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Abschlussbericht des Forschungsprojektes zur Entwicklung neuer ...

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Portfolio in der Waldorfschule<br />

Portfolioarbeit: der Lehrer als ruhiger Beobachter und Coach, als planender<br />

Organisator.“ Es fand somit erstens eine Übertragung verschiedener,<br />

ursprünglich genuiner Lehreraufgaben auf die Schüler statt. Wie die Schüler<br />

diese Übertragung wahrgenommen haben und welche ihrer Aspekte sie in ihren<br />

Portfolios aufgreifen, wird im Folgenden noch gezeigt werden.<br />

Den Schülern wurde die Organisation <strong>des</strong> gesamten Klassenspielprozesses<br />

überlassen. Die Entscheidungskompetenz wurde nicht von dem Lehrer auf<br />

einzelne, gewählte oder von ihm bestimmte Schüler, sondern auf die ganze<br />

Klasse übertragen. Die Zuständigkeit aller Schüler für jede der anfallenden<br />

Sachentscheidungen, die gewissermaßen als Plebiszit durchgeführt wurden,<br />

stellte das zweite Grundprinzip der Neuorganisation dar.<br />

Dies entspricht dem Ansatz der Direkten Demokratie, die in ihrer reinen Form im<br />

Gegensatz zu repräsentativen Demokratieformen nicht das Delegieren von<br />

Entscheidungen an Vertreter kennt, sondern nur die direkte Sachentscheidung der<br />

Bürger vorsieht (vgl. Schiller:13). Insofern kann man das in Köln durchgeführte<br />

Schauspielprojekt als einen ‚direktdemokratischen Feldversuch’ in der Schule<br />

bezeichnen.<br />

Dass dies Auswirkungen auf die im Klassenspiel potentiell zu erwerbenden<br />

Fähigkeiten, auf mögliche Erfahrungen und erwerbbare Kompetenzen hat, ist leicht<br />

nachvollziehbar. Dies war eine der Hypothesen, die wir an das Material herantrugen.<br />

Die Analyse der Schauspielportfolios aus Köln hat diese erste Vermutung bestätigt.<br />

Durch die Reflexionsanstöße 52 <strong>des</strong> Lehrers an den Portfoliotagen angeleitet, haben die<br />

Schüler in ihren Portfolios den organisatorischen Prozessen (wie der Stückauswahl,<br />

der Rollenverteilung, den durchgeführten Abstimmungsverfahren, dem Aufkommen<br />

und der Überwindung von Konflikten bei der Entscheidungsfindung sowie den Tücken<br />

der Selbstorganisation in der Arbeitsgruppenarbeit) sehr viel Raum eingeräumt. Ein<br />

typisches Portfolio hat diese Themen auf insgesamt 21 Seiten bearbeitet. Die<br />

Beschreibungen der Rollenerarbeitung, Probenarbeit und der Aufführungen, in denen<br />

das künstlerische Lernen im Mittelpunkt steht, umfassen hingegen nur 5 Seiten (K-3).<br />

Bei einem anderen typischen Portfolio ist die Verteilung 17 zu 5 Seiten (K-21).<br />

Diese Schwerpunktsetzung der Schüler wurde im induktiven Analyseverfahren nach<br />

einer gründlichen Sichtung aller Portfolioteile beider Jahrgänge (2005/06 und 2006/07)<br />

aufgegriffen. Der Schwerpunkt der Analyse wurde auf die im Organisationsprozess<br />

angesprochenen interpersonalen Kompetenzen gelegt, die sich in den Portfolios<br />

52 In welcher Weise die Schwerpunktsetzung der Schüler, die die gemeinsamen<br />

Organisationsprozesse in den Mittelpunkt der Portfolios stellte, von den Lehrerinterventionen<br />

begünstigt war, wird noch beschrieben.<br />

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