Abschlussbericht des Forschungsprojektes zur Entwicklung neuer ...

Portfolio in der Waldorfschule
4. das Thema ist ein Bearbeitbares – ein Hauptziel kann formuliert
werden und vom Schüler eingeschätzt werden
5. der Schüler entwickelt ein echtes Interesse ( eine wachsende Begeisterung
)
6. der Schüler entdeckt in der Anfangsphase neue Fragen am Thema
7. der Untertitel des Themas enthält Fragen, die auch beantwortet
werden können
8. eine größtmögliche Freiheit in der anfänglichen Themenwahl /
Themenformulierung soll beibehalten werden
9. der Schüler kann bei anderen Personen Interesse am Thema wecken
10.der Schüler hat sich mit dem Thema wirklich verbunden
11.der Schüler kann sich in der Anfangsphase am Thema entfalten 46
Man kann die Positionen auf der Liste in drei Forderungen zusammenfassen, nämlich
die Originalität (Anstriche 1 und 6), Bearbeitbarkeit (4, 6, 7) und persönlicher Bezug (2,
3, 5, 9-11). Die Freiheit, die im 8. Anstrich gefordert ist, betrifft den Prozess der
Themenwahl und nicht das Thema. Es fällt auf, dass der persönliche Bezug in mehre-
ren Aspekten umschrieben, die Bearbeitbarkeit dagegen recht knapp dahingehend
operationalisiert wird, dass ein Ziel erkennbar ist und dass Fragen formuliert oder
impliziert werden. 47 – Für eine Evaluation der Themenwahl müssen die Kriterien
„persönlicher Bezug“ und das „Entdecken neuer Aspekte“ wegfallen, dies ließe sich
erst aus der Arbeit selbst, mit letzter Sicherheit sogar nur aus einer Befragung der
Schüler erfahren. „Originalität“ lässt sich nicht operationalisieren, es geht ja gerade um
das Neue, das Überraschende, das nicht Operationalisierbare. 48 Es bleibt so die
Möglichkeit, die „Bearbeitbarkeit“ des Themas zu überprüfen. Wenn man die Anforde-
rungen etwas anders formuliert als in der zitierten Kriterienliste, dann wären die
Kriterien für ein gelungenes Thema:
Der Schüler hat ein Ziel formuliert und geht damit um (Fokus, Thema),
im Thema muss eine Frage enthalten sein, diese Frage kann als beantwortbar
gelten.
46
Arbeitsgruppenprotokoll Jahresarbeit vom 12.1.06, nicht veröffentlicht. Anstriche im Original
sind durch die Nummerierung ersetzt.
47
Das Kriterium der Originalität ist recht schwierig: „Originell“ ist z.B. etwas, was überrascht. Es
stellt sich dann die Frage, wer überrascht wird, wessen Perspektive eingenommen werden soll.
– Legt man Originalität als Kriterium an, fallen Arbeiten durch, die eine Wahrheit oder
Erkenntnis bestätigen (und deswegen eben nicht überraschen), auch wenn sie richtig und
sauber recherchiert sind.
48
Wobei die Frage hier offenbleiben mag, ob man von der Arbeit eines Schülers Originalität
überhaupt verlangen darf. Schön ist, wenn originelle Ansätze oder Lösungen zustandekommen,
aber wie selten sind im menschlichen Arbeiten jene Momente der Inspiration, die Originelles
hervorbringen.
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