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Abschlussbericht des Forschungsprojektes zur Entwicklung neuer ...

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Portfolio in der Waldorfschule<br />

Für unsere Arbeit war als Grundorientierung und Arbeitsbegriff der Ansatz von John<br />

Erpenbeck sehr hilfreich: Kompetenzen sind Dispositionen für selbstgesteuertes<br />

Handeln. Dass sie „Dispositionen“ sind, unterscheidet sie von „Qualifikationen“. Wer<br />

zu einer Handlung qualifiziert ist, kann sie unter normalen Umständen ausführen,<br />

reproduzieren. Kompetenz geht hierüber hinaus, Kompetenzen befähigen zum<br />

Handeln in unbekannten, in neuen, in fremden Situationen, sie sind übertragbare<br />

Qualifikationen, Qualifikationen für Situationen, für die der Kompetenzträger (noch)<br />

nicht qualifiziert ist. Kompetenzen verweisen auf offene Situationen, im Lernen, im<br />

Arbeiten, im Leben. Kompetenz bezieht sich damit auf die Selbstorganisation oder<br />

Selbstdisposition einer Person.<br />

Wie lassen sich Kompetenzen sichtbar machen? Qualifikation kann man messen,<br />

indem eine definierte Situation hergestellt wird, in der sich das qualifizierte Handeln<br />

erweisen kann. Ob hinter einer Qualifikation eine Kompetenz steht, muss sich dagegen<br />

in unbekannten Situationen erst erweisen. Dies entzieht die Kompetenzen der<br />

Messbarkeit. 6<br />

Anders gesagt: Kompetenz lässt sich in ihrem Wirken nur beobachten, wenn die<br />

Situation kontrolliert ist und wenn beim Beobachter für die Messung klar ist, wie sich<br />

kompetentes Handeln kreativ manifestieren würde. Wenn aber der Inhalt kreativen<br />

Handelns schon bekannt ist und sich in ein festes Muster pressen lässt, dann geht es<br />

möglicherweise garnicht mehr um Kompetenzen, sondern lediglich um Qualifikation.<br />

Die Forschungsliteratur <strong>zur</strong> Kompetenz und die psychologische Praxis – besonders<br />

relevant ist das Thema offensichtlich in der Berufssoziologie und bei der Voraussage<br />

beruflicher Performanz – versuchen dieses Dilemma der Kompetenzmessung durch<br />

immer raffiniertere Testverfahren zu umgehen. Das „Assessment Center“, um nur ein<br />

Beispiel zu nennen, hat sich als ein Verfahren zum Sichtbarmachen von Kompetenzen<br />

in beruflichen Bewerbungssituationen beispielsweise durchgesetzt – aber es ist<br />

grundsätzlich nicht möglich, in standardisierten Testverfahren dauerhaft einen Horizont<br />

<strong>des</strong> Unerwartbaren offenzuhalten: und nur dann könnten doch Kompetenzen<br />

„gemessen“ werden. 7<br />

In der schulischen Situation ist es wahrscheinlich auch gar nicht sinnvoll, avancierte<br />

Messverfahren <strong>zur</strong> Kompetenzfeststellung zu verwenden. Sie würden einen massiven<br />

6 Natürlich ist uns bewusst, dass es eine breite Literatur zum Messen von Kompetenzen gibt.<br />

Vgl. z. B. John Erpenbeck und Lutz Rosenstiel, Handbuch Kompetenzmessung. Erkennen,<br />

verstehen und bewerten von Kompetenzen in der betrieblichen, pädagogischen und<br />

psychologischen Praxis, 2. Aufl., Stuttgart 2007.<br />

7 „Assessment Center“ kann man inzwischen trainieren. Wenn man etwas trainieren kann, wird<br />

es <strong>zur</strong> Qualifikation. – Man kann dann ein Assessment Center „bestehen“.<br />

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