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Abschlussbericht des Forschungsprojektes zur Entwicklung neuer ...

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Portfolio in der Waldorfschule<br />

Dieser hohe Zeitbedarf ist zum Teil natürlich darauf <strong>zur</strong>ückzuführen, dass die<br />

Ereignisse, zu denen Portfolios erarbeitet werden sollten, im Schulalltag ja nur ein Mal<br />

im Jahr vorkommen und damit de facto nur wenig Zeit zum Üben bleibt. Viel schwerer<br />

scheint uns aber zu wiegen, dass in den Schulen erhebliche Veränderungen und bei<br />

den Akteuren eine ganze Reihe von Lernschritten realisiert sein müssen, bevor man an<br />

die eigentliche Portfolioarbeit herangehen kann (s. u.). Diese notwendigen<br />

Vorbereitungen wurden in unserem Projekt im Vorfeld deutlich unterschätzt und<br />

schälten sich erst allmählich klarer heraus. Es reicht nicht aus, Lehrern etwa im<br />

Rahmen einer Fortbildung einmal zu erklären, was ein Portfolio ist, und dann von ihnen<br />

zu erwarten, dass sie das dann weitgehend selbständig umsetzen. Dazu greift das<br />

Portfolio – wie wir heute wissen – viel zu stark in die gewohnten Abläufe und<br />

Rollenmuster von Schule ein, die zu verändern eben – Zeit braucht.<br />

Außerdem muss man sich natürlich darüber im Klaren sein, dass selbst dann, wenn die<br />

Portfolioarbeit an der Schule prinzipiell eingeführt ist, jede neue Generation von<br />

Schülern – abhängig von der Klassenstufe, ab der mit Kompetenzpoprtfolios gearbeitet<br />

werden soll – erneut und grundlegend an diese Arbeit herangeführt werden muss.<br />

D. h., jede Schule, die sich dieses Instruments dauerhaft bedienen will, braucht eine<br />

spezielle institutionalisierte Form der Vorbereitung und Hinführung der Schüler auf<br />

diese Arbeit. Man darf nicht erwarten, dass sich die Portfolioarbeit selbst erklärt oder<br />

von den Schülern ganz selbstverständlich „gekonnt“ wird, sondern sie muss von jeder<br />

Schülergeneration wieder neu erlernt werden – wie das Lesen und Schreiben.<br />

Warum das so ist, wird schnell klar, wenn wir auf die für diese Portfolioarbeit nötige<br />

Rollen- und Verhaltensänderung der Schüler blicken.<br />

6.2.2. Voraussetzungen bei den Schülern<br />

6.2.2.1. Bewusstsein für den eigenen Lernprozess<br />

Als erstes fiel uns auf, wie wenig Schüler es gewohnt sind, über ihren Lernprozess<br />

nachzudenken. Sie scheinen die Verantwortung dafür vollkommen an die Institution<br />

Schule bzw. an ihre Lehrer abgegeben zu haben. Der Frage, welche Fähigkeiten an<br />

bestimmten Tätigkeiten deutlich wurden bzw. gelernt wurden, ist für die meisten<br />

Schüler erst einmal ganz fremd und unverständlich. Obwohl sie Schüler – also durch<br />

die Rolle als Lernende zentral geprägt – sind, ist Lernen für sie offenbar kein Thema<br />

und kein Gegenstand bewusster Auseinandersetzung. Darüber mag man sich wundern<br />

und sich fragen, ob hier nicht ein schwerwiegen<strong>des</strong> Versäumnis von Schule liegt:<br />

Tatsache ist aber, dass selbst Oberstufenschüler, auch noch Abiturienten, sich über ihr<br />

Lernen keine Gedanken machen und sich über ihr eigenes Lernen kaum bewusst sind.<br />

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