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Übersicht <strong>Medien</strong>pädagogische Interventionsstrategien<br />
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10.5 Bewertung<br />
Insgesamt sprechen die Bef<strong>und</strong>e empirischer Untersuchungen dafür, dass medienpäda<br />
gogische Maßnahmen in der Lage sind, negativen Effekten von Fernsehgewalt entge<br />
genzuwirken. Cantor <strong>und</strong> Wilson (2003, S. 395) fanden in 20 von 25 gesichteten Studi<br />
en mindestens einen positiven Effekt der jeweiligen Interventionsstrategien. Aller<br />
dings leidet die Forschung zu diesem Thema unter dem Problem, dass die Bef<strong>und</strong>e<br />
leicht durch „soziale Erwünschtheit“ verzerrt werden können. Wenn die Probanden<br />
den Sinn der medienpädagogischen Maßnahmen erkennen (was ja intendiert ist),<br />
dürfte ihnen auch der Sinn der Untersuchung klar sein, was möglicherweise nicht der<br />
tatsächlichen Einstellung entsprechende Antworten in die erwünschte Richtung<br />
provoziert.<br />
Problematisch ist auch, dass zwar häufig Einstellungsänderungen, allerdings nur sehr<br />
selten tatsächliche Verhaltensänderungen untersucht worden sind, was die Aussage<br />
kraft der Ergebnisse einschränkt. Auch fehlt es an Langfriststudien, die Aufschluss<br />
darüber geben könnten, wie kontinuierlich die entsprechenden Maßnahmen ange<br />
wendet werden müssen <strong>und</strong> wie lange ihre Wirkung anhält. Eine weitere Forschungs<br />
lücke besteht in der konkreteren Bestimmung derjenigen Aspekte bislang durchge<br />
führter, in ihren Zielen <strong>und</strong> pädagogischen Elementen oft vielfältiger Programme, die<br />
für die beobachteten positiven Wirkungen verantwortlich sind.<br />
Allgemein lässt sich sagen, dass die jeweiligen Maßnahmen gut auf die jeweilige Ziel<br />
gruppe zugeschnitten werden müssen. Detailliertere Bef<strong>und</strong>e stehen noch aus, bishe<br />
rige Ergebnisse deuten aber darauf hin, dass dabei v. a. Alter, <strong>Medien</strong>erfahrung <strong>und</strong><br />
Geschlecht berücksichtigt werden müssen.<br />
Zusammenfassend lässt sich Folgendes festhalten:<br />
❙ Restriktive Interventionsstrategien, d. h. eine Reduktion des Fernsehkonsums, hat<br />
sich als sinnvolle Maßnahme zur Reduktion schädlicher Wirkungen violenter TV-<br />
Inhalte erwiesen, auch wenn die Gefahren von Fernsehgewalt nicht thematisiert<br />
werden. Von Eltern angewandt, bergen sie allerdings die Gefahr, das Verhältnis zu<br />
den Kindern zu belasten, <strong>Gewalt</strong>inhalte erst richtig interessant zu machen <strong>und</strong> den<br />
<strong>Gewalt</strong>filmkonsum auf den Fre<strong>und</strong>eskreis zu verlagern. Solche Maßnahmen sind<br />
am ehesten bei jüngeren Kindern sinnvoll, während sie bei älteren kontraproduktiv<br />
wirken können.<br />
❙ Mit Kindern gemeinsam fernzusehen, ist sinnvoll, allerdings nur dann, wenn<br />
<strong>Gewalt</strong>inhalte eindeutig negativ kommentiert werden.<br />
❙ Inhaltliche Elemente, die die Effekte von Interventionsstrategien zu verbessern<br />
scheinen, sind Hinweise, die für die Opferperspektive sensibilisieren. Botschaften,<br />
die die Unterscheidungsfähigkeit von Fiktion <strong>und</strong> Realität erhöhen sollen, sind<br />
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