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Übersicht Wirkungen von <strong>Gewalt</strong> in Film <strong>und</strong> Fernsehen<br />
➔<br />
Sullivan (2001), die Kultivierungseffekte in Form von Verhaltensabsichten <strong>und</strong> tatsäch<br />
lichem Verhalten (Schutzmaßnahmen gegen Kriminalität) analysierten, den Wir<br />
kungsprozess jedoch nicht befriedigend erklären können <strong>und</strong> nicht wesentlich über<br />
Gerbners Bef<strong>und</strong>e hinauskommen. Keinen Kultivierungseffekt fanden Rubin u. a.<br />
(2003) bei ihrer Untersuchung von Angstreaktionen auf die Berichterstattung nach<br />
dem 11. September. Rezipienteneigenschaften erwiesen sich als bedeutsamer als der<br />
Fernsehkonsum.<br />
Die Schwächen reiner Korrelationsstudien illustriert eine Untersuchung von Margaret<br />
Reith (1999), die auf Basis einer alten US-Wahlumfrage aus dem Jahr 1976 (!) der Frage<br />
nachgeht, ob Krimikonsum dazu führt, dass sich beim Rezipienten eine autoritärag<br />
gressive Persönlichkeitsstruktur herausbildet. 95 Reith untersuchte dabei auch, ob<br />
dieser Zusammenhang durch die Kultivierungsannahme Gerbners erklärt werden<br />
kann (Gerbner nahm an, dass TV-generierte Angst dazu führt, dass die Anwendung<br />
von <strong>Gewalt</strong> zur Aufrechterhaltung von Recht <strong>und</strong> Ordnung eher akzeptiert werde).<br />
Ebenfalls geprüft wurde Zillmanns alternative These für den Zusammenhang zwi<br />
schen Vielsehen <strong>und</strong> Angst bzw. einer aggressiven Persönlichkeit (vgl. Zillmann 1980,<br />
S. 160; 1982, S. 63), derzufolge Viktimisierungsangst (aufgr<strong>und</strong> eigener Erfahrungen)<br />
die Motivation für den Konsum von Krimis (in denen die Verbrecher bestraft würden<br />
<strong>und</strong> die daher angstreduzierend wirkten) darstellt. Beide Annahmen bestätigten sich<br />
nicht. Hoher Krimikonsum hing nicht statistisch signifikant mit dem Ergreifen von<br />
Schutzmaßnahmen gegen Verbrechen zusammen <strong>und</strong> zeigte auch keinen signifikan<br />
ten Zusammenhang mit eigener Erfahrung als Verbrechensopfer. Hoher Krimikonsum<br />
ging zwar bei Männern mit Indikatoren einher, die nach Reith für eine autoritär<br />
aggressive Persönlichkeit sprechen, 96 das Problem der Kausalitätsrichtung jedoch<br />
blieb ungeklärt. 97<br />
Ein Beispiel dafür, dass Resultate früherer Studien nicht in wünschenswerter Weise<br />
rezipiert <strong>und</strong> bei späteren Untersuchungen berücksichtigt werden, ist die Untersu<br />
chung von Kimberly Gross <strong>und</strong> Sean Aday (2003). Die Forscher konstatierten auf Basis<br />
einer Telefonumfrage bei 921 Einwohnern in Washington, D.C., dass der Konsum von<br />
Lokalnachrichten im Fernsehen keinen Kultivierungseffekt im Sinne einer Viktimisie<br />
rungsangst nach sich zieht, wohl aber direkte Erfahrung mit Kriminalität (operationa<br />
lisiert als eigene Erfahrungen oder Erfahrungen naher Fre<strong>und</strong>e oder Familienmitglie<br />
der bzw. Kriminalitätsrate in der Nachbarschaft) Furcht auslöst.<br />
95 Operationalisiert als hohe Aggression gegen Gesetzesbrecher <strong>und</strong> geringe Aggression gegen Gesetzeshüter.<br />
96 Dass es sich dabei tatsächlich um geeignete Indikatoren handelt, muss allerdings bezweifelt werden. So<br />
wurde „Aggressivität“ gegenüber Gesetzesbrechern mit den Fragen gemessen, wie die Befragten die<br />
Behandlung Krimineller vor Gericht beurteilten (zu hart, richtig oder zu nachsichtig) <strong>und</strong> welchen Stellenwert<br />
sie den Rechten des Angeklagten einräumen würden; „Aggressivität“ gegenüber den Gesetzeshütern<br />
wurde durch Angaben der Befragten dazu operationalisiert, was für Gefühle (positiv oder negativ)<br />
sie gegenüber Polizei <strong>und</strong> Militär hegten.<br />
97 Dies konzedierte auch Reith (1999, S. 219) selbst: „Correlation studies do not establish causality [...]. Crime<br />
drama may contribute to creating an authoritarian aggression structure, or it may function only to confirm<br />
and strengthen already existing authoritarian attitudes.“ ➔<br />
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