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Medien und Gewalt.

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Übersicht Wirkungen von <strong>Gewalt</strong> in Film <strong>und</strong> Fernsehen<br />

➔<br />

<strong>und</strong> auch risikoreicher Reize <strong>und</strong> Erfahrungen. Zuckerman (1996, S. 148) schreibt dazu:<br />

„Sensation seeking is a trait defined by the seeking of varied, novel, complex, and intense<br />

sensations and experiences, and the willingness to take physical, social, legal, and financial<br />

risks for the sake of such experience.“<br />

Bisher durchgeführte Studien haben gezeigt, dass Sensation-Seeker sich durch unkon­<br />

ventionellere Einstellungen sowie riskantere Aktivitäten (z. B. Alkohol- <strong>und</strong> Drogen­<br />

konsum) auszeichnen. Sensation-Seeker können nicht nur starke Reize wahrnehmen<br />

<strong>und</strong> ertragen, sondern solche Reize wirken auf sie auch in besonderem Maße belohnend,<br />

vermutlich da sie dazu beitragen, das optimale (bei Sensation-Seekern höhere) Erregungs­<br />

niveau zu erreichen. Allerdings wirken diese Reize nur kurzfristig, d. h. es erfolgt eine<br />

relativ schnelle „Abnutzung“, was zur aktiven Suche nach neuen Reizen führt. Wie Uli<br />

Gleich u. a. (1998, S. 664) in einem Forschungsüberblick betonen, erfüllen dabei nicht<br />

beliebige, sondern nur bestimmte, individuell als belohnend empf<strong>und</strong>ene Reize die<br />

gewünschte Funktion.<br />

Es liegt nun die Vermutung nahe, dass die <strong>Medien</strong> solche Gratifikationen in besonde­<br />

rem Maße bereitstellen, da sie viele nicht alltägliche Ereignisse darstellen <strong>und</strong> – insbeson­<br />

dere audiovisuelle <strong>Medien</strong> – auch aufgr<strong>und</strong> formaler <strong>und</strong> dramaturgischer Gestal­<br />

tungsmöglichkeiten (schnelle Schnitte, Musik, usw.) – ein hohes Anregungspotenzial<br />

besitzen. Von manchen Autoren wird allerdings auch die gegenteilige Annahme ver­<br />

treten, der zufolge das Fernsehen dadurch, dass es nur Erfahrungen aus „zweiter<br />

Hand“ liefern könne, keine geeignete Stimulationsquelle für Sensation-Seeker darstelle.<br />

Den Forschungsstand zum Zusammenhang zwischen Sensation-Seeking <strong>und</strong> <strong>Medien</strong>­<br />

nutzung, insbesondere Fernsehnutzung, haben Gleich u. a. 1998 (S. 666–668) in einem<br />

Forschungsüberblick als z. T. widersprüchlich, wenig aussagekräftig <strong>und</strong> wenig generali­<br />

sierbar beschrieben (zu einem Überblick über bisherige Bef<strong>und</strong>e vgl. auch Burst 1999;<br />

Cantor 1998a, S. 96–98).<br />

Gleich u. a. (1998) selbst stellten in einer Befragung einer überwiegend studentischen<br />

Stichprobe von 134 Personen (58 Frauen, 76 Männer) fest, dass Sensation-Seeker <strong>und</strong> Nicht-<br />

Sensation-Seeker zwar keine Unterschiede in der Dauer des Fernsehkonsums aufwiesen,<br />

sich die Motive <strong>und</strong> die genutzten Inhalte jedoch unterschieden. Sensation-Seeker<br />

nutzten das Fernsehen in höherem Maße aufgr<strong>und</strong> eines Bedürfnisses nach Anregung<br />

<strong>und</strong> Spannung sowie nach Vermeidung von Langeweile. Ferner wiesen sie eine stärkere<br />

Präferenz für Action-, Horror- <strong>und</strong> Erotikprogramme 66 sowie auch für Sport <strong>und</strong> Musik­<br />

sendungen im MTV-Format auf. Darüber hinaus zeigte sich ein deutlicher positiver Zu­<br />

sammenhang zwischen Sensation-Seeking <strong>und</strong> Außer-Haus-Aktivitäten, nicht jedoch<br />

mit häuslichen Freizeitbeschäftigungen. Fernsehen erwies sich für Sensation-Seeker<br />

als ergänzendes Angebot bei der Reizsuche. Es war kein Ersatz, sondern eher eine Ergän­<br />

zung für medienexterne Betätigungen. Gleich u. a. (1998, S. 682) folgern: „Sensation­<br />

66 Zu ähnlichen Bef<strong>und</strong>en vgl. Burst 1999. ➔<br />

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