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Übersicht Wirkungen von <strong>Gewalt</strong> in Film <strong>und</strong> Fernsehen<br />
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5 <strong>und</strong> 18 Jahren <strong>und</strong> stellten – kaum überraschend – fest, dass fast die Hälfte der Eltern<br />
von einer Besorgnis ihrer Kinder hinsichtlich der eigenen Sicherheit <strong>und</strong> der Sicherheit<br />
ihrer Angehörigen berichtete. 35 % erwähnten Stresssymptome (z. B. Vermeiden des<br />
Themas, Konzentrations- <strong>und</strong> Schlafschwierigkeiten, Reizbarkeit). Bei den Kindern,<br />
deren Eltern den Fernsehkonsum nicht beschränkten, waren diese Symptome um so<br />
stärker, je mehr die Kinder fernsahen.<br />
Stacy L. Smith u. a. (2002) konstatierten in einer in der Woche nach dem 11. September<br />
stattgef<strong>und</strong>enen Befragung von Eltern in Michigan, deren Kinder zwischen 5 <strong>und</strong> 17<br />
Jahre alt waren, dass 60 % der Eltern von Angstreaktionen ihrer Kinder berichteten. 25 %<br />
gaben an, ihre Kinder hätten Verhaltensauswirkungen (z. B. Schlaf- <strong>und</strong> Essstörungen)<br />
gezeigt. Es war zwar kein direkter Zusammenhang zwischen dem Ausmaß des Fernseh<br />
konsums <strong>und</strong> genereller Angst der Kinder nachweisbar, wohl aber mit Berichten über<br />
eine Besorgnis um die eigene Sicherheit <strong>und</strong> in Bezug auf das Fliegen mit Flugzeugen.<br />
In einer Studie im Auftrag des „New York City Board of Education“ wurde bei New<br />
Yorker Schulkindern ein halbes Jahr nach den Anschlägen festgestellt, dass bei den ca.<br />
10 % Schülerinnen <strong>und</strong> Schülern, die unter posttraumatischem Stress litten, die Sympto<br />
me bei denjenigen, die mehr Fernsehinformationen über den Terroranschlag gesehen<br />
hatten, stärker waren als bei denjenigen, die weniger derartige Fernsehberichte kon<br />
sumiert hatten (vgl. Applied Research and Consulting LLC/Columbia University Mail-<br />
man School of Public Health/New York State Psychiatric Institute 2002).<br />
Ähnliche Untersuchungen wurden auch nach dem Bombenanschlag in Oklahoma City<br />
(1995) durchgeführt, bei dem 168 Menschen getötet wurden. Auch hier zeigten die<br />
Bef<strong>und</strong>e, dass Jugendliche, die sich intensiv mit der Fernsehberichterstattung über das<br />
Ereignis befasst hatten, stärkere posttraumatische Stresssymptome zeigten, die auch<br />
über zwei Jahre anhielten, als weniger interessierte Jugendliche (vgl. Pfefferbaum u. a.<br />
1999; 2000; 2001).<br />
Die Aussagekraft dieser Studien ist allerdings insofern beschränkt, als hier wiederum<br />
nicht ausgeschlossen werden kann, dass sich die ängstlicheren Jugendlichen stärker<br />
mit der Berichterstattung befassten. Es ist anzunehmen, dass die Auswirkungen der<br />
untersuchten, extremen Ereignisse selbst möglicherweise viel entscheidender für die<br />
Reaktionen waren als die Tatsache, dass die Rezipienten davon aus dem Fernsehen<br />
erfuhren. Der Einfluss des Fernsehens im Vergleich zu anderen Informationsquellen ist<br />
bislang nicht untersucht worden, was auch mit der geringen Zahl von Personen zusam<br />
menhängen dürfte, die die Ereignisse nicht im Fernsehen gesehen haben. 143<br />
143 In der Studie von Smith u. a. (2002) sahen 87 % die Fernsehberichterstattung, bei Schuster u. a. (2001) verfolgten<br />
nur 8 % die Berichterstattung zum 11. September nicht. ➔<br />
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