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Medien und Gewalt.

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Übersicht <strong>Gewalt</strong> <strong>und</strong> Werbung<br />

➔<br />

IX.<br />

<strong>Gewalt</strong> <strong>und</strong> Werbung<br />

Wer im Fernsehen wirbt, erhofft sich davon eine positive Wirkung auf die Nachfrage<br />

nach seinem Produkt oder eine Verbesserung des Produkt- oder Markenimages. Pro<br />

Jahr werden deutschlandweit mehr als 2,5 Mio. Werbespots ausgestrahlt, das sind<br />

7.000 Spot-Ausstrahlungen pro Tag. Zwei Faktoren bestimmen im Wesentlichen den<br />

Preis für eine Werbeschaltung im Fernsehen: Die Zahl der erwarteten Zuschauer <strong>und</strong><br />

die erwartete Nachfrage nach dem Sendeplatz. Als zentraler Vergleichsmaßstab für die<br />

Wirtschaftlichkeit einer Ausstrahlung gilt der Tausend-Kontaktpreis, kurz TKP. Dieser<br />

nach der Ausstrahlung auf Basis der Daten aus dem AGF/GfK-Fernsehpanel errechnete<br />

Wert beschreibt den Preis, den ein Werbek<strong>und</strong>e de facto für das Erreichen von 1.000<br />

Rezipienten der Zielgruppe gezahlt hat.<br />

Neben dieser rein wirtschaftlichen Betrachtungsweise werden auch zunehmend quali­<br />

tative Faktoren bei der Entscheidung für oder gegen die Belegung einzelner Sendeplät­<br />

ze herangezogen. Hierzu zählt zum Beispiel das Programmumfeld. Untersuchungen<br />

haben ergeben, dass sich Effekte des Mediums <strong>und</strong> der Werbebotschaft nicht eindeu­<br />

tig voneinander trennen lassen (vgl. Müller 2004, S. 36). Offenbar übt das Programm­<br />

umfeld, in das die Werbung eingebettet ist, eine Wirkung auf die Werbeerinnerung<br />

sowie die Einstellung gegenüber der Werbung aus. Eine besondere Rolle scheint dabei<br />

das Erregungspotenzial des Fernsehprogramms zu spielen.<br />

Zu der auch für die Werbeindustrie höchst relevanten Frage, inwieweit gewalthaltige<br />

Programminhalte die Werbewirkung (negativ) beeinflussen, liegen noch nicht beson­<br />

ders viele Untersuchungen vor. Brad J. Bushman <strong>und</strong> Colleen M. Phillips konnten für<br />

ihre 2001 veröffentlichte Meta-Analyse nur zwölf Studien mit insgesamt 1.772 Teilneh­<br />

mern identifizieren. Die Meta-Analyse kam zu dem Ergebnis, dass zwischen Fernsehge­<br />

walt <strong>und</strong> Werbeerinnerung ein negativer Zusammenhang besteht, wobei die Größe des<br />

Effekts zwar als klein zu bezeichnen ist (r = –0,19, wobei die Werte zwischen r = –0,14 <strong>und</strong><br />

–0,23 lagen), 307 aber auch nicht geringer ausfällt als die Effektgrößen, die einige jünge­<br />

re Meta-Analysen für den Zusammenhang zwischen <strong>Medien</strong>gewalt <strong>und</strong> Aggressivität<br />

der Rezipienten gef<strong>und</strong>en haben (vgl. Kapitel 3.5.3). Eine Verringerung der Werbeerin­<br />

nerung durch violente Fernsehinhalte war bei Männern <strong>und</strong> Frauen, Kindern <strong>und</strong><br />

Erwachsenen sowie bei Menschen, die Fernsehgewalt mögen, <strong>und</strong> solchen, die dies<br />

nicht tun, festzustellen. An der Veröffentlichung von Bushman <strong>und</strong> Phillips ist aller­<br />

dings zu kritisieren, dass die einbezogenen Studien in der Publikation nicht dokumen­<br />

307 Zur Interpretation der Effektgrößen vgl. Kapitel 3.5.3. ➔<br />

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