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Medien und Gewalt.

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Übersicht Wirkungen von <strong>Gewalt</strong> in der Musik<br />

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lenten Interaktionen) <strong>und</strong> zu etwa einem Drittel (32 % der violenten Interaktionen)<br />

tödlich ausging. 298 Insgesamt wurde <strong>Gewalt</strong> in Musikvideos sehr „steril“ präsentiert:<br />

56 % der violenten Interaktionen zeigten keinerlei Schaden für das Opfer, 72 % keinen<br />

Schmerz oder Leiden. Nur 11 % der Musikvideos zeigten ein realistisches Ausmaß negati­<br />

ver Konsequenzen. Zudem blieb <strong>Gewalt</strong> meist ohne negative Folgen für den Täter. Fast<br />

80 % der violenten Szenen zeigten keinerlei Bestrafung des Täters. 94 % der „guten“ <strong>und</strong><br />

74 % der „bösen“ violenten Protagonisten kamen ungestraft davon. Als gerechtfertigt<br />

wurde <strong>Gewalt</strong> in 21 % der violenten Interaktionen dargestellt. Darüber hinaus wurde<br />

<strong>Gewalt</strong> in knapp 90 % der violenten Musikvideos in einem realistischen Kontext<br />

gezeigt. Blutige Szenen machten 9 % aller <strong>Gewalt</strong>szenen aus, ein humorvoller Kontext<br />

war bei 12 % der Szenen zu finden. Eine Anti-<strong>Gewalt</strong>-Botschaft enthielten nur 3 % der<br />

Musikvideos. Die Verfasser (2002, S. 79) folgern: „Taken together, the content of music<br />

videos has many of the necessary elements to communicate powerful antisocial mes­<br />

sages about violence that increase the risk of harm.“<br />

Dabei ist allerdings zu berücksichtigen, dass die Videos verschiedener Musikrichtun­<br />

gen (ebenso wie die verschiedenen Kanäle) 299 aufgr<strong>und</strong> verschiedener Kontextfakto­<br />

ren ein unterschiedliches „Gefährdungsprofil“ aufwiesen. Unterschieden wurden<br />

„Rap“, „Rock“, „Rhythm and Blues“, „Adult Contemporary“, „Heavymetal“ <strong>und</strong> „Ande­<br />

re“. Es stellte sich heraus, dass Rap-Videos (29 %) signifikant mehr <strong>Gewalt</strong> enthielten als<br />

die übrigen Genres (zwischen 7 % <strong>und</strong> 12 %; ausgenommen Heavymetal, das zu 27 %<br />

<strong>Gewalt</strong> enthielt, wobei der Bef<strong>und</strong> aber wegen der geringen Anzahl von Heavymetal-<br />

Videos (N = 22) nicht signifikant war). 300<br />

Dabei wurde <strong>Gewalt</strong> in Rap-Videos überdurchschnittlich oft als gerechtfertigt präsen­<br />

tiert (27 %), nicht bestraft (86 %) <strong>und</strong> umfasste besonders häufig wiederholte <strong>Gewalt</strong>akte<br />

(66 %) sowie tödliche <strong>Gewalt</strong> (37 %). Rock-Musik-Videos zeigten besonders oft attraktive<br />

Aggressoren (41 %) sowie unbestrafte (85 %), blutige (16 %) <strong>und</strong> humorvolle (20 %) <strong>Gewalt</strong>,<br />

die allerdings seltener als in anderen Genres in realistischem Umfeld präsentiert wur­<br />

de (78 %). „Rhythm and Blues“ unterschied sich im Hinblick auf die Kontextfaktoren<br />

kaum vom Durchschnitt der Genres, „Adult Contemporary“ zeigte am wenigsten at­<br />

traktive Protagonisten (11 %), am wenigsten gerechtfertigte (4 %) oder wiederholte (47 %)<br />

<strong>Gewalt</strong> <strong>und</strong> eher eine Bestrafung des <strong>Gewalt</strong>täters („nur“ in 60 % der Szenen erfolgte<br />

keine Bestrafung). <strong>Gewalt</strong> wurde hier allerdings am ehesten in humorvollem Kontext<br />

gezeigt (22 %). Das Genre „Heavymetal“ wurde wegen der geringen Fallzahlen nicht<br />

näher untersucht.<br />

298 Zur Definition der Analyseeinheiten in der NTVS vgl. Kapitel 3.1.2.<br />

299 Die Bef<strong>und</strong>e für die drei Kanäle sollen hier nur kurz zusammengefasst werden: BET zeigte v. a. afroamerikanische<br />

Protagonisten, die wiederholt gerechtfertigte <strong>Gewalt</strong> ausübten, die weder belohnt noch bestraft<br />

wurde, wenig Waffengewalt umfasste <strong>und</strong> als deren Konsequenz nur wenig Blut zu sehen war. Für MTV<br />

charakteristisch waren attraktive Protagonisten, die in extensive, sehr deutlich dargestellte <strong>Gewalt</strong>akte<br />

verwickelt waren, oft Waffen gebrauchten <strong>und</strong> deren Taten weder belohnt noch bestraft wurden. Die<br />

<strong>Gewalt</strong>darstellungen auf VH-1 waren durch weiße Protagonisten gekennzeichnet, die einzelne Akte<br />

ungerechtfertigter <strong>Gewalt</strong> ausübten, wobei wenig Blut gezeigt wurde (vgl. Smith/Boyson 2002, S. 78).<br />

300 Zum hohen <strong>Gewalt</strong>gehalt von Rap-Musikvideos vgl. auch die Bef<strong>und</strong>e von DuRant u. a. 1997.<br />

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