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Medien und Gewalt.

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Übersicht Gr<strong>und</strong>lagen<br />

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gezeigt wird. Rechtfertigungen (Rationalisierungen) schützen vor Selbstvorwürfen<br />

nach dem Begehen einer Tat. Es wird aber auch die Möglichkeit diskutiert, dass sie<br />

einer Tat (z. B. einer Vergewaltigung) vorausgehen <strong>und</strong> kriminelles Verhalten so erst<br />

ermöglichen.<br />

Lerntheorie<br />

Lerntheoretische Überlegungen scheinen zur Einordnung bisheriger Wirkungsbefun­<br />

de am besten geeignet zu sein. Der Lerntheorie zufolge ergibt sich Verhalten aus einer<br />

ständigen Wechselwirkung von Persönlichkeits- <strong>und</strong> Umweltfaktoren. Keiner dieser<br />

Bereiche darf isoliert betrachtet werden. Albert Bandura geht in seiner Theorie des<br />

Beobachtungslernens davon aus, dass sich Menschen Handlungsmuster aneignen,<br />

indem sie das Verhalten anderer Personen verfolgen (sei es in der Realität oder in den<br />

<strong>Medien</strong>) <strong>und</strong> daraus Regeln abstrahieren („Lernen am Modell“). Zentral ist insbesonde­<br />

re die Annahme, dass der reine Tatbestand des Erlernens von Verhaltensweisen noch<br />

nichts über deren tatsächliche Ausführung sagt. Ob aus den latenten Handlungsmodel­<br />

len manifestes Verhalten resultiert, hängt von verschiedenen Faktoren ab, die wäh­<br />

rend des Lernprozesses wirksam werden. Hierzu gehören neben der Ähnlichkeit der<br />

Situation <strong>und</strong> dem Vorhandensein der entsprechenden Mittel für eine Imitation (z. B.<br />

Besitz von Waffen) in erster Linie die Konsequenzen eines solchen Verhaltens (Erfolg<br />

bzw. Misserfolg, Belohnung bzw. Bestrafung) sowohl für das Modell als auch für den<br />

Beobachter. Erfolg des Modellverhaltens ist als stellvertretende Bekräftigung zu verste­<br />

hen. Die Lerntheorie nimmt an, dass der Mensch eine Handlung von deren vermutli­<br />

chen Konsequenzen abhängig macht. <strong>Gewalt</strong>tätiges Verhalten unterliegt normaler­<br />

weise Hemmungen, d. h. regulativen Mechanismen wie sozialen Normen, Furcht vor<br />

Bestrafung <strong>und</strong> Vergeltung, Schuldgefühlen <strong>und</strong> Angst, die verhindern, dass <strong>Gewalt</strong><br />

tatsächlich ausgeübt wird. Insgesamt werden im Rahmen der Lerntheorie neben den<br />

Merkmalen von <strong>Medien</strong>inhalten (z. B. Stellenwert, Deutlichkeit, Nachvollziehbarkeit<br />

von <strong>Gewalt</strong>; Effizienz, Rechtfertigung, Belohung von <strong>Gewalt</strong>) die Eigenschaften des<br />

Beobachters (z. B. Wahrnehmungsfähigkeit, Erregungsniveau, Charaktereigenschaf­<br />

ten, frühere Erfahrungen, wie z. B. Bekräftigung erworbener Verhaltensmuster) sowie<br />

situative Bedingungen (z. B. Sozialisation, Normen <strong>und</strong> Verhaltensweisen in der familiä­<br />

ren Umwelt <strong>und</strong> in den Bezugsgruppen, d. h. Peergroups) als Einflussfaktoren bei der<br />

Wirkung von <strong>Medien</strong>gewalt einbezogen (vgl. zu diesen Faktoren auch Kapitel 3.4, 4.6).<br />

Die Lerntheorie berücksichtigt, dass Handeln durch Denken kontrolliert wird <strong>und</strong><br />

verschiedene Beobachter identische Inhalte unterschiedlich wahrnehmen <strong>und</strong> daraus<br />

auch unterschiedliche Verhaltenskonsequenzen ableiten können. Der Vorgang des<br />

Beobachtungslernens lässt sich durch folgendes Schema veranschaulichen (vgl. Abb. 1).<br />

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