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Medien und Gewalt.

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Übersicht Wirkungen von <strong>Gewalt</strong> in Film <strong>und</strong> Fernsehen<br />

➔<br />

tenz eines Ansteckungseffekts nicht mehr in Frage gestellt werden müsse, auch wenn<br />

die Effekte für nichtfiktionale Selbstmorddarstellungen (insbesondere in jüngeren<br />

Studien) deutlicher ausfielen als die für fiktionale Selbstmorde. 121 In eine ähnliche<br />

Richtung gehen auch die Bef<strong>und</strong>e von Jane Pirkis <strong>und</strong> R. Warwick Blood (2001a; 2001b),<br />

die ebenfalls zwischen Forschungsergebnissen zu fiktionalen <strong>und</strong> zu nichtfiktionalen<br />

Selbstmordberichten unterscheiden. In Bezug auf nichtfiktionale Darstellungen (in<br />

Zeitungen, im Fernsehen <strong>und</strong> in Büchern) identifizierten sie 42 Studien, deren Ergeb­<br />

nisse sie als Hinweise auf einen Kausalzusammenhang zwischen Berichterstattung<br />

<strong>und</strong> Selbstmorden bewerten. In Bezug auf nichtfiktionale Darstellungen (in Film <strong>und</strong><br />

Fernsehen, Musik <strong>und</strong> Computerspielen) werteten sie 34 Untersuchungen aus, deren<br />

Bef<strong>und</strong>e ihrer Ansicht nach allerdings höchstens moderate Hinweise auf eine Kausal­<br />

beziehung liefern. Auch Steven Stack (2000; 2003) kommt zu einer vorsichtigeren<br />

Bewertung <strong>und</strong> beurteilt die Bef<strong>und</strong>e zum Zusammenhang zwischen Suiziddarstellun­<br />

gen <strong>und</strong> realen Selbstmorden als inkonsistent. Robert D. Goldney (2001) stellt die Ver­<br />

bindung von <strong>Medien</strong>berichten <strong>und</strong> Suiziden nicht in Frage, betont aber, dass es sich<br />

nur um einen schwachen Zusammenhang handele. Er warnt davor, die <strong>Medien</strong> zum<br />

Sündenbock zu machen <strong>und</strong> damit andere Risikofaktoren, v. a. psychische Erkrankun­<br />

gen, zu vernachlässigen.<br />

Weit gehende Einigkeit herrscht unter den Verfassern der verschiedenen Forschungs­<br />

übersichten darin, dass es einige Faktoren gibt, die den Zusammenhang zwischen<br />

<strong>Medien</strong>berichten <strong>und</strong> Nachahmungseffekten beeinflussen. Hierzu gehören folgende<br />

Variablen (vgl. Gould 2001; Schmidtke/Schaller 1998; 2000; Schmidtke u. a. 2002;<br />

Schmidtke/Schaller/Kruse 2003), wobei die Aussagen allerdings zumeist nur auf eini­<br />

gen wenigen, älteren Untersuchungen beruhen:<br />

❙ Publizitätsgrad: Je intensiver über einen Selbstmordfall berichtet wird <strong>und</strong> je promi­<br />

nenter die Berichterstattung aufgemacht ist, desto stärker ist der Imitationseffekt.<br />

❙ Art der <strong>Medien</strong>: Verschiedene <strong>Medien</strong> (Print, TV, Internet) weisen unterschiedliche<br />

Effekte auf. Es fehlt allerdings noch an einer überzeugenden Studie, die die Unter­<br />

schiede zwischen verschiedenen <strong>Medien</strong> untersucht hätte. Vermutlich sind die<br />

bislang festgestellten Divergenzen „lediglich auf die Verfügbarkeit der <strong>Medien</strong> <strong>und</strong><br />

die Art der Rezipienten verschiedener <strong>Medien</strong> zurückzuführen.“ (Schmidtke u. a.<br />

2002, S. 97).<br />

❙ Anzahl <strong>und</strong> Art der Rezipienten: Imitationseffekte hängen von der Menge <strong>und</strong> der<br />

Art der Rezipienten der verschiedenen <strong>Medien</strong> ab. Effekte sind v. a. bei der jeweili­<br />

gen Zielgruppe eines Mediums zu erwarten (Jugendliche lesen z. B. andere Zeit­<br />

schriften als Erwachsene <strong>und</strong> kennen daher auch andere „Selbstmordmodelle“).<br />

121 Gould (2001) identifizierte 42 Studien zur Wirkung nichtfiktionaler <strong>und</strong> 29 Studien zur Wirkung fiktionaler<br />

Selbstmorddarstellungen (wobei Computerspiele, Internet <strong>und</strong> Musik nicht einbezogen wurden). ➔<br />

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