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Übersicht Wirkungen von <strong>Gewalt</strong> in Film <strong>und</strong> Fernsehen<br />
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trat auf: Bei Personen mit Opfererfahrung war ein Kultivierungseffekt durch die Presse<br />
eher zu konstatieren. Dies galt v. a. für Orte mit höherer Kriminalitätsrate, was Reu<br />
band (1998, S. 143) dahingehend interpretiert: „Ob Kriminalitätserfahrungen den Ein<br />
fluss lokaler Tageszeitungen begünstigen, ist auch eine Funktion der allgemeinen Ver<br />
breitung von Kriminalität vor Ort.“ Ein deutlicherer Effekt der <strong>Medien</strong> sowohl auf die<br />
gesellschaftsbezogene als auch auf die personenbezogene Kriminalitätsfurcht war bei<br />
Kriminalmagazinen im Fernsehen (wie z. B. „Kripo live“, „Notruf“, „Aktenzeichen XY“)<br />
feststellbar, 100 was Reuband (1998, S. 148) zu der Feststellung veranlasst: „[...] die Sendun<br />
gen, die gerade mit dazu beitragen sollen, die objektive Bedrohung durch Kriminalität<br />
zu reduzieren, wirken sich subjektiv bedrohungssteigernd aus.“<br />
Neben der Bedeutung der eigenen Viktimisierungserfahrung hat sich die Forschung<br />
mittlerweile auch verstärkt Informationsverarbeitungsprozessen bei der Kultivierung<br />
zugewandt <strong>und</strong> deren moderierende Wirkung näher untersucht (vgl. Gerbner u. a.<br />
2002, S. 57; Shanahan/Morgan 1999, S. 172–197). Von wegweisender Bedeutung sind in<br />
diesem Zusammenhang insbesondere die Arbeiten von L. J. Shrum, der annimmt, dass<br />
Kultivierungseffekte das Ergebnis heuristischer Informationsverarbeitungsprozesse<br />
sind. Im Gegensatz zur systematischen zeichnet sich die heuristische Informationsverar<br />
beitung dadurch aus, dass nicht alle im Gedächtnis vorhandenen Informationen<br />
herangezogen werden, sondern nur ein kleiner, leicht zugänglicher Teil. Besonders<br />
leicht zugänglich sind Informationen bzw. Konstrukte, die besonders häufig oder<br />
gerade kürzlich aufgenommen bzw. aktiviert worden sind, sowie solche, die eine<br />
besondere Deutlichkeit <strong>und</strong> Lebhaftigkeit aufweisen (vgl. Shrum 2001, S. 96f.; 2002,<br />
S. 72–74). Bei Vielsehern, so die Annahme, sind fernsehvermittelte Informationen bzw.<br />
Konstrukte im Gedächtnis leichter verfügbar <strong>und</strong> werden daher stärker zur Urteilsbil<br />
dung herangezogen als bei Wenigsehern. Vielsehen führe zu einem „Accessibility<br />
Bias“, der für die Anwendung aus dem Fernsehen bezogener Informationen auf die<br />
Realitätseinschätzung verantwortlich sei. An anderer Stelle bezeichnen Shrum, Wyer<br />
<strong>und</strong> O’Guinn (1998, S. 448) Fernsehen auch als „Natural Prime“ (zum Priming vgl. Kapi<br />
tel 3.3.5).<br />
Shrum (2001, S. 97–100; 2002, S. 80–86) führt folgende Annahmen seines „Heuristic<br />
Processing Model of Cultivation Effects“ auf, die empirische Unterstützung erfahren<br />
haben:<br />
1. Fernsehen beeinflusst die Zugänglichkeit von Informationen<br />
Die Zugänglichkeit von Informationen wurde in der empirischen Forschung zumeist<br />
über die Geschwindigkeit operationalisiert, mit der Urteile über verschiedene, auch in<br />
den <strong>Medien</strong> behandelte Themen abgegeben werden. Vielseher zeigten nicht nur<br />
Kultivierungseffekte im Urteil, d. h. vertraten eher im Fernsehen verbreitete Ansichten,<br />
100 Eine Kausalrichtung im Sinne eines Einflusses der <strong>Medien</strong>nutzung auf die Kriminalitätsfurcht (<strong>und</strong> nicht<br />
umgekehrt) weist Reuband (1998, S. 139–143) mittels Panelumfragen in Dresden nach. ➔<br />
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