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Medien und Gewalt.

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Übersicht Wirkungen von <strong>Gewalt</strong> in Film <strong>und</strong> Fernsehen<br />

➔<br />

Soziale Experimente, d. h. die Nutzung natürlicher Veränderungen der Lebensbedin­<br />

gungen (z. B. Einführung des Fernsehens in fernsehfreien Gebieten oder auch entschei­<br />

dende Veränderungen des Fernsehsystems eines Landes) für das Forschungsdesign<br />

sind sinnvoll, entsprechende Bedingungen sind allerdings eher selten gegeben (vgl. zu<br />

solchen Studien Kapitel 3.5.2).<br />

Langzeitexperimente, bei denen dieselben Versuchspersonen mehrfach einer bestimm­<br />

ten <strong>Medien</strong>botschaft ausgesetzt werden, sind erfolgversprechend, jedoch schwierig<br />

durchzuführen <strong>und</strong> mit dem Problem einer wachsenden Einflusswahrscheinlichkeit<br />

intervenierender Variablen behaftet.<br />

Zeitreihenverfahren, bei denen Inhaltsanalysen <strong>und</strong> Befragungen zu verschiedenen<br />

Messzeitpunkten miteinander in Beziehung gesetzt werden, tragen dem langfristigen<br />

Charakter der Kultivierungsprozesse Rechnung, sind aber nur dann sinnvoll, wenn<br />

sich das mediale Angebot verändert, denn (Roßmann/Brosius 2001): „Ausgehend von<br />

der Annahme, dass das <strong>Medien</strong>nutzungsverhalten der Rezipienten stabil ist, sind keine<br />

Veränderungen der Realitätswahrnehmung zu erwarten, wenn Intensität <strong>und</strong> Rich­<br />

tung kultivierender Botschaften konstant bleiben.“<br />

Eine Überwindung der genannten Probleme ist nach Rossmann <strong>und</strong> Brosius (2001; vgl.<br />

auch Rössler/Brosius 2001) am ehesten durch einen Mehrmethodenansatz möglich, d. h.<br />

der gleiche Gegenstandsbereich wird mit verschiedenen Methoden behandelt, so dass<br />

sich die Bef<strong>und</strong>e ergänzen können.<br />

Ein Blick auf die Forschungsbef<strong>und</strong>e seit 1998 zeigt allerdings, dass es in der Kultivie­<br />

rungsforschung, ebenso wie in anderen Bereichen der <strong>Medien</strong>-<strong>und</strong>-<strong>Gewalt</strong>- bzw. der<br />

Wirkungsforschung insgesamt, genau an solchen, aufeinander aufbauenden Studien<br />

fehlt bzw. vielfach nur bereits Bekanntes mit den gleichen Methoden untersucht<br />

wird. 94 So handelt es sich nur um einen geringen Erkenntnisfortschritt, wenn Patti M.<br />

Valkenburg <strong>und</strong> Marquérite Patiwael (1998) Kultivierungseffekte für die Vielseher des<br />

amerikanischen Kanals „Court TV“ (Sender, der Gerichtsverfahren ausstrahlt) identifi­<br />

zieren. Ähnliches gilt für Daniel Romer, Kathleen Hall Jamieson <strong>und</strong> Sean Aday (2003),<br />

die Kultivierungseffekte in Form von Kriminalitätsfurcht unabhängig von der lokalen<br />

Kriminalitätsrate auch für die Konsumenten stark kriminalitätslastiger lokaler Fern­<br />

sehnachrichten aufzeigen, für Mira Sotirovic (2001), die neben dem <strong>Medien</strong>inhalt auch<br />

dessen komplexere oder einfachere Struktur als Kultivierungsfaktor ausmacht, für<br />

Donald L. Diefenbach <strong>und</strong> Mark D. West (2001), die eine engere, mit vorliegenden<br />

Kriminalitätsstatistiken kompatiblere <strong>Gewalt</strong>definition heranzogen, Kultivierungsef­<br />

fekte mit offenen Fragen erhoben <strong>und</strong> eine bislang noch wenig gebrauchte, spezielle<br />

Form der Regressionsanalyse anwandten, oder für Mary Beth Oliver <strong>und</strong> G. Blake Arm­<br />

strong (1998), die Kultivierungseffekte bei Weißen <strong>und</strong> Afro-Amerikanern verglichen.<br />

Wenig Erkenntnisgewinn liefert auch die Untersuchung von Robin L. Nabi <strong>und</strong> John L.<br />

94 Interessant hingegen ist z. B. der Bef<strong>und</strong> von Stacy L. Smith <strong>und</strong> Barbara J. Wilson (2002), dass schon bei<br />

Gr<strong>und</strong>schulkindern ein hoher Konsum von Fernsehnachrichten mit einer Überschätzung bestimmter<br />

gesellschaftlicher Kriminalitätsformen <strong>und</strong> „Scary World“-Ansichten einhergeht. ➔<br />

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