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Medien und Gewalt.

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Übersicht Wirkungen von <strong>Gewalt</strong> in Comics<br />

➔<br />

VIII.<br />

Wirkungen von <strong>Gewalt</strong> in Comics<br />

Nur wenige Untersuchungen haben sich bislang mit der Wirkung violenter Comicbü­<br />

cher beschäftigt. 304 Zwei Forscher, die sich mit diesem Medium in letzter Zeit intensiver<br />

auseinander gesetzt haben, sind Steven J. Kirsh <strong>und</strong> Paul V. Olczak. Im Zentrum ihres<br />

Interesses stehen v. a. die Auswirkungen violenter Comics auf aggressive Gedanken bzw.<br />

Informationsverarbeitungsvorgänge im Sinne des Priming bzw. einer Aktivierung<br />

aggressiver Skripts (vgl. Kapitel 3.3.5, 3.3.6). 2000 veröffentlichten sie die Bef<strong>und</strong>e<br />

eines Experiments, in dem 119 Studentinnen <strong>und</strong> Studenten einen Comic mit hohem<br />

bzw. einen mit geringem <strong>Gewalt</strong>gehalt lasen. Im Anschluss daran wurden den Versuchs­<br />

personen sechs Situationen geschildert, in denen ein Kind einem anderen Schaden<br />

zufügt, ohne dass die Intention des Verursachers eindeutig erkennbar gewesen wäre.<br />

Die Versuchspersonen sollten sich in die Position des Opfers hineinversetzen 305 <strong>und</strong><br />

Fragen zur Absicht des Verursachers, seiner evtl. Bestrafung sowie zu seinem Gefühlszu­<br />

stand beantworten. Mit diesem projektiven Test sollte der „Hostile Attributional Bias“<br />

(vgl. Kapitel 3.3.5, 4.4.2) der Probanden gemessen werden. Die Antworten wurden<br />

bezüglich des Gehalts an negativen <strong>und</strong> gewaltbezogenen Aussagen codiert. Männer,<br />

die den stark violenten Comic gelesen hatten, gaben negativere Antworten als diejeni­<br />

gen, die den weniger gewalthaltigen Comic gelesen hatten. Bei Frauen hing das Ant­<br />

wortverhalten stärker von der Existenz einer bereits bestehenden feindseligen Persön­<br />

lichkeitsstruktur ab als von der Version des gelesenen Comics. Frauen gaben auch selte­<br />

ner als Männer an, den violenten Comic zu mögen oder sich dafür zu interessieren.<br />

Einen „Hostile Attributional Bias“ sowohl für Männer als auch für Frauen fanden Kirsh<br />

<strong>und</strong> Olczak (2002b) in einer fast identisch angelegten Studie mit 117 Studentinnen <strong>und</strong><br />

Studenten. Allerdings bezogen sich die Situationen, die die Versuchspersonen beurteilen<br />

sollten, nicht auf offene Aggressionshandlungen wie in der ersten Studie (z. B. ein Kind<br />

wird von einem Ball in den Rücken getroffen), sondern auf „Beziehungsaggression“ (vgl.<br />

Kapitel 2.1), d. h. <strong>Gewalt</strong> in Form sozialer Ausgrenzung (z. B. keine Einladung zu einer<br />

Party) oder sozialer Manipulation (z. B. Verbreitung von Gerüchten), die darauf abzielt,<br />

das Verhalten einer anderen Person zu kontrollieren.<br />

304 Zur älteren Diskussion um <strong>Gewalt</strong> in Comics vgl. z. B. Kunczik 1998, S. 6, 36, 187f.<br />

305 Die Versuchspersonen sollten sich bei der Beantwortung der Frage in die Perspektive eines 10-Jährigen<br />

hineindenken, da ihnen gesagt worden war, die Untersuchung diene der Vorbereitung einer anderen Studie,<br />

in der es um die Wahrnehmung von Kindern gehe. Zur möglichen methodischen Problematik dieses<br />

Vorgehens vgl. Kirsh/Olczak (2002a; 2002b). ➔<br />

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