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Abschlussbericht des Forschungsprojektes zur Entwicklung neuer ...

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Portfolio in der Waldorfschule<br />

Man lernt nur, wo man Herausforderungen meistert. Im Falle <strong>des</strong> Lernens von<br />

Handlungen sind das eben Handlungsherausforderungen. Lernen ist <strong>des</strong>halb mit<br />

Unsicherheit, Offenheit, Risiko verbunden. Aber gelernt wird auch nur, wo der<br />

Lernende nicht bei dieser Unsicherheit stehen bleibt oder am Risiko scheitert, sondern<br />

sie eben erfolgreich bewältigt. Psychologen nennen diese Grundlage <strong>des</strong> Lernens<br />

<strong>des</strong>halb das Herausforderungs-Bewältigungs-Paradigma.<br />

Das heißt: Wo keine Anforderung, kein Widerstand, keine Belastung besteht, besteht<br />

auch kein Grund zum Lernen, denn wenn alles glatt geht und man alles im Griff hat,<br />

gibt es keinen Anlass, etwas zu lernen. Gelernt werden kann aber auch nur dann und<br />

insoweit, als diese Herausforderung bewältigt, d.h., schließlich gemeistert wird, denn<br />

scheitert man, hat man eben auch nicht gelernt, wie es geht, war das Lernen nicht<br />

erfolgreich und hat man allenfalls gelernt, dass man es eben nicht geschafft, sondern<br />

versagt hat. Das „Lob <strong>des</strong> Fehlers“ als der Voraussetzung zum Lernen bedeutet<br />

natürlich nicht, dass der Fehler bestehen bleiben soll: Zum Lernanlass wurde er ja nur,<br />

wenn er schließlich überwunden und in Zukunft vermieden wird.<br />

Damit stoßen wir auf entscheidende Anforderungen an Lehrende: Sie können, wie wir<br />

sahen, ihre Schüler gar nicht „lernen“ (also ihnen etwas „beibringen“), sondern sie<br />

können im Grunde genommen nur deren Lernprozesse anregen, fördern, ermöglichen,<br />

unterstützen und begleiten – lernen müssen die Schüler schon selbst. Die Lehrenden<br />

können Lernsituationen schaffen und Lernhindernisse <strong>zur</strong> Seite räumen – viel mehr<br />

können sie eigentlich nicht. Und Lernsituationen schaffen sie u.a. dadurch, dass sie für<br />

Herausforderungen sorgen – aber gleichzeitig auch dafür, dass diese<br />

Herausforderungen schließlich vom Lernenden gemeistert werden können, und zwar<br />

durch erfolgreiche Selbstveränderung (= lernen). In der Pädagogik ist hier stets die<br />

Rede von der dosierten Überforderung, d.h. einer Anforderung, die zwar das bisherige<br />

Können und Wissen übersteigt – aber eben nur so weit, dass es vom Lernenden noch<br />

gemeistert werden kann, dass er das Vertrauen nicht verliert, die Aufgabe durch<br />

eigene Mühe und eigenes Zutun bewältigen zu können.<br />

Man benötigt fürs Lernen Herausforderungen – und das heißt zum einen die<br />

Herausforderung in der Sache, die Freude oder Neugier, etwas zu wissen oder zu<br />

können, das heißt aber auch oft: die Krise, den Widerstand, den Fehler. Das macht<br />

Mühe und zeigt, dass Lernen (harte) Arbeit an sich selbst ist. Es verweist aber auch<br />

auf die Grenzen <strong>des</strong> Alleinlernens: Nicht jede Lernherausforderung kann nur aus<br />

eigener Kraft gemeistert werden, sondern manchmal kann es ganz hilfreich sein, wenn<br />

es jemanden gibt – z.B. einen Lehrer –, der einem Hilfen gibt, um über die Hürden zu<br />

kommen, auch wenn weiterhin klar ist: Darüber kommen muss der Lernende auf jeden<br />

Fall selber!<br />

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