.

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Übersicht Wirkungen von <strong>Gewalt</strong> in Film <strong>und</strong> Fernsehen<br />

➔<br />

Kontrollgruppe wurde keine Anweisung erteilt. Es zeigte sich das erwartete Ergebnis: In<br />

der Kontrollgruppe <strong>und</strong> in der Gruppe, die spontane, d. h. heuristisch zustande gekomme-<br />

ne Urteile geäußert hatte, zeigten sich Kultivierungseffekte. In der Gruppe, die zu systema­<br />

tischer Informationsverarbeitung motiviert worden war, konnten keine Kultivierungsef­<br />

fekte festgestellt werden. Diese Unterschiede waren nur bei Vielsehern nachzuweisen.<br />

5. Die Fähigkeit zur Informationsverarbeitung fungiert als Moderator<br />

im Kultivierungsprozess<br />

Shrum (2002, S. 85f.) vermutet, dass neben fehlender Motivation auch Zeitdruck die<br />

Wahrscheinlichkeit erhöht, dass Informationen heuristisch verarbeitet werden. Hierzu<br />

verglich Shrum (1999a) die Ergebnisse einer schriftlichen Befragung (geringer Zeit­<br />

druck) <strong>und</strong> einer telefonischen Befragung (hoher Zeitdruck) zum gleichen Thema. Die<br />

Telefonumfrage zeigte stärkere Kultivierungseffekte als die schriftliche Befragung, was<br />

die Annahmen Shrums bestätigte.<br />

Das von Shrum entworfene „Heuristic processing model of television effects“ (Shrum<br />

1999b; 2001, S. 97–101; 2002, S. 86–88; Shrum/Wyer/O’Guinn 1998, S. 448f.) nimmt an,<br />

dass Fernsehinhalte v. a. bei Vielsehern die im Gedächtnis vorhandenen <strong>und</strong> zur<br />

Urteilsbildung herangezogenen Informationen prägen. Dies führt zu Kultivierungsef­<br />

fekten, wenn Informationen heuristisch verarbeitet werden, <strong>und</strong> dies wiederum ist der<br />

Fall, wenn keine Motivation oder keine Gelegenheit (d. h. v. a. Zeit) für eine gründliche­<br />

re, d. h. systematische Informationsverarbeitung gegeben ist <strong>und</strong> die Quelle der Infor­<br />

mation dem Rezipienten nicht bewusst gemacht wird. Hohe Motivation <strong>und</strong> ausrei­<br />

chend Zeit ermöglichen eine systematische Informationsverarbeitung, die Kultivie­<br />

rungseffekte v. a. dadurch verhindert, dass sich der Rezipient der Quelle fernsehvermit­<br />

telter Informationen bewusst wird <strong>und</strong> diese daher nicht auf die Realität überträgt.<br />

Mit den Kultivierungseffekten zugr<strong>und</strong>e liegenden Prozessen hat sich im deutschspra­<br />

chigen Bereich auch Helena Bilandzic (2002) befasst. Ausgangspunkt ihrer Überlegun­<br />

gen ist die Frage (Bilandzic 2002, S. 60), „ob die Nutzung von Krimis nicht die einschlä­<br />

gigere erklärende Variable für die Kultivierung darstellt als die Gesamtfernsehnut­<br />

zung. Das Krimigenre bietet sich an, weil es gewalthaltiger <strong>und</strong> damit homogener ist<br />

als das Fernsehprogramm in seiner Gesamtheit.“ 102 Allerdings haben ältere Untersu­<br />

chungen Bilandzic zufolge wider Erwarten festgestellt, dass die Nutzung verbrechens­<br />

102 Zu einer Untersuchung der Wahrnehmung verbrechensbezogener Fernsehgenres vgl. z. B. die Studie von<br />

Jella Hoffmann (2003), die 57 Versuchspersonen im Alter von 17 bis 86 Jahren aufforderte, eine Klassifikation<br />

entsprechender Sendungen vorzunehmen <strong>und</strong> ihre Beurteilungskriterien anzugeben. Hoffmann<br />

(2003, S. 128) folgert aus ihren Bef<strong>und</strong>en, diese würden in Studien zur <strong>Gewalt</strong>wirkung (<strong>und</strong> zur Kultivierung)<br />

„detailliertere <strong>und</strong> validere Ergebnisse ermöglichen, da einige der Aspekte, die für die Befragten bei<br />

der Einordnung verbrechensbezogener Sendungen besonders wichtig sind, auch die Wirkung der dargestellten<br />

<strong>Gewalt</strong> beeinflussen können.“ Solche Faktoren seien die empf<strong>und</strong>ene <strong>Gewalt</strong>haltigkeit, die Lustigkeit<br />

<strong>und</strong> der Realitätsgehalt. Hoffmann (2003, S. 129) meint: „Auf diese Weise wäre es möglich, dass einzelne<br />

Subgruppen verbrechensbezogener Genres verschiedene oder verschieden starke Wirkungen haben,<br />

die dann durch eine <strong>und</strong>ifferenzierte, gemeinsame Erfassung verzerrt oder nivelliert würden.“ Von Hoffmann<br />

selbst wurden diese Wirkungsaspekte allerdings nicht untersucht. ➔<br />

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