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Medien und Gewalt.

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Übersicht Gr<strong>und</strong>lagen<br />

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Erregungstransfer-These<br />

Die Vertreter der „Excitation-Transfer“-These (v. a. Percy H. Tannenbaum <strong>und</strong> Dolf<br />

Zillmann) gehen davon aus, dass verschiedene <strong>Medien</strong>inhalte (<strong>Gewalt</strong>, aber auch<br />

Erotik, Humor, Sport usw.) unspezifische emotionale Erregungszustände beim Rezi­<br />

pienten auslösen können. Diese bilden ein „Triebpotenzial“, das die Intensität nachfol­<br />

genden Verhaltens erhöht. Um welches Verhalten es sich handelt, hängt von Situati­<br />

onsfaktoren ab <strong>und</strong> steht mit der Qualität der gesehenen Inhalte in keinerlei Zusam­<br />

menhang. Die These besagt lediglich, dass residuale, d. h. noch nicht abgebaute Erre­<br />

gung in Situationen, die zu der die Erregung bewirkenden Situation keinerlei Bezie­<br />

hung aufweisen müssen, zu intensiverem Verhalten führt. Bei einer entsprechenden<br />

situationsbedingten Motivation können erotische <strong>Medien</strong>inhalte ebenso gewalttätiges<br />

Verhalten fördern, wie violente Inhalte in der Lage wären, prosoziale Handlungen zu<br />

unterstützen.<br />

Stimulationsthese<br />

Erregungszustand des Individuums <strong>und</strong> Situationsfaktoren spielen auch bei der Stimu­<br />

lationsthese eine Rolle. Dieser Ansatz ist v. a. mit dem Namen Leonard Berkowitz ver­<br />

b<strong>und</strong>en. Berkowitz nimmt an, das Betrachten bestimmter (z. B. als gerechtfertigt dar­<br />

gestellter) <strong>Gewalt</strong> führe unter bestimmten Bedingungen zu einer Zunahme aggressi­<br />

ven Verhaltens. Zu diesen Bedingungen gehören persönlichkeitsbezogene <strong>und</strong> situati­<br />

ve Faktoren. Bei den persönlichkeitsbezogenen Faktoren handelt es sich v. a. um durch<br />

Frustration bewirkte emotionale Erregung. Situationsbezogene Bedingungen sind z. B.<br />

aggressionsauslösende Hinweisreize, die entweder mit der gegenwärtigen Verärge­<br />

rung oder mit vergangenen Erlebnissen assoziiert werden oder gr<strong>und</strong>sätzlich aggressi­<br />

onsauslösend wirken, wie z. B. Waffen (vgl. dazu Kapitel 3.3.5, 3.4.2.5). Ein durch Frus­<br />

tration bewirkter Zustand emotionaler Erregung schafft – so die Vermutung – eine<br />

Disposition für Aggression bzw. ein Handlungspotenzial, bei dem <strong>Gewalt</strong>darstellun­<br />

gen, v. a. wenn sie Ähnlichkeit zur realen Situation besitzen, aggressives Verhalten<br />

auslösen. Ein Nachweis des Stimulationsmechanismus ist aufgr<strong>und</strong> methodischer<br />

Mängel durch die Studien von Berkowitz <strong>und</strong> auch durch spätere Studien noch nicht<br />

eindeutig erbracht worden.<br />

Rationalisierungsthese<br />

Die Rationalisierungsthese befasst sich weniger mit den Auswirkungen von <strong>Medien</strong>ge­<br />

walt auf den Rezipienten als mit den Effekten, die die öffentliche Diskussion um die<br />

Folgen von <strong>Medien</strong>gewalt auf straffällig gewordene Personen ausüben kann. Es lässt<br />

sich beobachten, dass die Propagierung monokausaler Zusammenhänge Tätern nicht<br />

selten als Informationsquelle für die Rationalisierung bzw. Rechtfertigung ihres Ver­<br />

brechens dient. Vertreter der Rationalisierungsthese argumentieren, aggressive Indi­<br />

viduen würden violente Programme konsumieren, weil sie ihr eigenes Verhalten dann<br />

als normal einstufen oder sich die Illusion aufbauen könnten, sie agierten wie ein<br />

populärer Fernsehheld. Das Erlernen kriminellen bzw. violenten Verhaltens schließt<br />

das Erlernen von Rationalisierungstechniken ein, die es einer Person erlauben, ein<br />

günstiges Selbstbild zu bewahren, wenn zugleich ein damit unvereinbares Verhalten<br />

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