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Abschlussbericht des Forschungsprojektes zur Entwicklung neuer ...

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Portfolio in der Waldorfschule<br />

Schreiben zu tun hatte. Das Protokoll der Schlussbesprechung verzeichnet hierzu: „Die<br />

Schüler haben ein Problem mit der Schriftlichkeit der Portfolios. Sie äußern, extra das<br />

praktische Fach gewählt zu haben, um nicht mehr schreiben zu müssen. Sie haben<br />

bisher sehr schlechte Erfahrungen mit dem Schriftlichen an sich gemacht, da ihnen in<br />

diesem Bereich ihr Versagen in der Vergangenheit offensichtlich wurde und es ihnen<br />

regelrecht vorgeführt wurde.“ 31<br />

Die Unlust oder auch die Ungeübtheit dieser Schüler, ihre mangelnde Erfahrung, sich<br />

im schriftlichen Medium auszudrücken, ihre verfestigte Misserfolgserwartung auf<br />

diesem Gebiet und die Vorstellung, dass schriftliche Leistung etwas ist, das zu den<br />

Schülern passt, die einen höheren Schulabschluss anstreben, aber nicht zu uns – das<br />

sind offenbar die Kernprobleme, die in diesem Teilprojekt eine erfolgreiche<br />

Portfolioarbeit verhindert haben. 32 Weist das auf eine Schwäche hin, die insgesamt das<br />

Arbeiten mit Portfolios im Schulunterricht auszeichnet, müssen Portfolios nicht immer<br />

im Medium <strong>des</strong> Schreibens entstehen? Dieser Befund entbehrt nicht der Tragik:<br />

Ausgerechnet die Portfolio-Methode, die geeignet sein könnte, auch „schwächeren<br />

Schülern“ bewusst zu machen, dass sie etwas und was sie alles können, scheitert an<br />

einer chronischen Schwäche gerade dieser Schüler, nämlich ihrem gebrochenen<br />

Verhältnis zum schriftlichen sprachlichen Ausdruck. Dieser Teufelskreis muss<br />

aufgebrochen werden, wenn man gerade mit dieser Klientel mit Portfolios arbeiten will,<br />

die für sie eine durchaus heilsame Wirkung haben könnten – eine Aufgabe allerdings,<br />

die in Krefeld noch nicht gelungen ist.<br />

Ein Weiteres kam hinzu. Der Bogen von den Auftaktstunden am Ende <strong>des</strong> 11. bis zum<br />

Abschluss am Ende <strong>des</strong> 12. Schuljahrs war sehr weit, offensichtlich zu weit gespannt.<br />

„Die Ausgangssituation und Ausgangsfrage trug nicht über das ganze Jahr.“ 33 – Das<br />

Projekt<strong>des</strong>ign, das am Anfang plausibel erschien, dass nämlich aus dem Abschluss<br />

und seinen Anforderungen heraus der Lernprozess organisiert und reflektiert werden<br />

kann, wurde von Problemen überlagert, die sich aus der täglichen Auseinandersetzung<br />

mit dem Lernen ergaben. – Die Schülermappen zeigen dies sehr deutlich: Es werden<br />

dort eben vor allem die Probleme <strong>des</strong> Tages – der Holzeinkauf, die falsche Naht, die<br />

Planung <strong>des</strong> Werkstücks – besprochen. Während der Arbeit beschäftigte man sich<br />

ausschließlich mit diesen Fragen, der Sachprozess stand im Vordergrund. Das Ziel der<br />

Lernreflexion dagegen lag sehr fern.<br />

31 Ebd.<br />

32 Nebenbei bemerkt: Dieser Befund verweist natürlich auch auf das nicht hinnehmbare<br />

Schicksal „schwächerer Schüler“ an dieser Waldorfschule, die in dieser Hinsicht aber wohl<br />

kaum allein steht; genau dies wurde den beteiligten Lehrern auch sehr bewusst.<br />

33 Ebd.<br />

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