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Medien und Gewalt.

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Übersicht Wirkungen von <strong>Gewalt</strong> in der Musik<br />

➔<br />

Michael Rich u. a. (1998). 295 Knapp 15 % der analysierten Musikvideos enthielten Darstel­<br />

lungen von Personen, die offene, interpersonale <strong>Gewalt</strong> anwandten, wobei pro Video<br />

r<strong>und</strong> sechs <strong>Gewalt</strong>szenen vorkamen. Der Hauptdarsteller des Videos konnte in 80 %<br />

aller Fälle als Aggressor, in knapp 18 % als Opfer identifiziert werden. In 78 % der Videos<br />

war der Aggressor männlich, <strong>und</strong> in gut 46 % der Videos war das Opfer weiblich. In über<br />

80 % aller <strong>Gewalt</strong>fälle waren die Aggressoren attraktive Darsteller. Diese Art der Präsen­<br />

tation birgt nach Rich u. a. die Gefahr, dass <strong>Gewalt</strong> für Jugendliche normal erscheine<br />

oder sogar idealisiert werde.<br />

Musikvideos waren auch eines von vier Genres, das S. Robert Lichter, Linda S. Lichter<br />

<strong>und</strong> Daniel R. Am<strong>und</strong>son (1999) im Rahmen ihrer Inhaltsanalyse des medialen Unter­<br />

haltungsangebots 1998/1999 untersuchten (zur Anlage der Studie vgl. ausführlicher<br />

Kapitel 3.1.2). Hierfür wurden 189 auf MTV ausgestrahlte Musikvideos analysiert (diese<br />

stammten aus einer Aufzeichnung von vier Tagen des MTV-Programms). Die Forscher<br />

konstatierten, dass pro Musikvideo im Durchschnitt 3,6 <strong>Gewalt</strong>szenen vorkamen,<br />

wobei allerdings die zehn gewalthaltigsten Videos für die Hälfte aller violenten Dar­<br />

stellungen verantwortlich waren. Direkt gezeigt wurden <strong>Gewalt</strong>szenen in 90 % der<br />

Fälle (in 10 % waren nur die Nachwirkungen zu sehen). Zumeist löste die <strong>Gewalt</strong> weder<br />

einen sichtbaren physischen (76 %) noch einen psychischen (91 %) Schaden aus. 98 % der<br />

<strong>Gewalt</strong>szenen wurden moralisch nicht beurteilt. Die Motive für die Ausübung von<br />

<strong>Gewalt</strong> waren überwiegend negativ (73 %). Angewandt wurde <strong>Gewalt</strong> häufiger von<br />

„guten“ (51 %) als von „bösen“ (34 %) Protagonisten (nur auf ernste <strong>Gewalt</strong> bezogen,<br />

kehrte sich das Verhältnis allerdings um: 32 % vs. 64 %). Gemessen an violenten Szenen<br />

pro St<strong>und</strong>e waren Musikvideos in der Studie von Lichter, Lichter <strong>und</strong> Am<strong>und</strong>son (1999)<br />

deutlich gewalthaltiger als die anderen drei untersuchten Genres (Fernsehserien,<br />

Fernsehfilme, Kinofilme). 296<br />

Der <strong>Gewalt</strong>gehalt von Musikvideos wurde auch im Rahmen der „National Television<br />

Violence Study“ (NTVS; vgl. Kapitel 3.1.2) untersucht (vgl. Smith u. a. 1998; für eine<br />

detailliertere Analyse auf Basis der Daten für das dritte Jahr der Untersuchung 1996/97<br />

vgl. Smith/Boyson 2002). Hierbei wurden die Sender MTV, BET <strong>und</strong> VH-1 berücksichtigt<br />

<strong>und</strong> 1.962 Musikvideos (dies entspricht 236 St<strong>und</strong>en) analysiert. Es zeigte sich, dass<br />

insgesamt nur 15 % der Musikvideos <strong>Gewalt</strong> enthielten, 297 wobei es z. T. deutliche Unter­<br />

schiede zwischen den Sendern gab (MTV: 17 %, BET: 17 %, VH-1: 7 %).<br />

In Bezug auf verschiedene Kontextfaktoren konstatierten Stacy L. Smith <strong>und</strong> Aaron A.<br />

Boyson (2002), dass <strong>Gewalt</strong> häufig in Form wiederholter <strong>Gewalt</strong>akte (d. h. mehr als ein<br />

violenter Akt pro gewalttätiger Auseinandersetzung) dargestellt wurde (61 % der vio­<br />

295 Die 518 analysierten Videos wurden während eines Monats im Jahr 1994 auf einem der vier größten nationalen<br />

US-amerikanischen Musiksender MTV („Music Television“), VH-1 („Video Hits – 1“), CMT („Country<br />

Music Television“) oder BET („Black Entertainment Television“) ausgestrahlt, <strong>und</strong> zwar zu einer Zeit, in der<br />

sie von besonders vielen Jugendlichen (im Alter zwischen 17 <strong>und</strong> 24 Jahren) gesehen wurden (Montag bis<br />

Donnerstag von 15 Uhr bis 21 Uhr, Freitag von 15 Uhr bis 1 Uhr <strong>und</strong> Samstag <strong>und</strong> Sonntag von 10 bis 12 Uhr).<br />

296 Der Durchschnittswert über alle vier Genres lag bei 31 violenten Szenen pro St<strong>und</strong>e, der für Musik- Videos<br />

bei 62.<br />

297 Denselben Wert ermittelten DuRant u. a. 1997. ➔<br />

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