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Medien und Gewalt.

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Übersicht Wirkungen von <strong>Gewalt</strong> in Film <strong>und</strong> Fernsehen<br />

➔<br />

Auch in zwei Befragungen von Steven J. Hoekstra, Richard Jackson Harris <strong>und</strong> Angela L.<br />

Helmick (1999) war eine ausgeprägte Erinnerung an Angsterlebnisse in der Kindheit<br />

durch das Fernsehen bei Studentinnen <strong>und</strong> Studenten (Durchschnittsalter ca. 20 Jahre)<br />

feststellbar. 138 Zu den berichteten Auswirkungen gehörten v. a. eine generelle Furcht,<br />

Phantasien wie die von Monstern unter dem Bett, spezielle Ängste (z. B. vor Haien,<br />

Spinnen usw.) <strong>und</strong> Schlafstörungen.<br />

Befragungen bei Kindern ergaben, dass Angstreaktionen weit verbreitet sind, auch<br />

über das unmittelbare Seherlebnis hinaus anhalten <strong>und</strong> sich in Albträumen, Schlafstö­<br />

rungen usw. manifestieren. In einer Telefonumfrage unter 314 7- bis 12-jährigen nieder­<br />

ländischen Kindern gaben 31 % der Befragten an, im vergangenen Jahr durch Fernseh­<br />

inhalte geängstigt worden zu sein, wobei die am häufigsten als angstauslösend<br />

genannten Filme bzw. Serien in erster Linie für Erwachsene gedacht waren (vgl.<br />

Valkenburg/Cantor/Peeters 2000, S. 87).<br />

Mark I. Singer u. a. (1998) konstatierten bei einer Umfrage unter über 2.000 Kindern der<br />

3. bis 8. Klasse in Ohio einen Anstieg von Angst, Depression <strong>und</strong> posttraumatischen<br />

Stresssymptomen mit der Sehdauer – ein Bef<strong>und</strong>, der den Verfassern zufolge aber auch<br />

auf einen umgekehrten Kausalzusammenhang zurückgeführt werden könnte, d. h.<br />

Kinder mit bereits bestehenden psychischen Problemen wenden sich aus eskapisti­<br />

schen Motiven verstärkt dem Fernsehen zu.<br />

Judith Owens u. a. (1999) stellten in einer Befragung von 500 Eltern von Kindern im<br />

Kindergartenalter bis zur 4. Klasse in Rhode Island fest, dass das Ausmaß des Fernseh­<br />

konsums <strong>und</strong> die Verfügbarkeit eines Fernsehgeräts im eigenen Zimmer mit Schlafstö­<br />

rungen verb<strong>und</strong>en waren. 139 9 % der Eltern berichteten von fernsehbewirkten Albträu­<br />

men ihrer Kinder.<br />

In einer US-weiten Umfrage gaben 62 % der Eltern mit Kindern zwischen 2 <strong>und</strong> 17 Jahren<br />

an, dass diese schon einmal Angst gehabt hätten, etwas, das sie im Fernsehen oder im Film<br />

gesehen hatten, könne auch ihnen selbst widerfahren (vgl. Gentile/Walsh 2002).<br />

Während die bisher beschriebenen Untersuchungen die furchtauslösende Wirkung<br />

von <strong>Medien</strong>inhalten untersucht haben, beschritt eine Studie von Peter Muris u. a.<br />

(2000) den umgekehrten Weg: Die Forscher ermittelten in einer Befragung von Kin­<br />

dern im Alter von 4 bis 12 Jahren, 140 inwieweit Ängste („fears“), Sorgen („worry“) <strong>und</strong><br />

furchterregende Träume („scary dreams“) auftraten, 141 <strong>und</strong> stellten die Frage nach<br />

138 In Studie 1 wurden 202 Studierende (102 Männer, 100 Frauen), in Studie 2 wurden 136 Studierende (84 Männer,<br />

52 Frauen) befragt. Eine weitere Studie des Forschungsteams (Harris u. a. 2000) mit 233 Studierenden<br />

(Durchschnittsalter 19 Jahre, 125 Männer, 108 Frauen), in der die Erinnerung an furchteinflößende Filme<br />

während eines Rendezvous untersucht wurde, kam zu ähnlichen Bef<strong>und</strong>en.<br />

139 Eine kausale Interpretation dieser Bef<strong>und</strong>e ist allerdings ebenfalls problematisch, weil es auch möglich<br />

ist, dass sich Kinder mit Schlafstörungen verstärkt dem Fernsehen zuwenden.<br />

140 Die Kinder bekamen in einem 15-minütigen Interview zu allen untersuchten Angstphänomenen ein Bild<br />

vorgelegt, das ihnen erklärt wurde, <strong>und</strong> sollten dann angeben, wie oft sie selbst die entsprechenden<br />

Gefühle erlebt hatten, worauf sich diese genau bezogen, wie ausgeprägt sie waren <strong>und</strong> wodurch sie ausgelöst<br />

worden waren.<br />

141 Unter Angst verstehen die Verfasser ein Gefühl, das sich als unmittelbare Reaktion auf eine Gefahr einstellt.<br />

Sorgen dagegen stehen nicht direkt mit einer angstauslösenden Situation in Zusammenhang, sondern<br />

entstehen während des Nachdenkens über bedrohliche Szenarien. ➔<br />

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