Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Übersicht Wirkungen von <strong>Gewalt</strong> in Film <strong>und</strong> Fernsehen<br />
➔<br />
Anti-<strong>Gewalt</strong>-Botschaften:<br />
Anti-<strong>Gewalt</strong>-Botschaften waren nur in einem verschwindend geringen Anteil von<br />
Sendungen (3 %) zu finden.<br />
Die Forscher folgern aus ihren Bef<strong>und</strong>en, dass ein hoher Anteil des Programms Risiken<br />
für die Zuschauer berge, da <strong>Gewalt</strong> oft verherrlicht, „hygienisch“ (d. h. als „saubere“<br />
<strong>Gewalt</strong>; vgl. dazu Grimm 1999 sowie Kapitel 2.1) <strong>und</strong> trivialisiert dargestellt werde.<br />
Über die Analyse des Gesamtprogramms hinaus wurde im Rahmen der NTVS von<br />
einem Forschungsteam der University of Texas in Austin auch eine gesonderte Auswer<br />
tung des „Reality“-Programms 26 vorgenommen. Die Wissenschaftler (Whitney u. a.<br />
1998) konstatierten, dass dieses Genre insgesamt einen großen Zuwachs erlebt habe.<br />
Die Zahl der analysierten Sendungen stieg zwischen dem ersten <strong>und</strong> dem dritten Jahr<br />
der Untersuchung um 34 % (1996/97: N = 526). Reality-Sendungen wurden v. a. tagsüber<br />
ausgestrahlt, violente Reality-Sendungen waren aber v. a. am frühen Abend zu finden.<br />
Im Einzelnen zeigten sich folgende Ergebnisse (vgl. Whitney u. a. 1998, S. 235-284): 27<br />
Präsenz <strong>und</strong> Intensität von <strong>Gewalt</strong>:<br />
Insgesamt erwies sich das Reality-Programm als weniger gewalthaltig als andere<br />
Fernsehgenres. Im Gegensatz zu den 61 % <strong>Gewalt</strong> im Gesamtprogramm wiesen im<br />
dritten Jahr der Analyse nur 39 % der Reality-Programme <strong>Gewalt</strong>inhalte auf – ein Wert,<br />
der im Wesentlichen den Bef<strong>und</strong>en für die ersten beiden Jahre entsprach. Der Anteil<br />
der Sendungen, in denen über <strong>Gewalt</strong> gesprochen wurde (ohne Bilder zu zeigen), ging<br />
im Laufe des Untersuchungszeitraums von 18 % über 14 % auf 10 % zurück.<br />
Stabil dagegen waren die Unterschiede der <strong>Gewalt</strong>darstellung in den verschiedenen<br />
Formen von Reality-Programmen. Am wenigsten violent waren Talk-Shows (63 % ohne<br />
<strong>Gewalt</strong>), gefolgt von Unterhaltungssendungen <strong>und</strong> -nachrichten (59 %/57 % ohne<br />
<strong>Gewalt</strong>) <strong>und</strong> politischen Informationssendungen (58 % ohne <strong>Gewalt</strong>). Alle Polizei-Reali<br />
ty-Sendungen enthielten visuelle <strong>Gewalt</strong>. Hoch war der Anteil visueller <strong>Gewalt</strong> auch bei<br />
Boulevardnachrichten (79 %) <strong>und</strong> in Dokumentationen (66 %). Verbale Formen der<br />
<strong>Gewalt</strong>darstellung dominierten dagegen – kaum überraschend – in Talk-Shows (21 %).<br />
26 „Reality programms“ wurden definiert als „nonfictional programming in which the portrayal is presumed<br />
to present current or historical events or circumstances. The production presents itself as being a realistic<br />
account.“ (Whitney u. a. 1998, S. 224). Einbezogen wurden Nachrichten/Sendungen zu Politik <strong>und</strong><br />
Gesellschaft (allerdings nicht die regelmäßigen Nachrichtensendungen <strong>und</strong> Nachrichtenmeldungen in<br />
anderen Programmen), Talk-Shows <strong>und</strong> Interviewsendungen, Dokumentationen, Nachrichten <strong>und</strong> Rückblicke<br />
aus dem Unterhaltungsbereich, Boulevardnachrichten, Unterhaltungsshows (z. B. Home Videos,<br />
Modesendungen, Reisemagazine) <strong>und</strong> Polizei-Reality-Sendungen.<br />
27 Analyseeinheiten waren die Sendung, ein Segment („a coherent part of a broadcast, a partitioned narrative<br />
within a program that exhibits unity within itself and separation, by topic and/or central focal character,<br />
from other segments within a program.“) sowie eine violente Sequenz. Bei den Sequenzen wurde zwischen<br />
„Talk About Violence“-Sequenzen <strong>und</strong> „Visual-Violence“-Sequenzen (bzw. einer Mischung beider) unterschieden.<br />
Erstere wurden definiert als „a conversation related to violence, as elsewhere defined. A sequence<br />
begins with an initial utterance concerning a violent credible threat, behavior, or physically harmful<br />
consequence and continues so long as the discussion or conversation is centered on that act or closely related<br />
acts. [...].“ Letztere wurden definiert als „a related sequence of violent behaviors, actions, or depictions<br />
that occur without a significant break in the flow of actual or imminent violence. [...].“ ➔<br />
23