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Medien und Gewalt.

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Übersicht Wirkungen von <strong>Gewalt</strong> in Film <strong>und</strong> Fernsehen<br />

➔<br />

ähnlicher Mechanismus wirksam gewesen, aufgr<strong>und</strong> ihrer hohen Angstwerte sei es<br />

jedoch nicht zu einer alltagsbezogenen Violenzsteigerung gekommen. Der Robes­<br />

pierre-Affekt habe sich vielmehr in der „risikoärmeren“ Variante einer stärkeren Befür­<br />

wortung staatlicher <strong>und</strong> politischer <strong>Gewalt</strong> manifestiert.<br />

Grimm (1999, S. 693) folgert, dass die Darstellung von Filmopfern keinerlei „Gewähr für<br />

friedliche Spielfilmgewaltseher“ biete. Violente Reaktionen seien v. a. zu erwarten „bei<br />

der Vorführung illegitimer <strong>Gewalt</strong> gegenüber einem sympathischen Opfer [...], wenn die<br />

<strong>Gewalt</strong> keine befriedigende <strong>und</strong> befriedende intrafiktionale Auflösung erfährt. In Konfron­<br />

tation mit einer als subjektiv ,böse‘ erachteten <strong>Gewalt</strong> am Filmende führt das Opfermit­<br />

leid leicht via Empörung zu einer violenten Munitionierung der Moral, die potentiell in<br />

Tugendterror mündet.“ 161 Aus seinen Bef<strong>und</strong>en leitet Grimm nicht den Rat ab, auf<br />

Opferdarstellungen zu verzichten, da damit auch Möglichkeiten der Violenzminde­<br />

rung wegfallen würden. Vielmehr sei es wichtig, auf „geeignete dramaturgische Kon­<br />

textualisierungen“ (Grimm 1999, S. 694) zu achten. Dies bedeute, identifikationsträchti­<br />

ge Opfer eher am Anfang oder in der Mitte eines Films <strong>und</strong> nicht am Ende zu platzieren<br />

<strong>und</strong> den „Eindruck eines unabgeschlossenen Rachezirkels“ zu vermeiden.<br />

3.4.2.5 Darstellung von Waffen<br />

Vor allem im Kontext des Priming-Konzepts durchgeführte Studien sprechen für einen<br />

so genannten „Waffeneffekt“, d. h. dafür, dass Waffen einen Schlüsselreiz darstellen,<br />

der die Erinnerung an früher rezipierte violente Ereignisse aktiviert <strong>und</strong> so möglicher­<br />

weise Aggression auslöst. Die aktuellen Untersuchungen zu diesem Aspekt sind bereits<br />

in Kapitel 3.3.5 geschildert worden. Diese Studien sprechen zwar für Priming-Effekte<br />

durch das Zeigen von Waffen, auf Verhaltenseffekte kann aus den Bef<strong>und</strong>en jedoch<br />

nicht unbedingt geschlossen werden. Außerdem wirken Wissensstrukturen <strong>und</strong><br />

Lebenserfahrungen offensichtlich als moderierende Einflussfaktoren.<br />

3.4.2.6 Realitätsgehalt<br />

Ein weiterer viel diskutierter Wirkungsfaktor ist der Realismus von <strong>Gewalt</strong>darstellun­<br />

gen. Sandra Geisler (1998) konstatierte in einer Studie, die auf drei Gruppendiskussio­<br />

nen mit einer nicht näher angegebenen „kleinen Personenzahl“ von 18- bis 29-jährigen<br />

Krimifans basierte, dass die wahrgenommene Realitätsnähe einen wichtigen Faktor<br />

für die Einschätzung der <strong>Gewalt</strong>intensität durch die Probanden darstellte. Früh (2001,<br />

S. 84) stellte fest, dass zwar physische <strong>Gewalt</strong> in realen Genres als etwas gewalthaltiger<br />

eingestuft wurde als in fiktionalen, aber davon ausgegangen werden könne, „dass<br />

vergleichbare <strong>Gewalt</strong>szenen in Spielfilmen <strong>und</strong> ähnlichen Unterhaltungssendungen<br />

häufiger <strong>und</strong> stärker als <strong>Gewalt</strong> interpretiert werden als in Informationssendungen.<br />

Dies liegt jedoch nur zu einem geringen Teil daran, dass die einen reale Hintergründe<br />

haben, <strong>und</strong> die anderen Fiktion sind, sondern es liegt zum überwiegenden Teil an der<br />

Tatsache, dass die einen in der Regel direkt sichtbar <strong>und</strong> die anderen meist nur verbal<br />

161 Grimm (1999, S. 708) sieht im Robespierre-Affekt unter dem Aspekt des Gefühlsmanagements auch eine<br />

„aggressiv entartete Form der Stressbewältigung“, bei der der Rezipient versucht, zum Zweck des Stressabbaus<br />

die Empathie mit dem Opfer „durch violente Übungen zu kompensieren.“ ➔<br />

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