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Übersicht Wirkungen von <strong>Gewalt</strong> in Film <strong>und</strong> Fernsehen<br />
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Vorlieben zurückzuführen ist.“ (Weiler 1999, S. 260). 189 Für eine Zuwendung zum Medi<br />
um Buch oder zum Medium Film würden schon in der Gr<strong>und</strong>schulzeit die Weichen<br />
gestellt. Es entschieden v. a. „familiale Einstellungen, das <strong>Medien</strong>nutzungsverhalten<br />
der Eltern sowie Unterstützungs- <strong>und</strong> Förderungsmaßnahmen der Kinder über deren<br />
(<strong>Medien</strong>)Vorlieben.“ (Weiler 1999, S. 261). Auch inhaltliche Präferenzen würden auf<br />
diese Weise schon früh geprägt <strong>und</strong> bis ins Erwachsenenalter beibehalten. Die Ver<br />
mittlung von Vorlieben speziell für violente Inhalte ist im Rahmen der Studie aller<br />
dings nicht untersucht worden.<br />
In anderen Studien ebenfalls nachgewiesen wurde der v. a. für ältere Kinder immer<br />
bedeutsamere Einfluss ihrer Peergroups auf die Art der genutzten <strong>Medien</strong>inhalte <strong>und</strong><br />
auf die Einstellungen, die diesen entgegengebracht werden (vgl. Kapitel 3.2.8, 10.2).<br />
Fuchs, Lamnek <strong>und</strong> Luedtke (2001) stellten in ihrer Untersuchung in bayerischen Schu<br />
len (vgl. Kapitel 3.4.2.2) beispielsweise fest, dass in Peergroups umso häufiger gewalttä<br />
tige Inhalte gesehen würden, je devianter sie seien.<br />
Um der Entwicklung von Präferenzen für problematische <strong>Medien</strong>inhalte vorzubeugen<br />
bzw. das Risiko schädlicher Auswirkungen der Rezeption solcher Darstellungen zu<br />
verringern, sind medienpädagogische Maßnahmen in Elternhaus <strong>und</strong> Schule von<br />
Bedeutung. Dass bestimmte, auf die jeweiligen Rezipienten zugeschnittene Interventi<br />
onsmaßnahmen Erfolg versprechen, haben einige in jüngerer Zeit durchgeführte<br />
empirische Untersuchungen gezeigt, die in Kapitel 10 ausführlich behandelt werden.<br />
Allerdings ist festzustellen, dass derartige Maßnahmen v. a. in Familien zum Einsatz<br />
kommen, deren Kinder verhältnismäßig wenig gefährdet sind, da sich ihre Eltern<br />
intensiv um sie kümmern <strong>und</strong> Erziehungsfragen generell große Aufmerksamkeit<br />
widmen. Kinder aus solchen Familien sind jedoch generell viel weniger gefährdet als<br />
solche, die einem vernachlässigenden Erziehungsstil ausgesetzt sind, <strong>und</strong> v. a. als<br />
solche, die viel <strong>Gewalt</strong> in ihrem unmittelbaren Umfeld erleben, so dass violente Me<br />
dienmodelle für sie eine besondere Anziehungskraft besitzen (instrumenteller Nut<br />
zen), bzw. deren Verhalten durch die erlebte Realität als „normal“ <strong>und</strong> angemessen<br />
eingeschätzt wird. Solche Kinder sind in Bezug auf violente Verhaltensmodelle quasi<br />
einer „doppelten Dosis“ ausgesetzt, so dass <strong>Medien</strong>gewalt aufgr<strong>und</strong> des Mangels an<br />
relativierenden Einflüssen aus dem direkten Umfeld besonders gefährlich ist. 190 Vio<br />
lenter <strong>Medien</strong>konsum <strong>und</strong> eigene violente Erfahrungen verstärken sich hier in einem<br />
189 Auch Fischer (2000, S. 227) kam in ihrer Untersuchung mit 8- bis 11-jährigen Kindern zu dem Ergebnis, dass<br />
ein ritualisierter Fernsehkonsum der Eltern einen ritualisierten Konsum der Kinder fördere.<br />
190 Dass dieser Aspekt Beachtung verdient, verdeutlichen z. B. die Bef<strong>und</strong>e einer Untersuchung von Oscar H.<br />
Purugganan u. a. (2000). Die Forscher befragten in den USA 175 Kinder im Alter von 9 bis 12 Jahren sowie<br />
deren Mütter, die eine Kinderklinik in einer Großstadt aufsuchten, <strong>und</strong> stellten fest, dass alle Kinder Kontakt<br />
mit <strong>Medien</strong>gewalt hatten. 97 % der Kinder hatten darüber hinaus aber auch Erfahrungen mit realer<br />
<strong>Gewalt</strong>: 77 % hatten <strong>Gewalt</strong>akte beobachtet, die fremde Personen betrafen; 49 % hatten <strong>Gewalt</strong>akte gesehen,<br />
an denen ihnen bekannte Personen beteiligt waren; 49 % waren selbst Opfer von <strong>Gewalt</strong> geworden;<br />
31 % hatten gesehen, wie jemand niedergestochen, niedergeschossen oder getötet wurde. ➔<br />
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