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Medien und Gewalt.

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Übersicht Wirkungen von <strong>Gewalt</strong> in Film <strong>und</strong> Fernsehen<br />

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Weitere Belege für eine solche kontrastiv-kompensatorische Nutzungsmotivation<br />

erbrachten auch einige andere Studien, die für Kinder nachwiesen, dass die Identifika­<br />

tion mit dem guten, erfolgreichen Helden eines violenten Films, der alle Gefahren<br />

überwindet <strong>und</strong> über das Böse triumphiert, einen Beitrag zur Angstbewältigung <strong>und</strong><br />

zur Steigerung des Selbstbewusstseins leisten kann (vgl. z. B. Caviola 2000; Götz/Ensin­<br />

ger 2002; Paus-Haase 1998; 1999; Valkenburg/Cantor 1999, S. 147).<br />

Im Einklang hiermit stehen auch die Bef<strong>und</strong>e der UNESCO-Studie von Groebel (1998),<br />

der feststellte, dass 12-Jährige in den verschiedensten Ländern Actionhelden zum<br />

Vorbild haben (Jungen: 30 %, Mädchen: 21 %). Der bekannteste <strong>und</strong> beliebteste Action­<br />

held war die Figur des „Terminator“ (Arnold Schwarzenegger). 51 % der Kinder aus einer<br />

hochaggressiven Umgebung wollten gerne sein wie er, aber auch 37 % der Kinder aus<br />

gewaltärmeren Regionen betrachteten ihn als Vorbild. 81<br />

Zur Verarbeitung von Ängsten sind violente <strong>Medien</strong>inhalte für Kinder allerdings offen­<br />

bar nur dann geeignet, wenn ein gutes Ende der Geschichte absehbar ist. Joachim von<br />

Gottberg (2003, S. 26) etwa argumentiert, dass die Möglichkeit, durch furchterregende<br />

<strong>Medien</strong>inhalte „diffuse innere Ängste zu verarbeiten“, nur dann funktioniere, „wenn<br />

Kinder während des Films nie die Sicherheit verlieren, dass die Person, mit der sie den<br />

Film erleben, der Sieger des Konflikts sein wird.“ In einer Untersuchung von Cantor<br />

<strong>und</strong> Nathanson (1997) berichteten Eltern, deren Kinder von <strong>Medien</strong>inhalten geängstigt<br />

worden waren, dass sich diese für violente <strong>Medien</strong>inhalte interessierten, in denen das<br />

Gute über das Böse siegt. Andere violente Programme übten keine besondere Anzie­<br />

hungskraft auf sie aus.<br />

In diesem Kontext ist auch das Phänomen der so genannten „Angstlust“ relevant. Angst­<br />

lust entsteht, wenn sich Individuen absichtlich einer „Gefahr“ aussetzten, in der Hoff­<br />

nung, diese überwinden <strong>und</strong> Sicherheit wiedererlangen zu können. Der Psychoanalyti­<br />

ker Michael Balint (1959, S. 20f.) hat das Phänomen der Angstlust am Beispiel von Ver­<br />

gnügungen wie Achterbahnfahrten verdeutlicht, bei denen die Angst in einer Furcht<br />

vor dem Verlust des Gleichgewichts bzw. Bodenkontakts besteht. Solche Situationen<br />

seien durch drei Aspekte gekennzeichnet: „a) ein gewisser Beitrag an bewusster Angst<br />

oder doch das Bewusstsein einer wirklichen äußeren Gefahr; b) der Umstand, dass man<br />

sich willentlich <strong>und</strong> absichtlich dieser äußeren Gefahr <strong>und</strong> der durch sie ausgelösten<br />

Furcht aussetzt; c) die Tatsache, dass man in der mehr oder weniger zuversichtlichen<br />

Hoffnung, die Furcht werde durchgestanden <strong>und</strong> beherrscht werden können <strong>und</strong> die<br />

Gefahr werde vorübergehen, darauf vertraut, dass man bald wieder unverletzt zur<br />

sicheren Geborgenheit werde zurückkehren dürfen. Diese Mischung von Furcht, Won­<br />

ne <strong>und</strong> zuversichtlicher Hoffnung angesichts einer äußeren Gefahr ist das Gr<strong>und</strong>ele­<br />

ment aller Angstlust (thrill).“<br />

81 Auch „Rambo“ erfreute sich großer Beliebtheit. ➔<br />

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