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Medien und Gewalt.

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Übersicht Wirkungen von <strong>Gewalt</strong> in Computerspielen<br />

➔<br />

eines Ziels betrachtet. Eine Beeinflussung ihres Verhaltens durch violente Spiele be­<br />

trachteten die Versuchspersonen als nicht gegeben. Ähnliche Bef<strong>und</strong>e erbrachte die<br />

von Durkin <strong>und</strong> Aisbett (1999) ebenfalls durchgeführte Befragung (zur Methode vgl.<br />

Kapitel 4.4.3). 37 % der Erwachsenen <strong>und</strong> 52 % der Jugendlichen nannten die Tatsache,<br />

dass Spiele nicht als real wahrgenommen würden, als wichtiges Unterscheidungs­<br />

merkmal zwischen Filmen <strong>und</strong> Computerspielen. 80 % der Erwachsenen <strong>und</strong> 88 % der<br />

Jugendlichen äußerten die Auffassung, dass Computerspiele sie selbst nicht oder fast<br />

nicht zu aggressivem Verhalten ermuntern könnten. Ein „Third-Person-Effect“ (vgl.<br />

Kapitel 1) war allerdings insofern festzustellen, als Erwachsene meinten, andere<br />

Erwachsene, Kinder <strong>und</strong> Teenager könnten sehr wohl beeinflusst werden. Auch jünge­<br />

re Befragte äußerten ähnliche Bedenken für Kinder <strong>und</strong> Teenager.<br />

Zwar interpretieren Ladas <strong>und</strong> Durkin/Aisbett ihre Bef<strong>und</strong>e dahingehend, dass von<br />

Computerspielen vermutlich keine große Gefährdung ausgehe, auf der Basis von<br />

Selbstangaben sind allerdings keine zuverlässigen Aussagen über Transfereffekte zu<br />

erwarten, so dass aus diesen Befragungen keine Schlüsse gezogen werden sollten. Das<br />

gleiche gilt für die Untersuchung von Martin Müsgens (2000), der in Befragungen von<br />

Kindern instrumentell-handlungsorientierte Transfers (Nachspielen von Szenen) <strong>und</strong><br />

kurzfristige emotionale Transfers (z. B. von Ärger, Freude, Mut) konstatierte. Nur aus<br />

den Äußerungen zweier Kinder konnte auf eine ungeprüfte Übertragung von Compu­<br />

terspielinhalten auf die Realität geschlossen werden. Müsgens (2000, S. 58) stellt fest:<br />

„Zusammenfassend kann man sagen, dass der Großteil der befragten Kinder in der<br />

Lage ist, in ausreichender Weise zwischen den beiden Welten zu differenzieren. Zwar<br />

liegen intermondiale Transfers vor, die aber größtenteils auf der Bewusstseinsebene<br />

ablaufen. Wirklich problematisch realitätsstrukturierende Transfers waren dagegen<br />

nur bei zwei Befragten zu beobachten.“ Abgesehen davon, dass auch Müsgens Studie<br />

auf Selbstangaben beruht, ist die Zahl der Versuchspersonen mit 23 Gr<strong>und</strong>schulkin­<br />

dern sehr klein. Hinzu kommt, dass Müsgens (2000, S. 51) nur die Interviews auswerte­<br />

te, „die, in Bezug auf die Thesen, als besonders gelungen angesehen werden können;<br />

dies bedeutet, dass die Qualität der Zitate, welche die Hypothese unterstützen (hierbei<br />

ist natürlich unerheblich, ob sie sich mit der Hypothese decken oder ihr widerspre­<br />

chen), besonders hoch ist.“ Abgesehen von der zweifelhaften wissenschaftlichen Quali­<br />

tät einer solchen Vorgehensweise reduzierte sich dadurch die Zahl der (intensiver)<br />

ausgewerteten Interviews auf zehn. Darüber hinaus können einzelne Zitate aus (noch<br />

dazu sehr wenigen) Interviews kaum als adäquate Belege für die Bestätigung bzw.<br />

Widerlegung von Transfereffekten betrachtet werden. 273<br />

273 Müsgens (2000) ist sich dieser Problematik durchaus bewußt: „Da die Studie als Evaluationsstudie anzusehen<br />

ist, in der nur Tendenzen aufgezeigt werden können <strong>und</strong> sollten, sind weiterführende sowie tiefer<br />

gehende Untersuchungen mit ähnlichen Hypothesen notwendig, um abgesicherte Ergebnisse zu erhal- ➔<br />

ten.“<br />

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