Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Übersicht Wirkungen von <strong>Gewalt</strong> in Film <strong>und</strong> Fernsehen<br />
➔<br />
Bei dem beschriebenen Modell stellen der schließlich erreichte emotionale Zustand<br />
<strong>und</strong> die aktivierten Schemata den Input für den nächsten Informationsverarbeitungs<br />
prozess dar. Die beschriebenen Abläufe können bei Kindern noch der kognitiven Kon<br />
trolle unterliegen, vollziehen sich aber später weit gehend automatisch. Zusammen<br />
fassend konstatiert Huesmann (1998, S. 102) zur Erklärungskraft seines Modells: „In<br />
summary, from the social/cognitive perspective it is easy to see that once a child begins<br />
to perceive the world as hostile, to acquire scripts and schemas emphasizing aggressi<br />
on, and to believe that aggression is acceptable, the child enters a vicious cycle that will<br />
be difficult to stop. Cognitions, behavior, observations of others, and the responses of<br />
others all combine to promote aggression. If not interrupted, the cycle can be expected<br />
to continue into adulthood, maintaining aggressive behavior throughout the life span.“<br />
Studien, die an die Skript-Theorie anknüpfen, haben die Annahme untersucht, dass<br />
Informationsverarbeitungsprozesse, die sich auf der Basis aggressiver Skripts vollzie<br />
hen, zur Entstehung eines „Hostile Attributional Style“ führen können, d. h. der Ge<br />
wohnheit, mehrdeutige Stimuli in einem feindseligen <strong>und</strong> aggressiven Kontext zu<br />
interpretieren. Wie etwa Virginia Salzer Burks u. a. (1999) auf Basis einer Langfriststu<br />
die mit 585 vom Kindergartenalter bis zur 8. Klasse untersuchten Probanden anneh<br />
men, wird durch jeden Vorfall, bei dem einer Person eine feindselige Absicht unter<br />
stellt wird <strong>und</strong> evtl. auch eine aggressive Reaktion erfolgt, die Verbindung zwischen<br />
der Wahrnehmung feindseliger Absichten <strong>und</strong> aggressivem Verhalten verstärkt, was<br />
auf lange Sicht zur Stabilisierung gewalttätiger Handlungen führen kann. Hinweise<br />
auf die Entwicklung eines „Hostile Attributional Style“ durch violente Computerspiele<br />
haben z. B. Experimente von Brad J. Bushman <strong>und</strong> Craig A. Anderson (2002), 135 Audrey<br />
M. Buchanan u. a. (2002), Steven J. Kirsh (1998) oder Paul L. Lynch u. a. (2002) ergeben<br />
(vgl. dazu ausführlich Kapitel 4.4.2). Barbara Krahé <strong>und</strong> Ingrid Möller (2004; vgl. Kapi<br />
tel 4.4.2) konnten in ihrer Studie mit deutschen Probanden keine solche (direkte)<br />
Beziehung feststellen. Es wurde jedoch ein indirekter, über aggressive Normen vermit<br />
telter Effekt konstatiert, den die Autorinnen dahingehend interpretieren, dass norma<br />
tive Überzeugungen nicht nur die Ausführung eines Verhaltens steuern, sondern auch<br />
bestimmen, ob eine Situation zur Herausbildung eines aggressiven Skripts herangezo<br />
gen wird.<br />
Zusammenfassung:<br />
Die Skript-Theorie verbindet Elemente des Priming-Ansatzes <strong>und</strong> der Lerntheorie<br />
<strong>und</strong> trifft v. a. Aussagen über langfristige Effekte. Ihre Annahmen haben in verschie<br />
denen Studien empirische Bestätigung erfahren. Ähnlich wie für Priming gilt jedoch<br />
auch für diesen Ansatz, dass die Annahmen über die sich im Gehirn des Rezipienten<br />
im Detail abspielenden Prozesse letztlich auf empirisch nicht nachgewiesenen (<strong>und</strong><br />
wahrscheinlich auch kaum nachweisbaren) Vermutungen basieren.<br />
135 Konkret untersuchten die Verfasser die Existenz eines „Hostile Expectation Bias“, d. h. der Tendenz anzunehmen,<br />
dass andere in Konfliktsituationen aggressiv reagieren. ➔<br />
110