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Medien und Gewalt.

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Übersicht Wirkungen von <strong>Gewalt</strong> in Film <strong>und</strong> Fernsehen<br />

➔<br />

King folgert aus ihren Bef<strong>und</strong>en, dass humorvolle Helden zumindest bei Männern die<br />

möglicherweise schockierende Wirkung von fiktiver <strong>Gewalt</strong> reduzieren, die realer<br />

<strong>Gewalt</strong> jedoch erhöhen. Bei einer positiven Einstellung gegenüber dem Helden könnte<br />

dies auch bei Frauen der Fall sein. King vermutet daher, dass amüsante Helden eine<br />

sinnvolle Darstellungsstrategie sein könnten. Wenn <strong>Gewalt</strong> als amüsant dargestellt<br />

werde, werde die Trennung zwischen Fantasie <strong>und</strong> Realität deutlicher. Hierbei handelt<br />

es sich allerdings um eine sehr weit reichende Vermutung, die noch der weiteren<br />

Abklärung bedarf. V. a. ist zu berücksichtigen, dass die Effekte, wie auch King selbst<br />

hervorhebt, sehr kurzlebig waren. 167<br />

3.4.2.8 Genre<br />

Ein in der Literatur zur Wirkung medialer <strong>Gewalt</strong> nur selten angesprochener Kontext­<br />

faktor ist schließlich das Genre, in dem der Rezipient auf violente Darstellungen trifft.<br />

Dabei spielt es nicht nur eine Rolle, welche der bereits angesprochenen Kontextfakto­<br />

ren in dem einen oder anderen Genre häufiger oder weniger häufig anzutreffen sind<br />

(vgl. dazu Kapitel 3.1.2, 3.1.3), sondern auch, welche Erwartungen (auch in Bezug auf<br />

die Darstellung von <strong>Gewalt</strong>) die Zuschauer mit einem Genre üblicherweise verbinden.<br />

Mikos (2001a, S. 20) konstatiert: „Die Inszenierung wie auch die mediale Bearbeitung<br />

von <strong>Gewalt</strong> folgen den Konventionen der Darstellung, die in den jeweiligen Genres<br />

vorherrschen. [...] Hinzu kommt, dass die Konventionen der Darstellung in den jeweili­<br />

gen Genres dazu führen, dass beim Zuschauer auch bestimmte Erwartungen generiert<br />

werden. Wer einen Horrorfilm sieht, erwartet, dass in diesem bestimmte Formen der<br />

<strong>Gewalt</strong>darstellung vorkommen.“ Das Wissen um solche „Genrekonventionen“ ermög­<br />

licht einen gezielteren Umgang mit <strong>Medien</strong>gewalt (z. B. größeren Genuss) bzw. v. a. bei<br />

jungen Rezipienten den Einsatz von <strong>Gewalt</strong>darstellungen zur Bewältigung von Angst<br />

(vgl. Kapitel 3.2.9).<br />

Dass Genrekompetenz bei manchen Genres, wie z. B. bei bestimmten Horrorfilmen,<br />

eine wichtige Voraussetzung für den Sehgenuss ist, nimmt beispielsweise auch David<br />

Buckingham (2000, S. 136) an, der schreibt: „,Fans‘, having committed themselves to a<br />

particular genre, are likely to be much better at predicting what will happen – and<br />

hence at monitoring or controlling their responses – than casual or infrequent viewers.<br />

Indeed, a crucial aspect of the appeal of genres such as horror and ,action‘ movies is the<br />

way in which they play to and feed on the knowledgeability of their fans – their familia­<br />

rity with the established conventions of narrative, characterization and dialogue.<br />

A great deal of the irony and sardonic humour that infuses the use of ,violence‘ in such<br />

genres will simply be lost on the less experienced viewer, who will be inclined to take it<br />

literally – except perhaps where the humor is at its most overt [...].“ 168<br />

167 Schon in Bezug auf die Bewertung der zweiten Szene mit realer <strong>Gewalt</strong> waren sie z. T. nicht mehr festzu­<br />

stellen.<br />

168 Zu einer ähnlichen Einschätzung vgl. auch Hausmanninger 2002 <strong>und</strong> Vogelgesang 2000a; 2000b (vgl.<br />

Kapitel 3.2.2, 3.4.3.1). ➔<br />

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