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Medien und Gewalt.

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Übersicht Wirkungen von <strong>Gewalt</strong> in Film <strong>und</strong> Fernsehen<br />

➔<br />

3.4 Einflussfaktoren<br />

3.4.1 Vorbemerkungen<br />

In der Forschung herrscht inzwischen weit gehende Einigkeit darüber, dass der Zusam­<br />

menhang zwischen <strong>Medien</strong>gewalt <strong>und</strong> Auswirkungen beim Rezipienten durch ver­<br />

schiedene Einflussfaktoren moderiert wird, die den <strong>Medien</strong>inhalt, die Person des Rezi­<br />

pienten 149 <strong>und</strong> dessen soziales Umfeld betreffen. Nicht zu allen diesen Variablen sind im<br />

Untersuchungszeitraum neue Studien erschienen. Allerdings haben in letzter Zeit<br />

einige Veröffentlichungen versucht, die hierzu inzwischen vorliegenden Erkenntnisse<br />

zusammenzutragen (vgl. z. B. Anderson u. a. 2003; Comstock/Scharrer 1999, S. 300f.;<br />

Huesmann/Skoric 2003; Krahé 2001, S. 96–100; Moeller 2001, S. 141–146; Smith/Donner­<br />

stein 1998, S. 185–192; Smith u. a. 1999, S. 11–20; Strasburger/Wilson 2002, S. 94–99;<br />

Wilson/Smith 1998). Um ein umfassenderes Bild der relevanten Einflussfaktoren zu<br />

vermitteln, sollen die Ergebnisse dieser Arbeiten hier Erwähnung finden, obwohl sie<br />

v. a. auf älteren Studien basieren. Wo vorhanden, wird die Darstellung durch die aus­<br />

führlichere Schilderung seit 1998 erschienender <strong>und</strong> in den Übersichten zumeist noch<br />

nicht berücksichtigter Untersuchungen ergänzt.<br />

Obwohl die Einflussfaktoren hier getrennt dargestellt werden, ist zu berücksichtigen,<br />

dass sie in der Realität nicht unabhängig voneinander sind, sondern miteinander<br />

interagieren können. So gilt zwar generell, dass als realistisch dargestellte <strong>Gewalt</strong> ver­<br />

mutlich die größere Wirkung besitzt als unrealistisch dargestellte (vgl. Kapitel 3.4.2.6),<br />

was aber für den Rezipienten realistisch ist, hängt von der Person des Rezipienten <strong>und</strong><br />

seinen Erfahrungen in seinem sozialen Umfeld ab. Bestimmte Eigenschaften des mani­<br />

festen Inhalts von <strong>Gewalt</strong>darstellungen beeinflussen die Wahrnehmung, aber ver­<br />

schiedene Personen unterscheiden sich darin, wie sie gleiche Inhalte wahrnehmen. 150<br />

Dem Wahrnehmungsaspekt soll im Folgenden, soweit aufgr<strong>und</strong> der Forschungslage<br />

möglich, Rechnung getragen werden. In diesem Zusammenhang kann auf einige<br />

Studien zurückgegriffen werden, die den Einfluss verschiedener Inhalts- <strong>und</strong> Persön­<br />

lichkeitsfaktoren auf die Wahrnehmung einer Darstellung als gewalttätig oder nicht<br />

149 An dieser Stelle werden nur langfristig stabile Personenvariablen (z. B. Geschlecht, Persönlichkeitsmerkmale)<br />

berücksichtigt, nicht jedoch kurzfristige Gefühlszustände einer Person wie Frustration, Verärgerung,<br />

noch nicht abgebaute Erregung usw., die nach bisherigen Bef<strong>und</strong>en ebenfalls einen Einfluss auf die<br />

<strong>Gewalt</strong>wirkung besitzen (vgl. für einen Überblick z. B. Comstock/Scharrer 1999, S. 300f.).<br />

150 W. James Potter <strong>und</strong> Tami K. Tomasello (2003) stellten in einem Experiment mit 99 Versuchspersonen, die<br />

einem Film mit hohem, mittlerem oder geringem <strong>Gewalt</strong>anteil ausgesetzt waren, fest, dass der tatsächliche<br />

<strong>Gewalt</strong>gehalt des Stimulusmaterials (alle Versuchspersonen sahen die gleiche Episode aus „Walker,<br />

Texas Ranger“, die sich lediglich in der Menge der <strong>Gewalt</strong>szenen unterschied) nur 7 % der Varianz in der<br />

von den Rezipienten vorgenommenen Einschätzung des <strong>Gewalt</strong>gehalts erklärte, wohingegen 48 % durch<br />

diverse interpretative Variablen erklärt wurden. Zu diesen interpretativen Variablen gehörte die Rechtfertigung<br />

der <strong>Gewalt</strong>, Bestrafung oder Belohnung, Reue, Identifikation mit dem Übeltäter, Ausmaß des<br />

Schadens durch <strong>Gewalt</strong>, realistische Darstellung von <strong>Gewalt</strong>, genereller Eindruck von den Protagonisten<br />

<strong>und</strong> Reaktionen auf die Art der Darstellung von <strong>Gewalt</strong> (z. B. humorvoll, anschaulich usw.). Die Verfasser<br />

folgern (2003, S. 324f.): „As this study demonstrates, participants sharing an experimental treatment do<br />

not all interpret the stimulus material in the same way – there is considerable variation.“ ➔<br />

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