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Medien und Gewalt.

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Übersicht Gr<strong>und</strong>lagen<br />

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Kultivierungsthese<br />

Langfristige <strong>Medien</strong>wirkungen stehen auch im Mittelpunkt der Kultivierungsthese. 13<br />

Diese beruht auf der Annahme, dass häufig <strong>und</strong> über einen längeren Zeitraum hinweg<br />

angesehene <strong>Gewalt</strong>darstellungen in Unterhaltungsprogrammen v. a. die Vorstellun­<br />

gen der Vielseher von der Realität beeinflussen, sie die Häufigkeit von Verbrechen<br />

überschätzen lassen <strong>und</strong> die Kriminalitätsfurcht steigern. Eher als Wenigseher über­<br />

nähmen Vielseher das vom Fernsehen übermittelte Wirklichkeitsbild, in dem Verbre­<br />

chen überrepräsentiert seien. Auch diese Wirkungsannahme ist umstritten. Es wäre<br />

u. a. zu prüfen, ob es wirklich das Fernsehen ist, das die Rezipienten furchtsamer macht<br />

oder ob sich nicht eher bereits furchtsame Rezipienten – etwa aus eskapistischen Moti­<br />

ven – verstärkt dem Fernsehen zuwenden. Ein wichtiger Kritikpunkt ist auch die Tatsa­<br />

che, dass ein hoher <strong>Medien</strong>konsum alleine noch nichts über die Art der konsumierten<br />

Inhalte aussagt. Bezieht man die Annahmen der Habitualisierungsthese mit ein, so<br />

wäre es zudem auch möglich, dass ein mit dem Vielsehen einhergehender Abstump­<br />

fungseffekt die Wirkung mindert.<br />

Suggestionsthese<br />

Hinter der Suggestionsthese steht die sehr simple Annahme, dass die Beobachtung von<br />

<strong>Medien</strong>gewalt Rezipienten zur Nachahmung reize. Die Vorstellung von einem derart<br />

einfachen, auf einem reinen Reiz-Reaktions-Schema beruhenden Wirkungsmechanis­<br />

mus ist schon lange nicht mehr haltbar. Dass Nachahmungseffekte auftreten können,<br />

ist nicht zu bestreiten, allerdings ist dabei eine Vielzahl weiterer, individueller <strong>und</strong><br />

sozialer Faktoren zu berücksichtigen, die nur äußerst selten in einer solchen Konstella­<br />

tion zusammentreffen, dass es zu <strong>Gewalt</strong>taten nach medialem Vorbild kommt.<br />

Ein Bereich, in dem „Ansteckungseffekte“ empirisch intensiver untersucht worden<br />

sind, ist die Auslösung von Suiziden durch Selbstmordberichte bzw. -darstellungen in<br />

den <strong>Medien</strong>. In Anlehnung an Goethes Werk „Die Leiden des jungen Werther“, das<br />

wegen befürchteter Nachahmungstaten in einigen Ländern verboten war, wird hier<br />

vom „Werther-Effekt“ gesprochen. Ein Anstieg von Selbstmorden auf im Fernsehen<br />

gezeigte Weise nach der Ausstrahlung eines entsprechenden Films konnte in manchen<br />

Studien aufgezeigt werden, die Interpretation der Daten ist allerdings umstritten.<br />

In jedem Fall beschreibt die Suggestionsthese eher ein Phänomen als den dahinterste­<br />

henden Mechanismus, der schon deshalb komplexer sein muss als eine reine Suggesti­<br />

on bzw. Imitation, da er offenbar nur bei sehr wenigen Personen unter bestimmten<br />

Bedingungen zum Tragen kommt.<br />

13 Dieser Ansatz ist v. a. mit den Arbeiten der Forschungsgruppe um George Gerbner an der „Annenberg<br />

School of Communication“ der Universität von Pennsylvania <strong>und</strong> ihrem so genannten „Cultural Indicators<br />

Project“ verb<strong>und</strong>en. Dieses besteht v. a. aus einer „Message Analysis“, d. h. einer Inhaltsanalyse des Fernsehprogramms,<br />

sowie einer „Cultivation Analysis“, bei der bestimmt werden soll, ob Unterschiede in den<br />

Überzeugungen von Viel- <strong>und</strong> Wenigsehern unabhängig von bzw. in Interaktion mit sozialen Faktoren<br />

<strong>und</strong> Persönlichkeitsfaktoren auf die Unterschiede im Sehverhalten zurückzuführen sind.<br />

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