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Medien und Gewalt.

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Übersicht <strong>Gewalt</strong> <strong>und</strong> Werbung<br />

➔<br />

Bef<strong>und</strong>e sprechen dafür, dass Fernsehgewalt keinen direkten Effekt auf die Werbeerin­<br />

nerung besitzt, sondern es sich um eine indirekte Wirkung handelt, die durch die von<br />

Fernsehgewalt hervorgerufene Erhöhung des Ärgerniveaus zustande kommt.<br />

Bushman (1998a; vgl. auch Bushman/Phillips 2001) erklärt dieses Ergebnis damit, dass<br />

negative Stimmungen die Informationsverarbeitungsfähigkeit des Gehirns beein­<br />

trächtigen können <strong>und</strong> medieninduzierte, feindselige Gedanken eine ablenkende<br />

Wirkung besitzen. Möglicherweise sind Rezipienten auch so sehr mit der Wiederher­<br />

stellung einer positiven Gefühlslage beschäftigt, dass sie die Werbebotschaft nicht mit<br />

der notwendigen Aufmerksamkeit zur Kenntnis nehmen.<br />

Die Aussagekraft der Ergebnisse 310 muss – wie Bushman selbst ausführt – dahingehend<br />

eingeschränkt werden, dass nur die unmittelbare <strong>und</strong> nicht die verzögerte Werbeerin­<br />

nerung getestet wurde <strong>und</strong> dass es sich bei den Versuchspersonen ausschließlich um<br />

Studentinnen <strong>und</strong> Studenten handelte, welche die Bevölkerung nicht repräsentativ<br />

abbilden. Darüber hinaus kann ein logischer Zusammenhang zwischen Werbung <strong>und</strong><br />

Programminhalt nicht ausgeschlossen werden, der die Werbeerinnerung beeinflusst<br />

haben könnte. 311 Dies ist allerdings nicht sehr wahrscheinlich, weil Bushman Spots für<br />

„neutrale“ Produkte wie Klebstoff, Waschmittel <strong>und</strong> M<strong>und</strong>wasser verwendete.<br />

Insgesamt handelt es sich bei Bushmans Ergebnissen um interessante Bef<strong>und</strong>e, die<br />

nahe legen, dass violente Fernsehinhalte die Werbewirkung verschlechtern. Sollte dies<br />

zutreffen, wäre das Schalten von Werbespots in gewalthaltigen Kontexten für Werbe­<br />

k<strong>und</strong>en unprofitabel. 312<br />

Um auch Aussagen über die verzögerte Werbeerinnerung von Werbebotschaften in<br />

gewalthaltigem Fernsehumfeld treffen zu können, 313 führte Bushman in einer Folge­<br />

studie zusammen mit Angelica M. Bonacci (2002) eine Mehrfachbefragung durch, in<br />

der auch Fernsehsendungen mit sexuellen Inhalten berücksichtigt wurden. Die Ver­<br />

suchspersonen (324 Erwachsene zwischen 18 <strong>und</strong> 54 Jahren, 162 Frauen <strong>und</strong> 162 Män­<br />

ner) sahen ein etwa 45-minütiges Programm mit violentem, sexuellem oder neutralem<br />

Inhalt, in das jeweils neun Werbespots (drei Unterbrechungen mit je drei Spots) einge­<br />

bettet waren. 314 Nach der Rezeption sollten die Probanden die beworbenen Marken<br />

erinnern. Dabei wurde auch ein visueller Markenerinnerungstest durchgeführt, bei<br />

dem die Probanden aus vier Dias von denselben Produkten auf Supermarktregalen die<br />

310 Über alle drei Experimente hinweg ergab sich eine Korrelation von r = -0,34 (die Zusammenhangsmaße<br />

lagen zwischen r = -0,19 <strong>und</strong> -0,49), d. h. ein etwas stärkerer Zusammenhang als im Durchschnitt der in die<br />

Meta-Analyse von Bushman <strong>und</strong> Phillips (2001) einbezogenen Studien.<br />

311 Es wäre möglich, dass aggressionshaltige Spots in violentem Werbeumfeld besser wirken. Verschiedene<br />

Studien sprechen dafür, dass eine Kongruenz zwischen der vom Programm <strong>und</strong> von der Werbung hervorgerufenen<br />

Stimmung die Werbeerinnerung verbessert (vgl. z. B. Schumann/Thorson 1990; Kamins/Marks/<br />

Skinner 1991). Es gibt allerdings auch Bef<strong>und</strong>e, denen zufolge Programminhalte, die eine positive Stimmung<br />

auslösen, die Werbeerinnerung generell verbessern (vgl. z. B. Mathur/Chattopadhyay 1991).<br />

312 Zu berücksichtigen ist, dass die Bef<strong>und</strong>e im Rahmen von Laborexperimenten erzielt wurde, bei denen von<br />

einer höheren Aufmerksamkeit der Rezipienten für die dargebotenen <strong>Medien</strong>- <strong>und</strong> Werbeinhalte ausgegangen<br />

werden kann, als sie unter natürlichen Bedingungen auftreten würde (vgl. dazu auch Schumann/Thorson<br />

1990).<br />

313 Von zwei früheren Untersuchungen, die einen Einfluss violenter <strong>Medien</strong>inhalte auf die Werbeerinnerung<br />

einen Tag bzw. einen Monat später fanden, berichten Bushman/Phillips 2001, S. 46.<br />

314 Für jeden Programmtyp wurden je sechs verschiedene Varianten verwendet. ➔<br />

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