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Medien und Gewalt.

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Übersicht Wirkungen von <strong>Gewalt</strong> in Film <strong>und</strong> Fernsehen<br />

➔<br />

Einstufungen Gleichaltriger gemessen. Zur Beurteilung der intellektuellen Fähigkei­<br />

ten wurden – abgesehen von einem eigens durchgeführten Test – die Schulzeugnisse<br />

herangezogen. Auch Interviews mit den Eltern fanden statt, wobei deren Bildungsni­<br />

veau, der Beruf des Vaters, die Aggressivität der Eltern, ihr Fernsehverhalten (Häufig­<br />

keit <strong>und</strong> <strong>Gewalt</strong>konsum) sowie ihr Erziehungsverhalten (z. B. Ablehnung des Kindes,<br />

harte Bestrafung usw.) erhoben wurden.<br />

In der Nachfolgestudie gelang es den Forschern, zwischen 1992 <strong>und</strong> 1995 einen Groß­<br />

teil der ursprünglichen Teilnehmer wieder ausfindig zu machen <strong>und</strong> erneut zu inter­<br />

viewen (persönlich bzw. telefonisch/schriftlich), so dass sie schließlich über Langzeitda­<br />

ten für 329 Personen verfügten (153 männlich, 176 weiblich), die inzwischen ein Durch­<br />

schnittsalter von 22 Jahren hatten. Darüber hinaus wurde mit dem Einverständnis der<br />

Probanden eine weitere Person (kein Verwandter; bevorzugt der Lebenspartner) inter­<br />

viewt, von der die Teilnehmer angegeben hatten, dass sie sie am besten kenne. In den<br />

Interviews in den 90er Jahren wurde der Fernsehkonsum der Probanden erhoben<br />

(Nennung der drei Lieblingssendungen <strong>und</strong> der Sehhäufigkeit; die Violenz der Pro­<br />

gramme wurde wiederum durch externe Rater eingestuft). Daten über ihr Aggressi­<br />

onsverhalten stammten aus Selbstangaben, den Angaben der weiteren interviewten<br />

Person sowie Daten aus dem Kriminalitäts- <strong>und</strong> Verkehrsverstoßregister. 200<br />

Vier Fragen standen in der Untersuchung von Huesmann u. a. (2003) im Zentrum:<br />

1. In welchem Ausmaß erlaubt der Konsum von Fernsehgewalt in der Kindheit die<br />

Vorhersage späterer Aggression bzw. <strong>Gewalt</strong>?<br />

2. Bestehen in dieser Hinsicht Geschlechtsunterschiede?<br />

3. Spielt das Ausmaß der Identifikation mit aggressiven Protagonisten oder die Wahr­<br />

nehmung von Fernsehprogrammen als realistisch eine Rolle?<br />

4. In welchem Maße besteht die Möglichkeit, dass ein eventuell festgestellter, positiver<br />

Zusammenhang darauf zurückzuführen ist, dass aggressive Kinder <strong>Gewalt</strong>darstel­<br />

lungen bevorzugen, bzw. inwieweit zeichnen Drittvariablen verantwortlich?<br />

Die Studie ergab, dass der Fernsehgewaltkonsum der Kinder im Alter zwischen 6 <strong>und</strong><br />

9 Jahren, ihre Identifikation mit gleichgeschlechtlichen TV-Figuren <strong>und</strong> ihre Wahr­<br />

nehmung von Fernsehgewalt als realistisch in einem signifikanten Zusammenhang<br />

mit ihrem Aggressionsverhalten als Erwachsene stand. Dies galt in Bezug auf physische<br />

Aggression für beide Geschlechter, 201 in Bezug auf „indirekte“ Aggression 202 war nur<br />

200 Einbezogen wurden nur Verstöße im Zusammenhang mit „moving traffic“, d. h. z. B. keine Parksünden.<br />

201 Dass insgesamt aber etwa gleich starke Effekte für Männer <strong>und</strong> Frauen gef<strong>und</strong>en wurden, erklären die<br />

Verfasser (2003, S. 217) damit, dass die feministische Bewegung in den 60er <strong>und</strong> 70er Jahren zu einem<br />

Wandel sozialer Normen für angemessenes weibliches Verhalten <strong>und</strong> damit auch zu einer Enthemmung<br />

weiblicher Aggression geführt habe. Zudem seien im Fernsehen mehr aggressive weibliche Modelle zu<br />

finden gewesen.<br />

202 „Indirekte“ Aggression wurde über eine Skala gemessen, die z. B. danach fragte, wie oft die Probanden<br />

einer Person, mit der sie Probleme hatten oder auf die sie wütend waren, Dinge wegnahmen oder versuchten,<br />

sie bei anderen schlechtzumachen. ➔<br />

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