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Übersicht Wirkungen von <strong>Gewalt</strong> in Film <strong>und</strong> Fernsehen<br />
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Fälle identifizierbar. 57 In Baumanns (2000, S. 132) Untersuchung betrug der Anteil der<br />
Artikel mit Nennung des vollen Namens bzw. des Nachnamens knapp 23 %. Nichtpro<br />
minente Opfer machten davon 7 % aus. Diese Werte erscheinen nicht besonders groß zu<br />
sein, bedenkt man jedoch, wie klar z. B. im Pressekodex des Deutschen Presserates eine<br />
zurückhaltende Opferberichterstattung gefordert wird, ist dies als nicht unbeträchtli<br />
cher Anteil anzusehen.<br />
Der Anteil männlicher bzw. weiblicher Opfer in der Berichterstat<br />
tung entspricht nicht den realen Verhältnissen.<br />
Frauen als Opfer machten in der Untersuchung von Scharf, Mühlenfeld <strong>und</strong> Stock<br />
mann (1999, S. 457) zwar mit 14 % im Vergleich zu Kindern, Ausländern <strong>und</strong> Senioren<br />
die größte Opfergruppe in der Berichterstattung aus (in 68 % der Beiträge wurde keine<br />
dieser Opfergruppen genannt), gemessen an den Werten der polizeilichen Kriminal<br />
statistik (ca. 40 %) sind sie in der Berichterstattung jedoch unterrepräsentiert. Der<br />
Anteil männlicher Opfer wurde in dieser Studie allerdings nicht ausgewiesen. Fröhlich<br />
(1998, S. 383) verglich den Anteil männlicher <strong>und</strong> weiblicher Opfer in der lokalen Kri<br />
minalitätsberichterstattung mit der polizeilichen Kriminalitätsstatistik <strong>und</strong> kam zu<br />
dem Schluss, dass v. a. über Delikte mit männlichen Opfern berichtet werde (dies kon<br />
statierten auch Reuband 1999, S. 104 <strong>und</strong> Baumann 2000, S. 122 für die Tagespresse,<br />
nicht jedoch für nicht täglich erscheinende Blätter). Männer sind allerdings im Verhält<br />
nis zur Realität (60 %; Berichterstattung: 52 %) dennoch unterrepräsentiert. Männliche<br />
Opfer von Sexualstraftaten kommen in der Berichterstattung nicht vor, obwohl deren<br />
Zahl laut Statistik die der männlichen Mordopfer übersteigt.<br />
Ältere Opfer sind in der Berichterstattung überrepräsentiert.<br />
Fröhlich (1998, S. 386) konstatierte, dass die Presse überproportional häufig über Ge<br />
walttaten mit über 60-jährigen Opfern berichte, wohingegen Opfer bis 20 Jahre im<br />
Vergleich mit der Kriminalitätsstatistik unterproportional thematisiert würden. Dies<br />
gelte insbesondere für Frauen. Fröhlich (1998, S. 385) folgert: „Die junge Frau oder das<br />
Mädchen als das vermeintlich typische Opfer in der <strong>Gewalt</strong>- <strong>und</strong> Kriminalitätsbericht<br />
erstattung erscheint nach diesen Bef<strong>und</strong>en als ,Mythos‘.“ Baumann (2000) konstatierte<br />
in der Berichterstattung für die Altersstruktur bei den Mord-/<strong>und</strong> Totschlagsopfern<br />
eine Überrepräsentation unter 14-jähriger <strong>und</strong> über 60-jähriger.<br />
Täterinnen sind in der Berichterstattung unterrepräsentiert.<br />
Nach Fröhlich (1998, S. 385) stehen 23 % Täterinnen laut polizeilicher Kriminalitätssta<br />
tistik 9 % Täterinnen in der Berichterstattung gegenüber. „Der statistische ,Seltenheits<br />
wert‘ weiblicher Täter“ verhelfe „ihnen also nicht zu einer hohen Aufmerksamkeit in<br />
der Berichterstattung.“ Fröhlich erklärt diesen Bef<strong>und</strong> damit, dass von Frauen began<br />
gene <strong>Gewalt</strong>taten im Schnitt weniger spektakulär <strong>und</strong> aus diesem Gr<strong>und</strong> weniger<br />
57 Für den Täter galt dies allerdings erheblich häufiger, nämlich in einem Drittel der Fälle (betrachtet man<br />
nur die Fälle mit Tatverdächtigen, dann sogar in 40 % der Fälle). ➔<br />
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