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Medien und Gewalt.

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Übersicht Wirkungen von <strong>Gewalt</strong> in Film <strong>und</strong> Fernsehen<br />

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Zusammenfassung:<br />

Mit seinem kognitiv-physiologischen Ansatz leistet Grimm einen wichtigen Beitrag<br />

zur differenzierteren Erklärung von Wirkungsvorgängen. Mit seiner Verbindung von<br />

Nutzungs- <strong>und</strong> Wirkungsperspektive von <strong>Medien</strong>gewalt, der Berücksichtigung<br />

inhalts- <strong>und</strong> personenbezogener Aspekte sowie der Einbeziehung der allerdings<br />

nicht ganz unproblematischen physiologischen Messdaten (vgl. dazu Kapitel 3.3.2,<br />

4.5.2) geht sein Ansatz (der allerdings eher als Forschungsdesign denn als eigentliche<br />

„Theorie“ interessant ist) über viele frühere Untersuchungen hinaus. Die Annahmen<br />

verschiedener Wirkungsthesen (z. B. Katharsis, Habitualisierung, Lerntheorie, Angst­<br />

auslösung usw.) werden durch seine Bef<strong>und</strong>e teils bestätigt, teils widerlegt bzw. modi­<br />

fiziert. Hierfür ist insbesondere die zentrale Erkenntnis verantwortlich, dass die<br />

Opferperspektive bei der Rezeption eine maßgebliche Rolle spielt <strong>und</strong> den eigentli­<br />

chen Ausgangspunkt für Wirkungsprozesse bildet. Bedauerlicherweise erschwert<br />

eine sehr komplizierte Sprache die Rezeption <strong>und</strong> damit die Verbreitung der Bef<strong>und</strong>e<br />

in der Öffentlichkeit. Allerdings gehört Grimm zu den wenigen Forschern, die aus<br />

ihren Ergebnissen auch konkrete, praxisrelevante Folgerungen ableiten (vgl. dazu<br />

Kapitel 3.4.2.3, 3.4.2.4).<br />

3.3.9 Fernsehen <strong>und</strong> Angst<br />

Während eine Aggressionssteigerung durch die Rezeption von <strong>Medien</strong>gewalt in der<br />

Forschung breites Interesse gef<strong>und</strong>en hat, ist ein anderer Effekt medialer <strong>Gewalt</strong>dar­<br />

stellungen erst in letzter Zeit verstärkt berücksichtigt worden. Dabei handelt es sich<br />

um die Auslösung von Angst, v. a. bei Kindern. An dieser Stelle soll in erster Linie Angst<br />

als eher kurzfristiger, emotionaler Effekt eines konkreten <strong>Medien</strong>inhalts behandelt<br />

werden, wohingegen langfristige Angstauslösung durch das Gesamtprogramm (bzw.<br />

bestimmte Genres), v. a. im Sinne einer Entwicklung von Kriminalitätsfurcht, d. h. eines<br />

kognitiven Effekts in der breiten Bevölkerung wie sie die Kultivierungsforschung<br />

postuliert, in einem anderen Kapitel (vgl. Kapitel 3.3.3) dargestellt wird.<br />

Seit 1998 durchgeführte Studien bestätigen frühere Resultate, denen zufolge Angst eine<br />

häufig vorkommende Reaktion auf <strong>Medien</strong>inhalte darstellt (zu einem Überblick, auch<br />

über ältere Bef<strong>und</strong>e, vgl. z. B. Cantor 1998b; 2003a; 2003b; Cantor/Mares 2001; Valken­<br />

burg/Cantor/Peeters 2000). So konstatierten Kristen Harrison <strong>und</strong> Joanne Cantor (1999),<br />

dass sich 90 % der von ihnen befragten 153 Studentinnen <strong>und</strong> Studenten (Durchschnittsal­<br />

ter 20 Jahre, ca. drei Viertel Frauen) noch lebhaft an <strong>Medien</strong>inhalte erinnern konnten, die<br />

bei ihnen in jüngeren Jahren intensive Angst ausgelöst hatten. Ein Drittel von ihnen gab<br />

an, dass der Angsteffekt über ein Jahr lang angehalten habe, über ein Viertel fühlte sich<br />

davon noch immer emotional betroffen. 52 % nannten Ess- <strong>und</strong> Schlafstörungen als Folge<br />

des Konsums ängstigender <strong>Medien</strong>inhalte, 35,5 % fürchteten bzw. vermieden Situatio­<br />

nen, die der im Film gesehenen entsprachen, 18 % vermieden Situationen, die der gesehe­<br />

nen ähnlich waren, über 17 % vermieden oder fürchteten ähnliche Filme, 22,5 % berichte­<br />

ten von einer intensiven mentalen Beschäftigung mit dem irritierenden Material.<br />

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